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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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etwas Machohaftes in dieser Art und sprintete das letzte Stück zu unserem Zaun. Dabei versetzte ich einigen Scheinwerfern ein paar herzhafte Tritte.
    Am Zaun angekommen, verwandelte ich mich in eine sogenannte Räuberleiter, über die meine Schwestern den sicheren Garten erreichten. Dann hob mich Bruno auf die andere Seite und folgte mir mit einem Sprung, dessen Technik zwar etwas veraltet war, dessen erreichte Höhe aber beeindrucken konnte. Leicht verdreckt und arg verschreckt trafen wir uns in einer Ecke unserer Terrasse, die man von nebenan nicht einsehen konnte. Wer einzig fehlte, war der Hund.
    Ich sagte das zu Pauline, die neben mir kauerte, doch zu meiner Überraschung war sie die Ruhe selbst. »Mach dir keine Sorgen. Der kommt schon zurecht.«
    Das war allerdings, wie sich dann herausstellte, eine äußerst optimistische Einschätzung. Denn was jetzt im Glossbach’schen Garten geschah, versetzte uns in einige Sorge um den Hund.
    Es begann damit, dass Frau Glossbach, alarmiert durch ihre neue Gartensicherungsanlage, auf ihre Terrasse trat und von dort im Schein der Lichtorgeln etwas bemerkte, was ihr bekannt vorkam. Jedenfalls schrie sie: »Da bist du ja wieder!« und »Warte, gleich hab ich dich!« sowie »Fahr zur Hölle, schwarzes Monster!« Und dann mischte sich in den Sirenenlärm ein gefährlich elektrisches Ziepen und Fiepen. Offenbar hatte unsere Nachbarin nach Piet Montags Überfall ihren Garten in eine High-Tech-Hundefalle verwandelt.
    Doch der zum Pablo gewordene Piet musste ihr zuvorgekommen sein. Irgendetwas an der Hundefalle funktionierte nicht, das heißt, es funktionierte nicht im Glossbach’schen Sinne. Aus unserem Versteck konnten wir sehen, wie sich überall im Nachbargarten Drähte aus dem Boden wölbten und im Schein der Warnlampen schlangenhaft weiter in die Höhe schraubten. Schon dabei gab es erste kleine Explosionen, die den Röschen ernstlich Schaden zufügen mussten.
    Doch da waren wir vom Höhepunkt des Schauspiels noch ein wenig entfernt. Der trat nämlich erst ein, als die wahrhaft durchgedrehten Elektrokabel sich eins nach dem anderen dem Zierbrunnen zuwandten, um schließlich geschlossen ihre nackten und funkensprühenden Enden darin zu versenken. Daraufhin passierte, was immer passiert, wenn Elektrizität und Wasser zusammenkommen und wovor besorgte Eltern ihre bastelnden Kinder nicht oft genug warnen können.
    Zuerst gab es eine Art illuminierter Elektrofontäne, die etwa fünfzehn Meter hoch aus dem Zierbrunnen in den ansonsten eher langweiligen Himmel über Neustadt schoss, um anschließend unter Absonderung weiterer Explosiönchen und Querfontänchen wieder zu Boden zu fallen.
    Dann wurde es still. Und vor allem: dunkel. Sehr dunkel. Zuerst im Glossbach’schen Garten. Dann im zugehörigen Haus. Und dann, soweit wir das sehen konnten, auch in den angrenzenden Häusern. Und überhaupt. Dunkel. Total.
    »Pablo?«, sagte Pauline in die dunkle Stille.
    Für keinen anderen Hund an seiner Stelle hätte ich jetzt noch einen Pfifferling gegeben. Aber als aus lauter Schwärze, in der nur das Gejammer der Nachbarin mir verriet, wo rechts und links und oben und unten waren, ein feuchtes, vierbeiniges Tier kam und sich unter uns vier mischte, da war ich nicht einmal überrascht. Der allgemeinen Wiedersehensorgie, die dann folgte, entzog ich mich allerdings, um unter ein paar Blumentöpfen nach dem Reserveschlüssel für unsere Kellertür zu suchen.
    Drinnen mussten wir uns dann nicht besonders unauffällig verhalten. Denn Licht brannte einzig draußen im Benz der Schönewinds, und wer selbst im Licht sitzt, sieht nichts im Dunkel um sich herum. Neustadt aber war dank der Elektrikerkünste unseres Hundes gerade der dunkelste Ort auf diesem Planeten.
    Dafür konnten wir nach Belieben die Schönewinds beobachten, wenngleich ich sagen muss, dass es da nicht viel zu sehen gab. Sie saßen nur, immer noch angeschnallt, auf Fahrer- und Beifahrersitz und guckten zwei parallel verlaufende Löcher in die Neustädter Dunkelheit. Dabei sprachen sie kein Wort. Mir kam der Gedanke, dass wir vorgestern in Marseby vielleicht ihr Leben ruiniert hatten. Doch ich verscheuchte den Gedanken wieder. Wir hatten es höchstens ein bisschen ramponiert. Und in einem besonders guten Zustand war es sowieso nicht gewesen.
    Schließlich gingen wir zu Bett, nachdem ich beinahe den ganzen Rest von Milchreis, Götterspeise und Multivitaminsaft an meine Schwestern und an Pablo verteilt hatte. Zum Glück war es auch

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