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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Golfidis
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eingeschlafen und Victor hatte den davorstehenden Rollator entwendet. Jetzt saß Victor mit Susann und Charly am Küchentisch.
    Es war gegen neunzehn Uhr am Abend, als es klingelte.
                »Wer kommt denn jetzt noch?«, fragte Susann und ging zur Tür. Es war äußerst selten, dass sie zu dieser Zeit Besuch bekamen.
    Brenninger war gekommen und hatte sich vorgenommen diesmal bei Victor eine Hausdurchsuchung durchzuführen. Auch wenn dieser Victor höhergestellte Persönlichkeiten kannte, war Brenninger nicht gewillt, sich von ihm auf der Nase herumtanzen zu lassen. Und dass Victor nun beinahe alle Tage einen anderen Rollator durch sein Viertel schob, war ihm nicht entgangen. So auch heute. Nur hatte Brenninger darauf verzichtet, Victor wie üblich hinterherzujagen, sondern sich zu einer Hausdurchsuchung entschlossen. Brenninger hatte zwar keinen richterlichen Durchsuchungsbeschluss beantragt, doch er rechnete damit, dass sich Victor in der bestehenden Gesetzeslage nicht auskannte – zumal es noch immer den Gummiparagraphen »Gefahr in Verzug« gab, der ja bei entsprechendem Verdacht, ohnehin eine Durchsuchung rechtfertigte.
     
    Susann reagierte verblüfft, als sie ihn am Gartentor stehen sah.
                »Womit kann ich ihnen helfen?«, fragte sie.
                »Ich möchte zu Herrn Victor«, erwiderte Brenninger förmlich und klopfte sich ein paar Staubflusen von den Schulterstücken seiner Uniform.
    Susann ging ins Haus zurück.
                »Brenninger ist für dich gekommen«, sagte sie, »er scheint dienstlich hier zu sein.«
                »Mist!«, fauchte Victor und sprang auf. »Haltet ihn bitte kurz auf«, rief er flehentlich und rannte in den Keller.
                »Wie soll ich ihn denn aufhalten?«, stöhnte Susann, doch Victor war schon die Treppe hinuntergerast. Susann ging wieder in Richtung Haustür.
    Brenninger hatte mittlerweile eigenmächtig die Gartentüre geöffnet und war einen Schritt in den Garten getreten.
    Inzwischen war auch Charly neugierig geworden. Er erschien hinter Susann im Türrahmen und sah ihr über die Schulter.
                »Sie-Sie-Sie w-wohnen hier?«, stotterte Brenninger, als er Charly erblickte, während ihm der Schweiß aus den Achseln trat und ihm so heiß wurde, dass er an seinem Hemdkragen herumzerrte, um sich Luft zu verschaffen. Es hatte ihn vollkommen überrascht diesen Charly hier anzutreffen. Jetzt kam es Brenninger geradezu hirnverbrannt vor, ohne Durchsuchungsbeschluss aufgetaucht zu sein.
                »Ich-ich dachte, hier wohne ein Victor?«, stammelte er verlegen.
                »Er ist drinnen«, sagte Charly. »Soll ich ihn holen?«
                »Nein, nein, nicht nötig«, erwiderte Brenninger, der plötzlich nur noch weg wollte.
                »Ich wollte mich nur davon überzeugen, ob alles in Ordnung ist?«
                »Dann noch einen schönen Abend!«, wünschte Brenninger.
    Charly sah ratlos zu Brenninger.
                »Madam«, sagte Brenninger mit einer leichten Verneigung an Susann gewandt und verkrümelte sich.
    Als Charly und Susann wieder zurück in der Küche waren, kam auch Victor gerade aus dem Keller hoch.
    Erstaunt sah sich Victor um.
                »Ist er wieder weg?«, keuchte er, »ich dachte schon, er macht eine Hausdurchsuchung, da habe ich schnell die Rollatoren unter einer Plane versteckt.«
                »Warum hat der eigentlich so eine Heidenangst vor dir?«, fragte Susann an Charly gerichtet. Ihr war Brenningers Reaktion nicht entgangen.
    Charly musste sich ein Lächeln verkneifen.
                »Es ist wegen einem Richter«, sagte er.
                »Die Geschichte liegt schon eine halbe Ewigkeit zurück. Damals hatte die Mutter eines Jugendlichen, Brenninger und seinem früheren Kollegen ein Verfahren wegen vorsätzlicher Körperverletzung angehängt. Brenningers Kollege war ein ziemlicher Heißsporn und hat dem Jugendlichen, während eines Verhörs, einen Zahn ausgeschlagen. Brenninger konnte gar nichts dafür, aber hinterher hatte er den Kollegen gedeckt und behauptet, er hätte nichts mitbekommen. Das hatte ihm beinahe den Job gekostet. Der Richter war knallhart und Brenningers Kollege wurde aus dem Polizeidienst entlassen. Brenninger selbst wurde für ein paar Jahre in den Innendienst versetzt. Das ist jetzt schon etwa zwanzig

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