Mr. VIP - Nix Romeo und Julia! Turbulenter, witziger Liebesroman - Liebe, Lust und Leidenschaft... (German Edition)
es bezahlt und kriegst sogar noch Spesen.“
Das waren positive Argumente. Langsam begann Julia sich für das Projekt zu erwärmen. José Fermentos war zwar ein heikler Kunde, er ließ sich nicht so einfach mir nichts, dir nichts im Privatleben herumschnüffeln. Aber einen Versuch war es wert.
José zählte zu den berühmtesten Männern Spaniens und zu den aufregendsten. Bei seinen Auftritten fielen die Frauen reihenweise in Ohnmacht oder besser, waren gefallen, denn in letzter Zeit war es um den Star doch recht still geworden. Kein Wunder, er zählte inzwischen ja auch nicht mehr zu den Twens. Andererseits kamen Schmusesongs, so wie er sie interpretierte, beim weiblichen Publikum immer an.
„Okay“, gab Julia endlich nach. „Ich soll also nach Palamos fliegen, Fermentos interviewen und darf für den Rest der Zeit Urlaub machen?“ Sie übertrieb bewusst ein bisschen, um aus Kathrin die restlichen Fallstricke herauszukitzeln.
Die Redakteurin seufzte.
„Nun, auf zehn bis vierzehn Tage Arbeit solltest du dich schon einrichten“, erklärte sie vorsichtig. „Hör zu.“ Sie beugte sich vor, um Julia direkt in die Augen zu sehen. „Fermentos plant ein großes Comeback. Zu diesem Zweck erscheint von ihm im nächsten Monat eine neue CD. Und er will im nächsten Jahr auf Tour gehen. Doch sein Management fürchtet einen Megaflop, weil die Verkaufszahlen in den letzten Jahren rückläufig waren. Deshalb…“
Sie lehnte sich zurück und sah kurz aus dem Fenster, ehe sie sich wieder Julia zuwandte.
„Deshalb planen sie eine riesige Kampagne, zu der auch diese Reportage gehört.“ Kathrins Finger spielten nervös mit dem goldenen Kugelschreiber, der vor ihr auf der Schreibplatte lag. „Es soll eine Serie mit mindestens vier Folgen werden“, wurde sie konkreter. „Deshalb brauchen wir viel, ganz viel Material. Und das Management von Fermentos hat betont, dass sie keine dieser üblichen Storys wollen, sondern eine ganz persönliche Geschichte, bei der die Leserinnen wirklich etwas über ihren Lieblingsstar erfahren. Du wirst deshalb auf der Finca leben und José praktisch den ganzen Tag lang über die Schulter schauen. Das ist doch eine interessante Aufgabe.“
Von wegen!, dachte Julia, es klingt enorm anstrengend.
„Noch mal, damit du auch wirklich verstehst, was gewollt ist: Die Story soll sich von den üblichen Homestorys unterscheiden“, fuhr Kathrin fort. „Also nicht dieses doofe José-Fermentos-vor-dem-Kamin, im Pool, mit seinem Hund und so weiter. Nein, dem Management und uns schwebt eine Serie vor, die zeigt, wie José tatsächlich lebt, wenn er ganz privat ist.“ Sie stockte, sah erneut zum Fenster und setzte dann hinzu: „Allerdings sollte sein Image als sanfter Frauenliebling nicht gefährdet werden.“
„Aha.“ Julia grinste breit. „Die Mädchen, die abends durch die Hintertür eingelassen werden, soll ich nicht erwähnen.“
„Genau.“ Kathrin stieß die Luft aus. „Du kannst das, Julia, du hast hier die meiste Erfahrung. Und wenn du deine Sache gut machst, ist auch eine nette Gehaltserhöhung drin.“
„Das hört sich gut an.“ Julia lächelte schief. „Wenn es in meinem Leben schon keine Liebe mehr gibt, dann könnte ich mich wenigstens mit Konsum trösten.“
„Jetzt sei doch nicht so bitter.“ Kathrin schüttelte den Kopf. „Freu dich doch einfach.“
Nun ja, überlegte Julia, immerhin sehe ich mal was anderes als immer nur irgendwelche Einweihungen, Politiker und B-Promis.
José Fermentos Finca war beinahe so berühmt wie der Sänger selbst. Er hatte das verrottete Anwesen vor mehr als zwanzig Jahren für den bekannten Apfel und das Ei gekauft und das riesige Haus mitsamt Nebengebäuden fachkundig restaurieren lassen. Jeder, der schon mal auf der „Finca del Vent“ gewesen war, schwärmte von den in katalanischem Stil eingerichteten Räumen und dem wunderschönen Park, in dem exotische Pflanzen aller Art wuchsen.
Einen Teil des zur Finca gehörenden Ackerlandes hatte José an Bauern der Umgebung verpachtet, von denen einige auch ihre Häuser darauf errichtet hatten. Heute glich die Finca einem kleinen, eigenständigen Dorf, in dessen Mitte der Lehnsherr residierte. Allerdings, so berichtete man allenthalben, sollte José über keinerlei Lehnsherrenallüren verfügen, was für seinen Charakter sprach.
Julia wusste allerdings, was im Showbusiness so alles zusammengelogen wurde, und wollte lieber abwarten, wie die Wahrheit aussah. So manch ein als unkompliziert und
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