Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
verschränken, wie ich das aus amerikanischen Filmen kenne, da holte er eine kleine Plastiktüte hervor und gab sie mir. »Die Flüssigkeit müssen Sie in diesen Beutel packen.« Das war alles. Die Spritze durfte ich behalten und konnte sie mir nun wahlweise in den Bauch oder dem Piloten in den Hals stechen. Oder, alternativ, als richtig guter Freund, auch eine Stewardess mittels Spritze zum Sex mit dem armen Kai überreden. Aber sowohl Flugzeugentführungen als auch Nötigung sind nicht so mein Ding. Schon gar nicht, wenn ich dabei Gefahr laufe, Thrombose zu kriegen. In der Toilette am Gate durfte Kai mir dann zur Feier des Tages die Spritze in den Bauch jagen. Mein Leben war gerettet und Kai irgendwie doch noch zum Stich gekommen.
Schimpansen im Wohnzimmer
Ich sitze rum und wechsle zwischen Videotext, Internet und Fernsehnachrichten. Was ist denn nun? Können wir fliegen oder nicht? Die Koffer sind gepackt. Schwiegermutter war da, und alle T-Shirts sind frisch und gebügelt. Ich bin bereit und will los. Ich freu mich auf ein paar Drehtage mit Charlotte Engelhardt und mit den Jungs. Das hatten wir lange nicht mehr. Es muss eine Ewigkeit her sein, dass ich mit meinen »TV total«-Autoren unterwegs war. Alle Drehs waren immer nur in Köln, die Standards, nichts Besonderes. Schade eigentlich. Und jetzt, wo es endlich mal wieder so weit ist, muss dieser unaussprechliche Vulkan in Island Asche in den Himmel pusten.
Stunde um Stunde wird das Flugverbot verlängert, und Schwiegermutter will fast schon wieder Wäsche waschen, weil sie meint, meine sauberen T-Shirts seien inzwischen bestimmt auch voller Asche. Natürlich. Im Koffer und bei blauem Himmel über Deutschland sauen so T-Shirts sich gerne mal über und über mit Asche ein. Wer kennt sie nicht, die rauchenden und saufenden T-Shirts, die man in gepackten Koffern mit sich rumträgt. Die armen T-Shirts, voll die Kettenraucher. Aber was soll man auch sonst machen im Koffer? So groß ist das Freizeitangebot da ja bekanntlich nicht. Das einzig Gute an der Situation, dass ich auf gepackten Koffern und sinnigerweise wie auf Kohlen sitze, ist, dass das Wetter schön ist und am Nachmittag Pauli spielt. Also werfe ich den Grill an, schiebe den Fernseher auf die Terrasse und schaue abwechselnd in die Glotze und in die Glut. Aufsteigender Rauch kann auch sein Gutes haben, denke ich mir und wende die Nackensteaks. Ich glaub, meine Frau ist froh, dass ich nicht fliegen kann. Endlich haben wir ein paar Tage zusammen, das hatten wir lange nicht. Zur Zeit steht wirklich viel in meinem Terminkalender, und ich weiß kaum, wo mir der Kopf steht. »TV total«, »Elton reist« und »1, 2 oder 3«. Habe ich irgendwann in diesem Buch mal behauptet, dass ich gern auch mal ein bisschen faul bin? Ich bin es. Aber ich bin ganz offensichtlich sogar zu faul, mir zu viel Arbeit vom Hals zu halten.
Ich bin einfach ein netter Typ, könnte ich mir jetzt einreden, und sage deswegen zu allem Ja und Amen. Tatsächlich liegt es aber daran, dass alles so geil ist, was auf dem Plan steht, und ich leider schnell den Überblick verliere, was es für mich zeitlich bedeutet, wenn ich all die schönen Dinge mache. Zum Glück habe ich da tolle Leute um mich rum. Mein Management, das mir alles vom Hals hält und mein berufliches Leben für mich perfekt durchplant. So perfekt, dass ich selbst in Zeiten größten Stresses alles auf die Reihe bekomme. Nicht zuletzt aber schaffe ich das alles nur, weil ich zu Hause meine Frau habe. Sie hält mir wirklich den Rücken frei, und mein großes Glück ist, dass sie aus der gleichen Branche kommt und den Irrsinn, den Schwachsinn und den Wahnsinn meines Jobs daher sehr gut kennt. Ohne sie würde es nicht gehen. Ich kann mir sowieso nicht vorstellen, wie man sein Leben allein meistern kann. Ich bin froh und glücklich, eine Partnerin an meiner Seite zu haben, die mir, so kitschig es klingt, ein Heim bereitet. Ja, so sehe ich das wirklich. Diese oberflächliche Medienwelt kann man nur aushalten, wenn man zu Hause wieder auf den Boden geholt wird. Ist es nicht so, dass die wirklich Erfolgreichen im Showgeschäft alle ein glückliches Leben haben? Eine tolle Beziehung? Ich glaube ja. Ich weiß nicht, wie ich wäre, wenn ich all das nicht hätte. Es wäre ja schon mal spannend, sich selbst zu erleben, wie man die Bodenhaftung verliert. Das Problematische und Blöde daran ist nur, dass man wohl den Moment, in dem man unausstehlich wird, nicht mitbekommt und dann die Kontrolle
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