Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
Abschluss der drehfreien Zeit. »Elton vs. Simon« hieß es am nächsten Morgen, die Dreharbeiten gingen wieder los. Vorbei die stressfreie Zeit. Jetzt wurde es wieder ernst und auch ein bisschen unangenehm. Wer tritt schon gern zusammen mit einem C-Promi in einer Sendung auf? Nein, das ist natürlich Blödsinn. Anhand dieser Bemerkung werde ich irgendwann checken, ob Simon das Buch wirklich gelesen hat. Bei den Dreharbeiten zu »Elton vs. Simon« bin ich oft ganz schnell an meine körperlichen und oft auch geistigen Grenzen gestoßen. Ich musste hier oft komplett auf stumpf schalten, was nicht immer einfach ist, weil ich nicht so naiv bin, wie man meinen mag. Für manche Spiele muss man einfach den Verstand erst mal komplett ausschalten. Zum einen, um nicht unfairerweise einen Vorteil Simon gegenüber zu haben, und zum anderen, um einige Spiele überhaupt durchführen zu können. Es ist durchaus so, dass ich mein Gehirn ausschalten muss, bevor ich mit Vollgas gegen eine Betonwand renne, nur weil die Redaktion es lustig findet zu sehen, wer von uns mit größerer Geschwindigkeit seinen Schädel an eine Wand klatscht. Die Spiele bei »Elton vs. Simon« sind schon bescheuert und anstrengend. Es ist nicht angenehm, drei Tage lang auf allen Vieren zu kriechen oder tagelang an Simon angekettet zu sein. An mich gekettet zu sein hingegen ist dafür im Vergleich total unangenehm. Das Nervigste an der Sendung war, dass alles absolut real war. Das war unverfälschte Realität, die wir da gezeigt haben. Wir haben die Sendung ja adaptiert von »Kenny vs. Spenny«, dem kanadischen Original. Bei denen ist alles drehbuchmäßig von Autoren geschrieben. Wir haben am ersten Tag des Piloten auch versucht, alles zu inszenieren. Das hat aber so etwas von nicht funktioniert, dass wir garantiert mit der Goldenen Himbeere ausgezeichnet worden wären, wenn wir das durchgezogen hätten. Wir können keine Emotionen spielen, nicht mal die simpelsten. Nun ging es bei »Elton vs. Simon« neben dem Besiegen auch um das Ärgern, und nicht mal Ärgern konnten wir schauspielerisch glaubhaft darstellen. Aus heutiger Sicht, wo »Familien im Brennpunkt«, die schlechte Laienschauspiel-Doku bei RTL, Rekordquoten holt, wäre es vielleicht wieder gegangen, aber ich glaube, selbst die können allesamt besser schauspielern als Simon und ich. Abgesehen davon mochte ich den Schauspielansatz auch nie. Ich bin mehr der Typ für echte Emotionen, ich habe auch noch nie einer Frau einen Orgasmus vorgespielt. Das würde ich nie machen, finde ich unfair. Und genauso fair möchte ich zu meinem Publikum sein. Deswegen haben wir uns dann entschieden, dass wir bei »Elton vs. Simon« alles in echt machen.
Wir bildeten also zwei Lager im Team. Das Simon-Lager, also die Möchtegerncoolen, und das Elton-Lager, die, die wissen, was sie tun. Die beiden Lager waren parteiisch, wussten aber über alle Vorhaben der Gegner Bescheid. Sie durften aber weder mir noch Simon verraten, welche Ärger-Attacken uns erwarten würden. Nur kleine Hinweise, wenn etwas kurz bevorstand, waren erlaubt. »Hey Jungs, es kann sein, dass in naher Zeit etwas passiert«, war zum Beispiel so eine Ansage. Genaueres aber war tabu. So blieb die Spannung erhalten, unsere Reaktionen waren echt, und wir mussten nichts vorspielen. Das hat der Sendung sehr gutgetan. Wenn wir die Sendung gefakt hätten, wäre sie nicht so erfolgreich gewe sen. Das weiß ich aber auch erst heute, sonst wäre ich vielleicht doch für schlechtes Schauspielern gewesen, wenn mir das viele aufreibende Drehs erspart hätte. Die Sendungen waren teilweise wirklich ganz arg furchtbar für mich. Ich erinnere mich an die Folge »Wer hat das bessere Sperma?«. Warum lasse ich mich auf so ein Spiel ein? Ist das nicht ekelhaft? Nein, im Prinzip ist es ja gar nicht ekelhaft. »Wer kann mehr zunehmen?«, ein anderes Thema, fand ich im Vergleich dazu viel ekelhafter, weil man da nur fressen fressen fressen musste. An dem Sperma-Ding war eigentlich nur die Situation beim Arzt ekelhaft oder unangenehm. Ich fühlte mich wie ein Spender in einer Samenbank, der auf ein gekacheltes Klo geht, um sich ein paar Euros zu verdienen. Um Geld ging es bei Simon und mir ja nicht mal. Die Situation war voll unangenehm. Aber das waren ja nur wenige Minuten von mehreren Drehtagen. Wir haben so eine Folge ja immer mindestens drei Tage lang gedreht. In diesem Fall waren das also drei Tage Vorbereitung auf den großen Höhepunkt. Die längste Selbstbefriedigung
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