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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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hatte keine Zeit für einen Gruß. Schon war er wieder davongefahren.
    »Gratulation«, sagte ich, als er im Verkehr verschwand. Und, weil ich es richtig fand, noch etwas Kumpelmäßiges hinzuzufügen: »Saubere Arbeit.«
    Aber Bruno zuckte die Schultern. »Keine Ahnung, ob uns das rettet. Er ist ja wirklich nicht der Hellste. Ich habe ihm tatsächlich nur einen einzigen Trick beibringen können. Und zwar: stillhalten. Darin ist er allerdings ein Genie.«
    So etwas hatte ich mir schon gedacht. Aber wichtiger war mir jetzt etwas anderes. Bruno hatte »uns« gesagt: »ob uns das rettet«. Das war neu und machte ein wenig Hoffnung.
    Ich ließ mir aber nichts anmerken, nickte nur wieder möglichst professionell, und dann fuhren wir auf schnellstem Wege zurück in das Dorf zu meinen Schwestern. Tatsächlich saßen sie immer noch am Brunnen. Allerdings waren sie nicht allein. Alle Jugendlichen und alle Hunde des Dorfes standen, lagen und saßen um sie herum. Pablo führte kleine naive Tricks vor wie Männchen machen und Toter Hund , während Paula offenbar in reicher Ausschmückung Geschichten aus ihrem abenteuerlichen Leben erzählte. Fast hätte es Tränen bei der Dorfjugend gegeben, als Bruno und ich auf den Abschied drängten.

Nachbars Garten explodiert
    D ie Strecke von München bis Neustadt zog sich wie ein alter Kaugummi. Regelmäßig wechselten wir die Plätze, damit niemand auf die Idee kam, es wäre in diesem Lieferwagen irgendwo gemütlicher als anderswo. Bruno und ich erzählten Pauline und Paula eine Version unseres letzten Abenteuers, in der so gut wie gar kein Hund vorkam. Pauline glaubte uns alles, wenn es nur darauf hinauslief, dass sie ihren Pablo behalten konnte. Paula verdrehte still die Augen. Dann redeten wir über Tante Elke und Bohnerwachs, über indische Hochzeiten und Beziehungsstress in Marseby, aber schließlich gingen uns die Gesprächsthemen aus, und wir schwiegen uns nach Hause. Schon lange war es dunkel, als wir in Neustadt einrollten. Ich wies Bruno den Weg zu unserem Haus.
    Doch an der Stelle, wo er anhalten sollte, stand schon ein anderes Auto. »Alle runter auf den Boden!«, zischte Pauline. »Und weiterfahren!«
    Geistesgegenwärtig ließ Bruno seine Antiquität in die nächste Querstraße rollen. Außer Sichtweite unseres Hauses hielt er an.
    »Meine Schönewinds«, sagte Pauline. »Da in dem Wagen. Einwandfrei Papas vielgeliebter Benz.«
    Paula hatte sich beim Wegducken wieder eine Beule geholt. »Früher oder später musst du sowieso mit ihnen reden.«
    »Dann entscheide ich mich hiermit für später«, sagte Pauline.
    »Aber du kommst nicht drum herum. Nicht mal seinen Adoptiveltern kann man so einfach kündigen.«
    Wahrscheinlich hatte Paula recht. Es scheint tatsächlich wesentlich leichter zu sein, seine Kinder sitzen zu lassen, als andersherum die Eltern zu verstoßen, selbst wenn es nicht einmal die richtigen sind. Trotzdem schlug ich mich auf Paulines Seite, schon weil ich endlich aus diesem mit weitem Abstand ungemütlichsten Auto der Welt heraus- und in mein Bett hineinwollte. »Die nächste wieder links!«, sagte ich zu Bruno. »Und dann alle mir nach. Ich weiß, wie wir unbemerkt ins Haus kommen.«
    »Hört mal! Unser Nesthäkchen als Indianerhäuptling«, sagte Paula. Aber dann schien ihr das Bett meiner Eltern wieder einzufallen, vermutlich samt angrenzendem Badezimmer. Jedenfalls sagte sie nichts mehr, und sie protestierte auch nicht, als ich Bruno und den Schwestern zeigte, wo sie über den Zaun in den Glossbach’schen Garten zu steigen hatten.
    Einer nach dem anderen taten wir es und landeten glücklich hinter den kerzengerade in die Nacht wachsenden Tannen unserer Nachbarin. Ich selbst konnte es sogar vermeiden, in eines der Löcher zu fallen, die Gerd der Gatte offenbar unlängst gegraben hatte, was auf frischen Streit im Hause Glossbach deutete.
    Im Schutz der Dunkelheit hatten wir dann auch beinahe kriechend und schleichend die Grundstücksgrenze zum Anwesen meiner abwesenden Eltern erreicht, als plötzlich ein Höllenlärm ausbrach, zu dem stilecht ein paar kreisende Scheinwerfer den Nachbargarten in eine Art New York City bei Katastrophenalarm verwandelten.
    Meine erste Reaktion war so, wie meine erste Reaktion auf unangekündigte negative Veränderungen in meiner Umwelt immer gewesen war: Ich wollte mich zusammenrollen und mucksmäuschenstill sein. Doch die letzten Tage hatten mich verändert, denn ich sprang stattdessen auf, rief »Alle mir folgen!« oder

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