Mr. K: Thriller (German Edition)
und starb oder ob ich kämpfend aus dem Leben schied.
Brotsky und ich starrten uns gegenseitig an. Es dauerte wahrscheinlich nicht länger als eine Sekunde, aber mir kam es viel länger vor. Lange genug zumindest, dass ich einen Entschluss fassen konnte. Lange genug, um zu entscheiden, was ich aus meinem Leben machen wollte.
Plötzlich machte es
KNACK.
Es war der Holzlöffel in meinem Mund. Ich hatte so stark auf den Griff gebissen, dass er zerbrach.
Dann stürzte ich mich auf den Dreckskerl.
Brotsky riss die Augen weit auf und hob abwehrend die Hände, als ich auf ihn zu hüpfte und mit dem Steakmesser auf ihn einstach. Ich hörte ein Knurren und stellte fest, dass esmeine eigene Stimme war. Ich traf ihn am Unterarm und an der Schulter und stieß ihm dann die Klinge bis zur Hälfte in die fleischige Brust.
Er schlug nach mir und traf mich am Kinn. Ich taumelte rückwärts in den Flur und prallte mit dem Rücken so heftig gegen die Wand, dass ich Sterne sah. Aber ich schaffte es irgendwie, nicht das Gleichgewicht zu verlieren und das Messer in der Hand zu behalten.
Brotsky starrte mich an. Er hatte immer noch diesen irren Blick, aber gleichzeitig sah ich etwas anderes in seinen Augen.
Furcht. Er hatte Angst vor mir.
»Komm schon, du feige Sau!«, schrie ich ihm entgegen und fuchtelte mit dem Messer herum, von dessen gezackter Klinge Brotskys Blut tropfte.
Victor Brotsky griff in seine Hosentasche und zog seinen Schlüsselbund hervor.
Dann stürzte er an mir vorbei in Richtung Ausgang.
Fünf Sekunden später hatte er die Tür geöffnet.
Noch fünf Sekunden später und er war auf Knien und hatte die Hände hinter dem Kopf verschränkt. Drei Polizisten hielten ihn mit ihren Dienstwaffen in Schach, und drei weitere Kollegen stürmten mit gezogenen Pistolen ins Haus, während draußen auf der Straße, auf dem Rasen und in Victor Brotskys Blumenbeet ein halbes Dutzend Streifenwagen mit eingeschalteten Blaulichtern parkten.
Heute
10. August 2010
»Sie werden mich foltern, selbst wenn Sie das Geld bekommen«, sagte ich zu John Dalton.
Er starrte mich schweigend an. Obwohl mein Bein so wehtat, dass ich Angst hatte, den Verstand zu verlieren, brachte ich es fertig, laut zu lachen.
»Sie sind einfach nur lächerlich, John. Sie glauben, dass Sie was Besonderes sind. Eiskalt und ohne Emotionen. Sie töten nur, weil Sie gut darin sind und weil man Sie dafür gut bezahlt. Aber ich habe Ihre Lügenmärchen durchschaut. Ich weiß, wie Sie wirklich ticken.«
Daltons Augen verengten sich zu Schlitzen, aber er sagte immer noch nichts.
»Was war das noch mal für ein Schwachsinn, den Sie mir vor ein paar Jahren verzapft haben? Das mit den zwei Typen von Mördern, von denen der eine sich an seinen Schandtaten aufgeilt, während der andere nichts dabei verspürt, keinerlei Gefühlsregung. Sie wollten mir damals einreden, dass Sie zum zweiten Typus gehören. Der eiskalte, vollkommen gefühllose Killer. Was für eine gigantische Selbsttäuschung.«
Ich beugte mich vor, so weit, wie es mir meine Fesseln erlaubten.
»Aber Sie sind in Wirklichkeit gar nicht so emotionslos, oder, John? Ihnen gefällt der Scheiß. Ich kann mir gut vorstellen, wie Sie in Ihrem Strandhaus sitzen, sich Ihre Filme anschauen und Ihre Bücher lesen und dabei ganz geil werden. Und dann denkenSie an all die abartigen Sachen, die Sie mit Ihren Opfern gemacht haben, und wichsen sich einen ab.«
Dieses Mal zuckte er sogar ein wenig zusammen. Die kalte und unbewegliche Maske in seinem Gesicht bekam erste Risse.
»Moment mal, jetzt hätte ich’s doch glatt vergessen. Es sind nicht nur die Bücher. Sie haben einen Fotografie-Fetisch. Das ist für Sie fast schon so was wie Pornografie, stimmt’s, John? Ich wette, Sie haben jede Menge Fotos von dem ganzen abartigen Scheiß, den Sie mit Ihren Opfern angestellt haben. Ist das die einzige Art, wie Sie sich männlich fühlen können? Indem Sie sich an wehrlosen Menschen vergreifen?«
Dalton verschränkte die Arme vor der Brust und biss sich auf die Unterlippe. »Ich hab’s wegen dem Geld gemacht.«
»Sie haben’s gemacht, weil es Sie aufgeilt. Geben Sie doch zu, dass ich recht habe. Sie können es kaum erwarten, dieses Spekulum an mir auszuprobieren, stimmt’s? Ich wette, Sie haben einen Ständer bekommen, als Sie das Ding gekauft haben. Sagen Sie’s mir ruhig, Mr. K. Wie viele von Ihren Opfern haben Sie vergewaltigt?«
»Ich … ich hab überhaupt niemanden vergewaltigt.«
»Das glauben Sie doch
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