Mrs Murphy 04: Virus im Netz
Sekundenbruchteil vor Murphy vom Boden ab, zog den Kopf ein und knallte mit der Schädeldecke gegen das Glas. Mrs Murphy, die Augen wegen des splitternden Glases fest zugekniffen, segelte ganz knapp hinter Tucker ins Zimmer. Glassplitter flogen überallhin.
Aysha fuhr herum und schoss. Sie war so auf einen menschlichen Gegner eingestellt, dass sie nicht mit den Tieren gerechnet hatte. Tucker sprang noch im Laufen hoch und traf sie mit voller Wucht, und sie taumelte rückwärts.
Ottoline schrie: »Erschieß den Köter!«
Mrs Murphy sprang hoch und grub ihre Fangzähne in Ayshas rechtes Handgelenk, während sie mit den Krallen der Vorder- und Hinterpfoten ihren Unterarm packte. Dann schlug sie ihr die Zähne mit aller Macht ins Fleisch.
Aysha heulte auf. Harry rammte sie mit der Schulter, und sie stürzten zu Boden. Tucker schloss ihre Kinnbacken um ein Bein. Ottoline rannte herbei, um nach dem Hund zu treten.
Mrs Murphy lockerte ihren Griff und schrie: »Die Hand, Tucker, schnapp dir die Hand.« Tucker setzte über die zappelnden Leiber hinweg. Ottolines Tritt kam einen Sekundenbruchteil zu spät. Aysha war gerade im Begriff, Harry auf den Kopf zu schlagen, da fiel Tucker über ihre Hand her und biss tiefe Löcher in die fleischige Handfläche. Aysha ließ die Pistole fallen. Ottoline griff geschwind danach. Tucker lief lautlos hinter sie und biss auch sie, dann schnappte sie sich die Pistole.
Harry schrie: »Coop! Hilfe!«
Mrs Murphy krallte sich weiterhin an Aysha fest, während Tucker der entschlossenen Ottoline auswich, die es auf die Pistole abgesehen hatte.
Coop hielt ihre Dienstpistole mit beiden Händen und zerschoss das Türschloss. »Es ist aus, Aysha.« Sie richtete ihre Waffe auf die kämpfenden Frauen.
Harry, die unter dem linken Auge bereits eine Schwellung hatte, ließ Aysha los und rappelte sich hoch. Sie rang nach Atem. Ottoline lief hinter Coop und umfasste ihren Hals, doch Coop duckte sich und versetzte ihr mit dem Ellbogen einen Stoß in die Magengrube. Mit einem »Hmpf« ließ Ottoline los.
Aysha wollte schnell zur Tür hinaus, aber Harry hinderte sie daran.
Coop schob Ottoline zu Aysha hinüber, die langsam aufstand.
»Du warst so gerissen, Aysha, aber ein Hund und eine Katze haben dich zur Strecke gebracht«, triumphierte Harry, als Tucker ihr die Pistole brachte.
»Man wird immer von dem erwischt, mit dem man nicht rechnet.« Cynthia ließ ihre Beute nicht aus den Augen.
Rick Shaw stürmte herein. Er erfasste die Situation und fesselte Aysha und Ottoline mit Handschellen Rücken an Rücken zusammen, dann informierte er sie über ihre Rechte.
»Au.« Aysha zuckte zusammen, als die Handschellen die Stellen berührten, wo Mrs Murphy und Tucker ihre Hand aufgerissen hatten.
Harry hockte sich hin und streichelte ihre Freundinnen. Sie untersuchte ihre Pfoten nach Einschnitten vom Glas.
»Warum?«, fragte Harry.
»Warum nicht?«, gab Aysha schnippisch zurück.
»Na schön, dann, wie?«, fragte Cynthia.
»Ich habe das Recht zu schweigen.«
»Beantworte mir eine Frage, Aysha.« Harry wischte sich den Staub ab. »War Norman beteiligt?«
Aysha zuckte die Achseln, ohne die Frage zu beantworten.
Ottoline lachte spöttisch. »Dieser Feigling. Der hatte Angst vor seinem eigenen Schatten.« Ottoline wandte sich an Rick Shaw. »Sie machen einen großen Fehler.«
Aysha sagte, immer noch keuchend: »Mutter, das Reden wird mein Anwalt übernehmen.«
Harry nahm die schnurrende Mrs Murphy auf den Arm. »Aysha, deine Briefe an Marilyn aus Saint-Tropez und Paris und sonst woher – du hast die Poststempel gefälscht, und das war gute Arbeit. Aber die Stempelfarben zu fälschen ist viel schwieriger.«
Ottoline murrte: »Das können Sie nicht vor Gericht beweisen. Und bloß weil ich gefälschte Postkarten verteilt habe, ist meine Tochter noch lange keine Verbrecherin.«
Ayshas Augen wurden eng, dann weit. »Mutter, alles, was du sagst, kann gegen mich verwendet werden!«
Ottoline schüttelte den Kopf. »Ich will reinen Tisch machen. Ich brauchte Geld. Eine Bank zu bestehlen ist lächerlich einfach. Die Crozet National Bank war sehr schlampig in punkto Sicherheitsmaßnahmen. Norman war Wachs in meinen Händen. Es war wirklich ganz leicht. Als er schwach wurde, hab ich ihn erdrosselt. Als er an der Konservenfabrik langsamer wurde, kam ich vom Rücksitz hoch und hab ihm gesagt, er soll anhalten. Er war schwerer zu töten, als ich dachte, aber ich hatte das Überraschungsmoment auf meiner Seite.
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