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Mueller hoch Drei

Mueller hoch Drei

Titel: Mueller hoch Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Spinnen
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vorbei. Ich hab da ein Problem.«
    »Und ob Sie ein Problem haben«, schnarrte der Mann. Dabei strich er sich kreisförmig über seine kunstvoll gelegte Frisur. »Sie haben da nämlich was, das Ihnen nicht rechtmäßig gehört.«
    »Ach nein!« Bruno klopfte auf die Motorhaube des Lieferwagens. »Das sieht nur so aus. Der hier ist wirklich mein Eigentum. Obwohl er eigentlich in ein Automuseum gehört.«
    Der Mann ruckte an seiner Sonnenbrille. »Keine Scherze, bitte. Ich bin hier im Auftrag von Rüdiger Pototschnik. Rüdiger Pototschnik produziert Scherze, aber er versteht sie nicht. Und in Eigentumsfragen ist er besonders humorlos.«
    »Sie reden doch nicht etwa von einem Hund?«
    »Jetzt kommen wir uns näher.« Der Mann packte sein immenses Grinsen wieder aus.
    »Okay.« Bruno hob beide Hände. »Ehrlich währt am längsten. Ich gebe alles zu. Der Kleine dadrinnen hat mich engagiert, seinen Superhund außer Landes zu bringen. Er sagt, er hat ein besseres Angebot.«
    Mit dem Kleinen war natürlich ich gemeint.
    »Niemand macht bessere Angebote als Rüdiger Pototschnik«, sagten die Zähne. »Und ich sorge dafür, dass die Leute das begreifen.« Damit zog er eine gewaltige Brieftasche aus seinem Jackett, nahm ein paar Scheine heraus und wedelte damit vor Brunos Nase wie eine vornehme Spanierin mit ihrem Fächer.
    Bruno schloss die Augen und legte eine Hand auf die Stirn. »Oh! Da weiß ich jetzt gar nicht, welchem Herrn ich dienen soll.«
    Darauf formten die Zähne einen zweiten Geldfächer und fächerten beidhändig.
    »Wie einfach das Leben ist, wenn man gut kopfrechnen kann«, sagte Bruno. Und mir rief er zu: »Ich glaube, Kleiner, du machst jetzt besser, was der liebe Onkel hier sagt.« Worauf der Zahnbesitzer es zuließ, dass Bruno die beiden Scheinfächer nahm und einsteckte.
    Jetzt kam mein Auftritt. Den dösenden schwarzen Hund auf dem Arm stieg ich aus dem Wagen und zog eine möglichst depressive Man-hat-mich-verraten-Miene. »War ja einen Versuch wert«, knurrte ich so professionell wie möglich, dann hielt ich den Hund, der immer noch bedenklich roch, Pototschniks Schergen hin.
    Die Zähne wollten ihn aber nicht nehmen. »Und woher weiß ich, dass das der richtige ist?«
    Das hatte ich befürchtet! Jetzt kam es drauf an. Was hatte Bruno in der kurzen Zeit aus unserem kleinen Dorftrottel machen können?
    Immerhin wirkte er sehr gelassen. »Sie gestatten doch. Sollten Sie Zweifel haben, wird der große Lethargus jetzt eine Probe seines Könnens zeigen.« Und damit nahm er mir den Hund ab, flüsterte ihm etwas ins Ohr, packte ihn am Schwanz und ließ ihn um seinen Kopf rotieren. Anschließend warf er ihn dreimal hintereinander in die Luft, wobei der Hund sich beim dritten Mal dreimal überschlug. Jedes Mal fing Bruno ihn wieder auf, ohne dass unser Neuer dabei auch nur einen Mucks von sich gab.
    »Alle Wetter«, sagten die Zähne.
    »Nicht doch. Das war nur das Aufwärmen.« Bruno strich dem Hund einmal über den Rücken, woraufhin der die Beine anzog und sich derart stocksteif machte, dass Bruno ihn, Nase nach unten, auf seinem Handteller balancieren konnte. In derselben Haltung ließ er den Hund wie einen Brummkreisel kreiseln und setzte ihn so auf dem Kühler des Lieferwagens ab, wo der Hund langsam ausdrehte, anschließend mit einer unendlich eleganten Bewegung in sich selbst zusammenkugelte und auf der Stelle einschlief.
    »Beachtlich!«, sagten die Zähne.
    Bruno winkte ab. »Aber nichts weiter als ein unbedeutender kleiner Trick, gewissermaßen eine Konzentrationsübung. Denn jetzt wird es ernst. Jetzt zeigt dieser Hund, was er wirklich draufhat. Als Nächstes wird der große Lethargus sich nämlich vollkommen selbstständig einen Platz in der Mitte dieser äußerst viel befahrenen Autobahn suchen. Dort wird er sich hinlegen und anschließend kaltblütig von zweihundert Lastern überfahren lassen, ohne dass ihm dabei ein Haar gekrümmt wird.«
    Bruno wollte nach dem Hund greifen, doch der Mann hielt schützend seine Hände über ihn. »Nicht nötig!«, kreischte er. »Absolut nicht nötig! Ich habe genug gesehen.« Er zappelte sehr, dabei verrutschte seine Frisur, so dass sie ihm wie eine Frisbeescheibe seitlich am Kopf hing. Er schob seine Hände unter den schlafenden Hund und trug ihn so vorsichtig ins Auto, als handelte es sich um eine kostbare chinesische Vase.
    »Mit richtigem Namen heißt er übrigens Buster!«, rief Bruno ihm hinterher. »Und gute Reise!« Aber der Abgesandte Pototschniks

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