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München - 2030

München - 2030

Titel: München - 2030 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Golfidis
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würde für das Reparieren der Traktoren nur die Hälfte nehmen und die Reparaturen würden ewig halten. Und weil Victor zu jener Zeit gerade das Häuschen einer Tante ererbt hatte, waren die beiden wieder zurück nach München gezogen – wo Victor im Keller des Hauses eine illegale Cannabisplantage in Betrieb nahm. Doch nachdem das Cannabisverbot 2020 der Legalisierung zum Opfer fiel und Victor dadurch wieder einmal arbeitslos wurde, hatte er sich auf das Rollator-Geschäft verlegt. Worüber er aber nicht unerfreut war. Das handwerkliche lag ihm einfach besser, wie er fand. Wohingegen Susann behauptete, dass er schon einen grünen Daumen habe, wenn er sich nur ein wenig mehr Mühe geben würde. Aber wie schon erwähnt, fühlte sich Victor wohler, wenn er einen Schraubenschlüssel anstatt einer Gießkanne in der Hand hielt. Und so diente ihm der Kellerraum des Hauses nun als Werkstatt, in der er die gestohlenen Rollatoren umlackierte.
     
    Inzwischen hatte sich zwar die Situation wieder geändert. Der Gentechnik-Riese MONSANTO hatte sich mithilfe eines strittigen Patents die Rechte an Cannabis gesichert, wodurch es nur noch zu überteuerten Preisen zu haben war - und sich Victor wiederum mit dem Gedanken befasste, das Geschäft neu aufblühen zu lassen. Cannabis war ein Riesengeschäft. Viele der Alten kifften was das Zeug hielt. Ein Großteil der Generationen 60er, 70er und 80er hatte schon immer gekifft – früher mussten sie es im Verborgenen tun – doch nun wo es legal war, rauchten sie wie die Schlote.
    Das einzige Problem lag daran, gute Samen zur Aufzucht herzubekommen. MONSANTO verkaufte nur noch gepressten Shit – das aus weiblichen Pflanzenteilen gewonnene und zu Platten gepresste Harz. Gras war vom Markt vollkommen verschwunden und die Samen wurden teurer gehandelt als Gold.
    Außerdem lief das Geschäft mit den Rollatoren zumindest bislang vergleichsweise gut. Einziges, jedoch nicht unerhebliches Problem, stellte die Polizei dar.
     
                Doch auch die Polizei war alt geworden. Aber nicht nur das hohe Alter der Beamten stellte die Behörde vor neue Aufgaben. Bedingt durch die schwierige wirtschaftliche Situation, fehlten der Polizei die notwendigen Mittel um ihre entsprechenden Fuhrparks aufrecht zu erhalten. So waren die meisten Polizeifahrzeuge veraltet und defekt, während die wenigen noch funktionierenden Fahrzeuge, auf Anordnung des Polizeipräsidenten, nur zu Noteinsätzen verwendet werden durften. Die einzelnen Reviere sandten nun Fahrradstreifen aus, die in den Wohnvierteln für die nötige Sicherheit sorgen sollten.
     
                Der Beamte der für Victors Viertel zuständig war, machte nun täglich seine Runden, um nach dem Rechten zu sehen. Wobei er an dem kleinen heruntergekommen Häuschen in dem Victor lebte, auffällig oft vorüberkam.            Konradin Brenninger, so hieß der Cop, war klein und stämmig. Er hatte dieselben Proportionen wie ein Fass. Kurzer Hals, kurze Arme, dicker Bauch und zu kurz geratene Beine. Für ein Herrenfahrrad war er eindeutig zu klein – er hätte mit seinen stummeligen Beinen nicht einmal zu den Tretern hinuntergelangt – weswegen er nun zu Fuß den Streifendienst versah (was unter seinen Kollegen für enormes Gelächter gesorgt hatte). Doch was ihm an Größe fehlte, schien er durch Boshaftigkeit ausgleichen zu wollen. Brenninger war ein wahrer Teufel von Cop. Er war so scharf wie ein deutscher Schäferhund, der zuschnappte sobald sein Gegenüber den kleinsten Hauch von Angst zeigte. Zigmal hatte er Victor schon einer Personenkontrolle unterzogen und sich jedes Mal seinen Ausweis zeigen lassen. Was nichts anderes wie die reinste Schikane war. Brenninger hatte Victor sichtlich auf den Kieker. Doch zum Glück hatte er ihn noch nie »inflagranti« erwischt. Rollatorendiebstahl stand nämlich ganz oben in der Kriminalstatistik und wurde mit harten Gefängnisstrafen geahndet.
     
    Als Victor zurückkam schob er einen grünen Rollator vor sich her. Er hatte ihn vor der Toilette in einem Supermarkt entwendet. Die Rollatoren passten nicht in die kleinen Toilettenkabinen und so waren ihre Besitzer dazu genötigt sie davor abzustellen. Aus diesem Grund kam es in öffentlichen Toiletten immer wieder zu Rollatordiebstählen.
     
                Plötzlich trat Brenninger hinter einer Hecke hervor.
                »Da hast du aber einen schönen Rollator«, sagte Brenninger und starrte schadenfroh zu

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