Muehsam ernaehrt sich das Eichhoernchen - Zum Glueck bin ich keins
Chips-Suchtfaktor ist nichts dagegen. Das einzige Problem an diesem Erdbeer-Tiramisu ist, dass Maren das Rezept nicht verrät. Auch hier steht sie ihrem Idol Bree in nichts nach. Normalerweise taucht Maren bei Partys immer mit diesem Tiramisu auf und stellt alle anderen mitgebrachten Nachspeisen in den Schatten. Als meine Frau nun neulich mit den Kindern bei meinen Schwiegereltern war, war es zu Hause mal wieder Zeit für einen netten Pokerabend mit meinen Jungs gemäß meinem Motto »Kommt zu mir, kommt raus auf’s Land«, denn hier gibt es Parkplätze ohne Ende. Ich hab ein bisschen was zum Grillen aus der Tiefkühltruhe geholt, aber irgendwie war mir auch nach ein bisschen was zum Naschen, und die Jungs haben es auch gern mal süß. Also dachte ich mir, jetzt greife ich mal zu einem Trick. Warum nicht einfach Maren anrufen und für den Abend zu einer Spontanparty einladen. »Es wäre schön, wenn du einen Nachtisch mitbringst«, sagte ich ihr am Telefon und war glücklich. Ich konnte mich noch um die Getränke kümmern und in Ruhe den Nachmittag an der Spielkonsole verbringen. Die Lust auf Dessert hatte ich auf meine Weise gelöst. Ich hatte Maren nicht gesagt, dass ich eigentlich nur einen gemütlichen Pokerabend mit Freunden plante und keine Party auf sie wartete, sondern nur sieben zockende, angetrunkene Jungs in Dessertlaune.
Mein Plan ging auf. Ich hatte Maren für 20 Uhr eingeladen, also stand sie kurz vor halb elf, wir hatten gerade das erste Sit and Go gespielt, in der Türe. Das Nachtisch-Taxi war da. Ja, sie schaute etwas irritiert, man könnte sogar sagen bescheuert aus der Wäsche. Sie ließ die Augen wandern, suchend, leicht genervt. Aber dann brach Maren in ihr Lachen aus, das fast noch leckerer ist als das Erdbeer-Tiramisu. Sie war zum Glück nicht sauer, und wir hatten die perfekte Stärkung für die zweite Pokerrunde. Maren ist natürlich geblieben, und als würde es Gerechtigkeit auf diesem Planeten geben, hat sie uns ganz schön alt aussehen lassen und uns nacheinander vom Tisch genommen. Leider hatten wir keine Chance auf Revanche. Mein Bett wartete, da am nächsten Morgen die Dreharbeiten zur dritten Staffel von »Elton vs. Simon« los gehen sollten. Meine großartige, spektakuläre und etwas pu bertäre Wettkampf–Show auf ProSieben. Generell mag ich es ja, mich mit anderen zu messen. Ich bin grundsätzlich spielbegeistert, und am liebsten spiele ich gegen Leute. Natürlich zocke ich auch gerne am Computer oder an der Spielkonsole, aber die ärgern sich nicht so schön, wenn ich gewinne, und daher spiele ich liebend gerne eben auch gegen andere. Ich mag Online-Spiele genauso wie Brettspieleabende mit Freunden. Auch meine Kinder müssen öfter mal dran glauben. Ich kenne da keinen Respekt und keine Gnade. Wenn ich mit den beiden spiele und sie verlieren, dann verlieren sie, und wenn sie heulen, dann heulen sie. Das ist mir egal. Ich bin kein »Mensch ärgere dich nicht«-Spielertyp, der sagt: »Du hättest den Papa jetzt aber auch rausschmeißen können, überleg doch noch mal.« So ein Trottel bin ich nicht. Da kann ich mir ja gleich einen eigenen Würfel nur mit Einsen zulegen. Kinder müssen doch auch lernen, wie es ist zu verlieren und damit umzugehen. Sonst entlasse ich irgendwann einen Menschen in die Welt, der glaubt, er wäre der Brettspielkönig, und beim ersten Spiel in freier Wildbahn bricht bei einer Niederlage die Scheinwelt meines Sprösslings zusammen. Neenee. Und in diesem besonderen Fall habe ich erst recht kein Mitleid. »Mensch ärgere dich nicht« ist eh schon das blödeste Spiel der Welt. Wenn man das dann auch noch ständig spielen muss, weil die Kinder glauben, sie wären da so gut drin – Gott bewahre. Sollen sie doch aufpassen und sich konzentrieren. So lernen sie am besten. Und wenn sie nicht lernen, sind sie doof, und dann haben sie es auch nicht anders verdient. Stimmt doch, oder? Was hilft es, nett zu schwierigen Kindern zu sein? Das hilft ihnen auch nicht wirklich. Bohlen war immer nett zu Menowin, Klaus immer höflich zu Ingrid, ich war immer freundlich zu Gina Lisa. Geholfen hat das allen nicht, aber das sei nur am Rande erwähnt.
Gleiches galt für Simon. Keine Gnade, kein Mitleid. Eigentlich tolle Vorraussetzungen für einen Dreh, aber an diesem Abend hätte ich lieber noch ein bisschen mit meinen Freunden gefeiert, aber ich musste mich zurückhalten. Denn am nächsten Tag musste ich wieder vor der Kamera stehen. Da war das Erdbeer-Tiramisu ein schöner
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