Mr Monk und die Feuerwehr
dastand und etwas auf dem Boden eingehend betrachtete. Ich hörte, wie er sich räusperte, um auf sich aufmerksam zu machen. Gayle richtete sich prompt auf und drehte sich zu ihm um.
»Hallo, Gayle. Ich bin Adrian Monk, ich bin Berater der Polizei.« Monk zuckte mit einer Schulter, um sie auf das Feuerwehrabzeichen an seinem Revers hinzuweisen. »Und ich bin einer Ihrer Kollegen.«
Sie zog eine Augenbraue hoch. »Ach, wirklich?«
»Könnte ich bitte einen Beutel haben?«
Sie holte aus der Jackentasche einen kleinen Plastikbeutel, der für die Aufbewahrung von Beweisstücken bestimmt war.
»Könnten Sie ihn bitte aufhalten?«
Sie tat ihm den Gefallen, und er ließ Asche und Zigarrenstummel in den Beutel fallen. Dann schlug er vorsichtig die Handflächen aneinander, um auch noch die letzten mikroskopisch kleinen Spuren der Zigarre loszuwerden. Vorsichtshalber wischte er sich die Hände aber noch ein gutes Dutzend Mal ab.
»Danke«, sagte Monk und ließ die Frau mit dem Plastikbeutel stehen, während er seine Aufmerksamkeit auf den Wohnzimmertisch richtete. Dessen Metallrahmen und dicke Glasplatte hatten das Feuer praktisch unversehrt überstanden, während von der Couch davor nur noch ein paar Sprungfedern aus der Asche ragten. Ähnlich wenig war auch von den zwei Sesseln übrig geblieben, die sich auf der anderen Seite des Tischs befanden.
Gayle verschloss den Beutel und steckte ihn schließlich widerwillig in die Jackentasche, da sie keine andere Möglichkeit sah, ihn irgendwo zu deponieren. Ich konnte gut nachempfinden, wie sie sich in diesem Moment fühlte.
»Wo wurde die Leiche gefunden?«, fragte Monk, der neben dem Tisch hockte und sich einen Aschenbecher, eine Tasse und einen Plastikklumpen ansah, bei dem es sich um die Fernbedienung für den Fernseher handeln musste.
Gayle warf Stottlemeyer einen Blick zu, er nickte zustimmend. »Auf der Couch«, sagte sie.
»Wo auf der Couch?«
Die Frau zeigte auf das Ende der Couch, das von Monk am weitesten entfernt war. »Sie saß in der Ecke, die Hand auf der Armlehne. Die Zigarette fiel ihr aus den Fingern und landete auf einem Stapel Zeitungen auf dem Boden, der in Flammen aufging. Das Feuer breitete sich von dort aus, erfasste die Couch, die Vorhänge und schließlich den ganzen Raum. Überall lagen stapelweise alte Zeitungen, außerdem Zigaretten und Streichhölzer. Man könnte fast sagen, das Feuer hat nur darauf gewartet, endlich auszubrechen.«
Monk ging zum Fernseher und sah von dort erst Richtung Sofa, dann zu den Überresten der beiden Sessel.
»Haben Sie Hinweise auf Brandbeschleuniger gefunden?«, wollte Stottlemeyer wissen.
»Nein«, antwortete Gayle. »Die Zigarette hat eindeutig das Feuer verursacht. Sieht nach einem Unfall aus.«
Monk nickte zustimmend. »Danach sieht es aus.«
»Wunderbar«, meinte der Captain. »Dann bin ich ja früh zu Hause und kann meinen freien Sonntag weiter genießen.«
»War es aber nicht«, fügte Monk an.
»Wie bitte?«, fragte Gayle gedehnt und stützte die Hände herausfordernd in die Hüften.
»Es war kein Unfall«, erklärte er. »Es war Mord.«
»Oh verdammt«, zischte Stottlemeyer.
»Er irrt sich«, beharrte Gayle.
»Nein, tut er nicht«, gab der Captain frustriert zurück. »Wenn es um Mord geht, irrt er sich nie.«
»Ich mache meinen Job schon seit zehn Jahren.« Gayle öffnete die Jacke, um Monk das Abzeichen auf ihrem Uniformhemd zu zeigen. »Das hier ist eine echte Dienstmarke, Mr Monk. Und ich kann Ihnen versichern, hier findet sich absolut kein Beweis für Brandstiftung.«
Monk ging zum einen Ende der Couch. »Sie sagten, die Frau starb genau hier.«
»Richtig«, bestätigte Gayle. »Ihr Name war Esther Stoval, vierundsechzig Jahre alt, verwitwet. Die Nachbarn sagen, sie war Kettenraucherin. Sie haben sie immer nur mit einer Zigarette im Mund oder in der Hand gesehen.«
»Hat sie allein hier gelebt?«
»Mit gut einem Dutzend Katzen«, antwortete Gayle. »Die sind vor dem Feuer geflohen und halten sich schon den ganzen Tag hinter dem Haus auf. Wir warten darauf, dass sie vom Tierschutzverein abgeholt werden.«
»Verdammt«, murmelte Stottlemeyer und sah zu mir. »Können Sie an Ihrem Niesen erkennen, ob Sie wegen Katzenhaaren oder aus einem anderen Grund niesen?«
»Nein«, sagte ich.
»Ich auch nicht«, meinte er erleichtert. »Dann geht es also nicht nur mir so.«
»Nein, es geht nicht nur Ihnen so«, versicherte ich ihm.
»Wenn sie allein war, warum saß sie dann hier?«, fragte
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