Mr. Peregrines Geheimnis: Roman (German Edition)
Schwall Tinte schoss aus der Feder und traf das Aalmonster am Kopf. Es wich unter Schmerzgeheul zurück, und Darwen glaubte Rauch von der Stelle aufsteigen zu sehen, wo das rechte Auge gewesen war.
Aber das Aalgeschöpf war noch nicht fertig mit ihnen, auch wenn es auf einer Seite geblendet sein mochte. Es stieß wieder zu. Darwen zielte mit dem Füller und drückte den Kolben noch einmal herunter, aber es war kaum noch Tinte darin, und nur ein dünner Strahl verließ die Spitze. Das Wesen, das früher einmal Miss Murray gewesen war, stieß ein langes, raues Lachen aus und glitt näher an Alex heran, um seine Drohung wahrzumachen.
Alex schlang die Arme um den Körper, als die schreck lichen Zähne nach ihr schnappten. Darwen fasste noch einmal in seine Tasche.
»Sie wollten das hier haben«, rief er. »Erinnern Sie sich?«
Es war sein Fotoalbum. Er hielt es wie einen Schild vor sich hoch, als das Ungeheuer zu ihm herumfuhr und das Maul aufriss. Dabei streifte es das Buch, und sofort entstand eine leuchtend rote, brennende Schwellung dort, wo der Umschlag den Kopf berührt hatte. Der Aal wand sich vor Schmerz.
»Du hast gesagt, dass es dir nichts bedeutet!«, stieß das Wesen hervor. »Es wären nur Bilder, hast du gesagt, und du hättest das alles hinter dir gelassen!«
»Tja«, sagte Darwen, »in dem Augenblick war das auch so.«
Und dann schlug er mit dem Buch zu. Das Ungeheuer zuckte zur Seite, als hätte es sich verbrannt, und plötzlich versuchte das Aalmonster zu entkommen. Darwen griff weiter an, das Fotoalbum im Anschlag. Der Aal zischte, dann stürzte er sich mit dem Kopf voran durch die Gitterstäbe ins Freie und zog den verbrannten Körper hinter sich her.
Fast im gleichen Augenblick gelang es Rich, die Käfigtür aufzustoßen.
»Los!«, rief er.
In wenigen Sekunden waren sie aus dem Käfig heraus. Der Aal, der aus Miss Murrays Körper geschlüpft war, schlängelte sich in rasender Geschwindigkeit durch das Gras zum Schulgebäude, und die Gestalt mit der Kapuze schwebte hinter ihm her.
»Was haben sie vor?«, fragte Alexandra. »Wollen sie immer noch Kinder von der Party wegschleppen?«
»Nein, das glaube ich nicht«, sagte Darwen. »Jetzt werden sie nur noch versuchen, in ihre Welt zurückzukehren.« Er wandte sich an die kleine Talfee, die um sie herumschwirrte. »Motte, können sie das Tor nehmen, durch das du zu uns gekommen bist?«
»Nein«, antwortete sie. »Die Wächter haben ihre Portale wieder mit Energie versorgt und eins umgeleitet, um uns hierher zu bringen, aber dem Feind ist es verschlossen. Sie werden einen anderen Weg finden müssen.«
»Die Hausmeisterwerkstatt!«, rief Rich. »Schnell!«
Und während Rich und Alexandra schon davonrannten, lächelte Darwen die Talfee an. »Danke«, sagte er.
»Gern geschehen, Darwen Arkwright«, sagte Motte. »Du hättest für mich dasselbe getan. Du hast es getan. Und nun geh.«
Darwen nickte und rannte hinter den anderen her.
Das Gelände lag verlassen da. Das ausgebrannte Polizeiauto rauchte am Rand der Rasenfläche noch vor sich hin, aber von den Polizisten selbst war nichts zu sehen. Die Schule war noch immer dunkel, und Richs Taschenlampe nützte nicht viel, daher verlangsamten sie schließlich ihre Schritte, um auf der großen Eingangstreppe nicht zu stürzen.
»Wir werden sie nie einholen«, keuchte Rich.
»Doch, das werden wir«, sagte Darwen, in dem frische, grimmige Entschlossenheit aufflammte. »Los, weiter.«
Sie erreichten die Eingangshalle. Aus dem ersten Stock war ein Durcheinander von Erwachsenenstimmen zu vernehmen, und das Einzige, was sie in der Dunkelheit wirklich erkennen konnten, war die blasse LERNEN-Statue. Die Flure waren verlassen.
»Hier entlang!«, sagte Rich.
Er führte sie durch den Innenhof zum Uhrenturm, blieb aber vor den Stufen, die zur Werkstatt hinabführten, ruckartig stehen. Jemand kam die Treppe empor.
Darwen drängte sich nach vorn und hob das Fotoalbum.
»Hallo«, sagte eine vertraute Stimme. »Sucht ihr jemanden?«
Es war Mr. Jasinski, der Hausmeister, der eine altmodische Petroleumlampe hochhielt.
»Oh.« Darwen ließ das Album sinken. »Wir suchen …«
»Solltet ihr nicht bei der Halloween-Party sein?«, fragte Mr. Jasinski und lächelte. »Für Ausgrabungen ist es jetzt doch viel zu dunkel, Rich.«
»Mr. Jasinski«, begann Rich, »haben Sie vielleicht zwei … äh … Leute hier entlangkommen sehen?«
»Die Treppe zu mir hinunter?«, fragte der Hausmeister. »Außer dir und mir
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