Mr. Fire und ich (Band 3)
mich fatal. Ich musste warten, bis das Unwetter vorbeigezogen war.
„Und Sie, warum übermitteln Sie mir diese Nachricht? Sie wissen, dass ich nicht über diesen gemeinen Typ sprechen möchte, oder?! Hätte Sie das nicht für sich behalten können? Sie suchen mich auf, um mich aus der Fassung zu bringen? Wozu? Ich entschuldige mich tausendmal bei Ihnen und Sie? Das einzige, was für Sie zählt, ist mein Leben mit den Klageliedern meines Vater zu beschmutzen?“
Ich blieb ruhig. Mir war klar, dass seine Wut eine solche Intensität hatte, dass seine Worte sein Denken überstiegen.
„Sie sagen nichts mehr?“
Ich antwortete mit einem sehr ruhigen Ton, hörbar aber nicht zu stark:
„Sie sind wütend, das ist Ihr Recht, und Sie haben bestimmt gute Gründe, wütend zu sein. Wem sind Sie böse? Ihrem Vater? Ihnen selbst? Machen Sie mich weder zur Verantwortlichen noch zum Ziel für diese Wut. Achten Sie darauf, nicht alles zu vermischen. Außerdem machen Sie mich ganz schwindelig, wenn Sie sich so aufregen.“
Meine Worte schienen ihn zu überraschen. Ich fühlte seine Verunsicherung durch die ruhige Art, mit der ich sprach. Er musste feststellen, dass er mit seinen Äußerungen zu weit gegangen war, dass seine Reaktion überzogen, vielleicht ein wenig lächerlich war. Er beruhigte sich.
„Hast er noch etwas anderes zu Ihrem Freund gesagt?“
Ich zögerte, ihm die Wahrheit zu sagen. Soweit ich mir der Richtigkeit von Camilles Worten nicht sicher sein kann, und es mit Sicherheit nicht meine Aufgabe ist, seine Geschichte an Daniel zu übermitteln, kann ich ihm nur sagen, um ihn nicht zu belügen, dass Camille sich ihm anvertraut hat.
„Er musste Tom überzeugen, ihm zu helfen. Er erzählte ihm einige Dinge über sein Leben.“
„Welche?“
„Ich weiß es nicht genau. Nur Ihr Vater kann sie Ihnen erzählen. Sie müssten ihm zuhören...“
„Sie wissen nicht, wovon Sie sprechen, Julia.“
„Nein, zweifellos. Aber nach der Geschichte in Sterenn Park war ich wirklich wütend auf Sie und unendlich enttäuscht. Dennoch habe ich es akzeptiert, Ihnen zuzuhören, und Ihre Erklärungen haben mir gezeigt, dass ich nicht alle Fakten kannte, um die Situation zu beurteilen. Warum können Sie nicht dasselbe mit Ihrem Vater tun? Hören Sie ihm wenigstens zu. Und urteilen Sie danach.“
Daniel erhob seine Stimme nicht mehr, sein Blick war nicht mehr bedrohlich sondern ein wenig vage, sein wütender Gesichtsausdruck war nun nachdenklich.
„Sie haben Recht.“
Eine lange Stille war nötig, um die Situation von ihrer Schwere zu befreien.
„Ich bin nicht sauer, Julia“, sagte Daniel schließlich bevor er mich küsste. „Müssen Sie heute etwas erledigen?“
„Es wäre gut, wenn ich etwas Marktforschung betreiben könnte. Sarah und ich müssen ein Apartment für Anfang Oktober finden.“
„In diesem Fall werde ich Ray bitten, Sie zu begleiten. In welchem Arrondissement suchen Sie?“
„Ich weiß es noch nicht, ich wollte mir die Sachen heute genauer anschauen.“
„Wenn Sie irgendwo hinfahren müssen, steht Ray Ihnen zur Verfügung. Andernfalls finden Sie einen Rechner im Büro für Ihre Recherchen. Aber machen Sie sich keine Gedanken über Ihr Apartment. Genießen Sie das schöne Wetter auf der Terrasse. Erholen Sie sich. Ich muss los. Ich werde gegen 18.30 Uhr wieder zurück sein.“
„Sehr gut.“
Als ich allein bei Daniel war, bemerkte ich, dass ich sogar nicht wusste, wie alles aussah. Es war stockdunkel, als ich gestern ankam, und Ray hat mich direkt ins Zimmer gebracht. Ich beschloss, einen kleinen Rundgang zu machen. Das Wohnzimmer, in dem ich mich befand, war der zentrale Mittelpunkt einer langen Reihe von Zimmern, die sich nur durch die Wandseiten unterschieden, und von denen sich keine Tür schließen ließ außer der im Schlafzimmer. Sie sind ganz weiß, vom Boden bis zur Decke. Sogar die meisten Möbel und Stoffe sind rein weiß. Das hatte nichts mit Sterenn Park gemeinsam. Hier sind die Linien gerade, die Gegenstände funktionell; es gibt ausschließlich Designmöbel, die Atmosphäre ist fast klinisch.
Hinter mir befanden sich ein Bürobereich und ein kleines Wohnzimmer. Davor ein Esszimmer und ganz unten eine große offene Küche. Im großen Wohnzimmer stand ein großes Ecksofa und vier Sessel waren rund um einen Couchtisch aus Glas angeordnet. Wenig Dekoration an den Wänden, einige Lampen, hier eine Silbervase, dort ein kleines Buffet aus lackiertem Holz. Und mitten im Zimmer ein Flügel.
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