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Mrs. Pollifax macht Urlaub

Mrs. Pollifax macht Urlaub

Titel: Mrs. Pollifax macht Urlaub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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Farrell mit einem Blick auf die Schußverletzung fest. »Solche Wunden bluten wie verrückt und verursachen ziemliche Schmerzen, aber sie scheint nicht tief zu sein. Sieh zu, daß du die Blutung stillst!«
»Der Hubschrauber!« rief Mrs. Pollifax plötzlich aus. »Der Motor läuft nicht mehr, schon lange nicht mehr. Aber wo ist dieser - wie heißt er doch gleich - Faisel?«
Am Fenster erklang unerwartet eine Stimme: »Wenn Sie diesen Dummkopf meinen, den wir ausgeschaltet haben, brauchen Sie nicht nach ihm zu suchen. Wir haben uns um ihn gekümmert.«
Hanan ließ den Seidenstreifen fallen, den sie für Mrs. Pollifax zurechtgerissen hatte. Qasim hielt damit inne, Zaid zu fesseln, Farrell setzte sich abrupt nieder, und Mrs. Pollifax starrte erstaunt auf den Mann, der durch das Fenster hereinkletterte. »Mr. Nayef?« stammelte sie verblüfft.
»Ah, so treffen wir uns wieder, Mrs. Pollifax«, sagte er charmant. »Hardar, komm herein!« sagte er zu dem Mann hinter sich. Er schaute sich in dem Raum um und sagte abfällig: »Ich weiß nicht, wer diese Leute alle sind, aber Sie und ich müssen uns unterhalten.«
»Unterhalten«, wiederholte Mrs. Pollifax. »Aber wir brauchen Hilfe, keine Unterhaltung. Mein Freund, Mr. Farrell, wurde verletzt und...«
»Ich sagte unterhalten«, wiederholte er brüsk und plötzlich gar nicht mehr charmant.
Sein Begleiter, Hardar, stieg jetzt, mit einer Pistole in der Hand, durch das Fenster.
»Unterhalten«, sagte sie benommen und verwirrt durch diese neue Entwicklung und drückte die Hand auf ihren blutenden Arm.
»Ich habe eine Schnitzerei auf einem Holzsockel in Ihre Reisetasche gesteckt, wie Sie ja inzwischen wissen dürften. Es erwies sich als schwierig, sie zurückzuholen, und wir sind der Spielchen müde. Sie werden mir nun bitte sagen, wo wir sie finden können, oder...«
»Oder was?« Qasim ging drohend auf ihn zu. »Wer sind Sie?«
Hardar fuchtelte dramatisch mit seiner Pistole, und Mrs. Pollifax, deren Benommenheit durch den Blutverlust zugenommen hatte, fand, daß die Tragödie allmählich zur Farce wurde. Sie wußte nicht, ob sie weinen oder lachen sollte, und hoffte, daß sie nicht hysterisch wurde. Es liegt am Fenster, dachte sie. Es fehlt nur der Vorhang und der Auftritt Hamlets. Dieses Schloß war nicht Helsingör, aber es war dunkel und alt, voller Fledermäuse, und tatsächlich schienen immer wieder Männer durch das Fenster zu kommen.
»Er heißt Nayef«, erklärte sie Qasim und kämpfte gegen ihr Schwindelgefühl an. »Er will sein Urnengrab zurück.« Sie nahm sich zusammen und bemühte sich, Zeit zu schinden, obwohl ihr selbst nicht klar war, weshalb. »Woher wußten Sie, daß wir hier sind, Mrs. Nayef?« fragte sie.
»Versuchen Sie, Zeit zu gewinnen, Mrs. Pollifax?« fragte er amüsiert. »Glauben Sie mir, Sie sind völlig hilflos. Haben Sie sich wirklich eingebildet, wir würden Sie auch nur einen Moment aus den Augen verlieren? Wir haben Sie pausenlos im Visier gehabt, wenn auch aus geraumer Entfernung, durch ein Teleskop. Es ist bedauerlich, daß Sie sich entschlossen, mitten in der Nacht loszuziehen. Hardar ist jedoch glücklicherweise ein ausgezeichneter Fährtensucher, und wir folgten Ihnen. Aber wir wollen doch am Anfang beginnen: Wo war die Schnitzerei, als wir Ihr Zimmer durchsuchten?«
»Im Rucksack«, antwortete sie.
»Ah, ja, der Rucksack. Aber wir haben Ihren Rucksack jetzt. Er wurde aus Ihrem Zimmer im Hotel geholt, doch das Souvenir ist nicht darin.«
Farrell warf müde ein: »Sagen Sie es ihm doch, Herzogin. Mehr als umbringen kann er Sie nicht.«
»Das ist eine sehr negative Einstellung, Farrell«, tadelte sie ihn. »Das Souvenir, Mr. Nayef, befindet sich unter dem Kopfkissen von Mr. Farrells Bett in Zimmer 308.«
Mr. Nayef war jetzt sehr wütend. Sie hatte nicht auf den Dolch geachtet, den er in seinem breiten Gürtel stecken hatte. Jetzt schritt er, mit dem Dolch in der Hand, auf sie zu, bis sie sich Auge in Auge gegenüberstanden. Es war ein prächtiger Dolch, der Griff mit Türkisen besetzt, und er sah aus, als hätte er schon viele Menschen getötet. Nayef zischte bedrohlich leise: »Die Schnitzerei ist nicht unter dem Kopfkissen in Mr. Farrells Zimmer. Das wäre ein törichtes Versteck, und es war das erste, in dem wir nachschauten, als wir sein Zimmer durchsuchten.« Er drückte die Dolchspitze an ihren Hals. »Reden Sie, oder ich ziehe die Klinge langsam - sehr langsam - über Ihre Kehle, und Sie werden sterben.«
»Die Polizei hat die

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