Mrs Murphy 04: Virus im Netz
zu wissen, dass er im Begriff war, eine Falle zuschnappen zu lassen.
»Sie werden Frank Kenton überreden, von San Francisco hierherzufliegen.«
»Das macht der nie!«
»Wir bezahlen ihm den Flug.« Er hielt seine Hand in die Höhe. »Überlassen Sie das Gerangel ums Geld nur mir. Machen Sie sich darüber keine Gedanken.«
»Meinen Sie, er kann Malibu identifizieren?«
»Er kann sich Kerry genau ansehen. Das ist schon mal ein Anfang.«
»Aber Kerry hat nie in San Francisco gelebt.«
»Woher wissen wir das? Wir werden sie befragen und ins Kreuzverhör nehmen, und es ist möglich, zumindest möglich, dass ihr etwas entschlüpft. Ich glaube, wenn sie ihn sieht, kriegt sie eine Heidenangst.«
»Oder jemand anders.« Cynthia drückte ihre Zigarette in dem sandgefüllten Standaschenbecher aus.
»Auch das. Auch das. Also, Supergirl, nichts wie ran.«
»Was soll dieser Supergirl-Quatsch?«
»Weiß nicht, ist mir bloß so eingefallen.«
39
Boom Boom Craycroft kam ins Postamt gestürmt. Drinnen ging es den ganzen Tag zu wie in einem Irrenhaus, die Leute eilten herein und hinaus, jeder mit einer Theorie. Pewter hatte sich im Postkarren zusammengerollt. Sie vermisste ihre Freundinnen, aber den Menschenklatsch bekam sie nur zu gerne mit.
»Schätze, ihr habt schon gehört, dass Aysha mich von der Straße abgedrängt hat. Woher sollte ich wissen, dass Norman umgebracht wurde und sie hinter Kerry her war.«
»Hier hat es keiner gehört, und du siehst kein bisschen mitgenommen aus. Der Jaguar scheint auch heil zu sein.« Harrys Tonfall war gleichmütig.
»Mein Schutzengel hat Überstunden gemacht.« Boom Boom öffnete ihr Schließfach. »Diese Rechnungen. Ist euch schon mal aufgefallen, dass sie immer ganz pünktlich kommen, die Schecks aber nie? Aber wie’s an der Börse nun mal zugeht, wer weiß da schon von einem Geschäftsquartal zum anderen, wie viel Geld die Aktiengesellschaften haben? Ich hasse das. Ich hasse es, nicht zu wissen, wie viel Geld reinkommt. Dabei fällt mir ein, habt ihr gewusst, dass die Bank auf Kerrys Konto 250.000 Dollar gefunden hat?«
»Oh?« Mrs Hogendobber kam an den Schalter.
»Ich komme gerade von dort. In der Bank ist der Teufel los – 250.000 Dollar! So viel hat sie bei der Crozet National Bank bestimmt nicht verdient. Und gestern war das Geld noch nicht auf ihrem Konto. Mit ein bisschen Geduld hätte sie alles haben können, es sei denn, sie ist ein kleiner Fisch und dies ist ein Racheakt.«
»Boom Boom, woher hast du das? Man sollte doch meinen, die Bank oder zumindest das Sheriffbüro würde diese Information zurückhalten wollen.«
»Eine Information zurückhalten? Du bist in Crozet geboren und aufgewachsen. Du müsstest es besser wissen«, spottete Boom Boom.
»Wie haben Sie es herausgefunden?« Mrs Hogendobber blieb freundlich.
»Ich hab mit Dick Williams geflirtet.« Sie sprach von einem gut aussehenden Bankangestellten, der sich stets um die Damen bemühte, ganz besonders aber um Bea, seine Frau. Boom Boom fügte hinzu: »Also eigentlich hat Jim Craig es mir erzählt, und Dick hat ihm gesagt, natürlich ganz höflich, er soll seine Karten eine Zeit lang bedeckt halten. Da hab ich beiden zugezwinkert und versprochen, es nicht weiterzusagen. Was soll’s? Heute Abend bringen sie’s auf Channel 29.«
Und damit rauschte sie zur Tür hinaus.
»Dumme Pute.«
»Sie können sie nicht leiden, weil sie nach Ihrer Scheidung mit Fair angebändelt hat.«
»Sie können sie auch nicht leiden.«
»Stimmt«, gab Miranda zu.
Pewter steckte den Kopf über den Rand des Postkarrens. »Sie ist ’n falscher Fuffziger, aber die Hälfte der Leute, denen man begegnet, sind falsch. Da kommt’s auf eine Person mehr doch nicht an, oder?«
»Magst du heute Abend mit mir nach Hause kommen?«
»Harry, ich komm liebend gern mit zu dir.« Pewter sprang aus dem Postkarren und rieb sich heftig an Harrys Beinen.
»Wie überschwänglich sie ihre Zuneigung zeigt«, bemerkte Mrs Hogendobber. Die ältere Dame setzte sich hin. »Ich fühle mich so schlapp. Dafür gibt’s eigentlich gar keinen Grund. Ich habe genug geschlafen, aber ich kann den Kopf nicht oben halten.«
»Emotionen. Die sind anstrengend. Wir sind alle groggy. Mir geht’s genauso.«
Bevor Harry sich zu Miranda setzen konnte, öffnete Susan die Hintertür und steckte den Kopf herein. »Ich bin’s.«
»Kommen Sie herein«, forderte Mrs Hogendobber sie auf. »Das tun Sie doch sonst auch.«
Susan ließ sich Miranda
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