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Mürrische Monster

Mürrische Monster

Titel: Mürrische Monster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Royce Buckingham
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Klappe halten sollst«, sagte Nate. »Und erzähl nicht jedem, wo du wohnst.« Dann erstarrte er und blickte an Richie vorbei zu dem Käfer hinüber.
    Ein etwa achtzehnjähriges Mädchen stieg aus. Die junge Frau trug ein wallendes Batikkleid, dessen Farben bei jeder Bewegung zu zerlaufen schienen. Ihre Birkenstock-Sandalen waren so ausgetreten, dass sie ihr auf die feingliedrigen Füße modelliert zu sein schienen. Sie hatte lange kastanienbraune Locken, die ihr wild, aber auf höchst attraktive Weise vom Kopf abstanden. Und im gepiercten Nasenflügel glitzerte ein Smaragd. Nun schloss sie die Augen, wie um die Aura des Ortes in sich aufzunehmen.
    Nate starrte das Mädchen an.
    Sandy musterte Nate. Ihre Augenbrauen zuckten nervös. »Wohin guckst du?«, fragte sie, obwohl ganz offenkundig war, wem sein Blick galt.
    Die Fremde schüttelte ihren wilden Haarschopf, ging an den Leuten vorbei und trat geradewegs auf Nate zu.
    »Ich bin Lilli«, sagte sie, »aus San Francisco. Hat hier der Troll gestanden?« Sie schloss erneut die Augen. »Ah, ja. Ich spüre seine Schwingungen. Ich glaube, er ist noch in der Nähe.«
    »Wow«, staunte Nate.
    »Welch eine Erkenntnis«, meldete sich Sandy zu Wort. »Er hätte ja wohl nicht weit kommen können, ohne dass ihn jemand sieht.«
    »Du würdest staunen, wenn du wüsstest, was die Leute alles übersehen«, sagte Lilli humorvoll und zugleich geringschätzig.
    »Wohl wahr«, sagte Nate.
    Sandy verschlug es die Sprache. Sie kochte vor Wut.
    »Ich schaue mir mal an, wo der Troll gestanden hat«, sagte Lilli lächelnd zu Nate und machte sich auf den Weg unter die Brücke.
    Nate sah zu, wie ihr Hüftschwung die Farben des Kleides in rhythmischen Wellen auf und ab wogen ließ.
    »Nate ...«, sagte Sandy. »Nate!«
    »Ich hör dir zu.«
    »Nein, tust du nicht«, entgegnete Sandy. »Wenn du bitte mal kurz den Blick von der Hippie-Tussi losreißen könntest.«
    »Okay. Was ist denn?«
    »Die Polizei denkt, die Diebe hätten die Figur mit einem Laster fortgeschafft«, sagte Sandy. »Ich glaube das nicht, du etwa?«
    »Nein. Sie ist von selbst weggelaufen. Ganz sicher.«
    »Das Ding wiegt mehrere Tonnen. Wenn es auf einer der beiden Straßenseiten durchs Gras marschiert wäre, hätte es Fußabdrücke hinterlassen.«
    «Okay ...«
    »Also muss der Troll die Straße mitten auf der Fahrbahn hinuntergelaufen sein. Und es gibt nur einen logischen Ort, wo sich etwas so Großes verstecken könnte.« Sandy wandte sich um und deutete auf das Ende der Straße, das unweit der Brücke lag. Unmittelbar dahinter war das Ufer des Lake Union, der sich am Rand der Innenstadt von Seattle befand.

7. Kapitel
    Dämonenangriff
    Bestürzt sank Mr. Neebor in seinem Garten auf die Knie. Seine preisgekrönten Tulpen waren zu gelben und roten Farbklecksen zerschmolzen, die aussahen wie angetrocknete Kerzenwachslachen. Ein Durchschnittsbürger hätte geglaubt, die Blumen wären mit giftigen Chemikalien in Berührung gekommen, aber Neebor wusste es besser. Grimmig betrachtete er das düster aufragende Nachbarhaus. Er konnte und wollte sich nicht vorstellen, wie es vor sich gegangen war, aber irgendwie hatten das Haus und die bizarren Dinge, die sich darin zutrugen, seine geliebten Blumen in wertlose Schmiere verwandelt.
    Während Neebor noch hinüberstarrte, hörte er hinter sich ein Geräusch.
    Raschel-raschel.
    Er fuhr herum. »Wer ist da?«
    Diesmal kam das Geräusch aus der entgegengesetzten Richtung.
    Raschel-raschel.
    Mit einer Handschaufel bewaffnet, begann Neebor durch den Garten zu kriechen, denn er fragte sich, ob er womöglich den Missetäter erwischen würde, der seine Tulpen auf dem Gewissen hatte.
    Auf einmal brach hinter seinem prämierten Erdbeerbeet geräuschvoll der Boden auf. Neebor fuhr mit hocherhobener Schaufel herum. Es bewegte sich nichts, aber er erspähte einen dünnen Trieb in der Erde, der sich zwischen die rubinroten Erdbeeren geschoben hatte.
    »Brombeeren«, schnaubte er.
    Wenn er nicht sofort etwas unternahm, würde es bald einen Beerenkrieg geben, sagte er sich, und es stand außer Frage, wer diesen verlieren würde. Er stieß die Schaufel in die Erde und durchtrennte den Brombeerzweig an der Wurzel.
    »Ha!«, lachte er.
    Als Neebor sich abwandte, zog sich der Trieb mit letzter Kraft in die Erde zurück und sandte seinen Kollegen ein Signal seines Ablebens. Stirnrunzelnd schaute Neebor über die Schulter. Weitere Brombeerzweige waren aus dem Boden geschossen – dicke, sehnige Triebe

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