Mürrische Monster
schlug den Zweig entzwei, so dass die Klinge im Erdreich stecken blieb. Er packte den Trieb, um ihn vom Knöchel abzureißen, und piekste sich sofort ein Dutzend Dornen in die Handfläche, was eine neue Runde selbst erdachter Verwünschungen nach sich zog.
Richie schwang die Machete hin und her, um sich die anderen Zweige vom Leib zu halten, während er den winzigen Trieb aus seiner blutigen Socke herausklaubte. Die Zweige wanden sich wie eine Horde wild gewordener Schlangen und schwangen beiseite, wann immer die Klinge ihnen zu nah kam; doch sobald sich in seiner Deckung eine Lücke auftat, schnellten sie vorwärts und versuchten ihn zu treffen.
Als Richie sich unter Schmerzen den Dornentrieb aus dem Fußknöchel gezogen hatte, wirbelte er herum, hieb wütend auf die angriffslustige Pflanze ein und hielt gleichzeitig den Schild nach unten, um seine Beine zu schützen. Zweimal durchbrach der Strauch seine Deckung und traf ihn am Arm und an der Wange, aber Richie konterte jedes Mal mit einem flinken Machetenhieb, so dass die Zweige wie vom Blitz getroffen ins Gras fielen und sich im Todeskampf wanden.
Schließlich erstarrte der Brombeerstrauch, und Richie reckte siegreich Waffe und Schild in die Höhe. Die Arbeit war erledigt. Er brauchte den Strauch nicht mehr zu beschneiden – er zog sich von selbst zurück.
«Ja, verzieh dich bloß«, rief er ihm nach, dann machte er kehrt und hielt sich für einen geschickten Gärtner und Schwertkämpfer. Was er nicht bemerkte, waren die zahllosen Brombeerzweige, die im Boden verschwanden und in Mr. Neebors angrenzenden Garten hinüberkrochen.
5. Kapitel
Neueste Nachrichten
Sandy ging auf das wuchtige alte Fachwerkhaus zu. Sie hatte den selbstbewussten Gang eines Mädchens, das im Zeugnis nur Einsen hatte oder dessen Auto wie immer frisch geputzt und gesaugt war; aber vor allem war es der beschwingte Gang eines Mädchens, das, wirklich und wahrhaftig, einen festen Freund hatte, was für Sandy eine ganz neue Erfahrung war.
Sie trug Stiefel mit Absätzen und eine Jeans mit Schlag, ganz schön flippig für ihre Verhältnisse, aber das ist mir schnurz , dachte sie. Neuerdings war ihr ziemlich oft danach zumute, ruhig mal über die Stränge zu schlagen.
»Hallo, Tür«, rief sie, als sie Nates Veranda betrat. Die Tür aus vier massiven Holzpaneelen schwang nach innen auf.
Sandy trat in die Eingangshalle und schaute sich zufrieden um. Einen Ort zum Abhängen zu haben war einer der Vorteile, wenn man einen festen Freund hatte, selbst wenn ihr das Haus ein bisschen unheimlich war und sie darin schon fast umgekommen wäre. Sie zog es vor, es als interessant zu bezeichnen. Und weil Nate keine Eltern mehr hatte, schien es zur Hälfte praktisch ihr zu gehören.
Beim Weitergehen bemerkte sie eine leichte Beule in dem indischen Teppich. Obwohl sie inzwischen ungefähr doppelt so cool war wie noch vor einem Monat, erwachte ihr Instinkt, und ihre pingelige Seite kam zum Vorschein. Niemand beobachtete sie, deshalb kniete sie sich hin, um die Teppichkante glatt zu streichen. Selbst in einem Haus voller Chaos konnte sie so eine Nachlässigkeit nicht durchgehen lassen.
Die haarige Pranke des TIERS schnellte unter dem Teppich hervor und packte ihren Fußknöchel. Sandy schrie auf und trat so kräftig sie konnte zu. Der Teppich wogte zurück, und ihr Fußtritt schleuderte die Pranke in die Luft.
Ungläubig starrte sie ihr nach. Der Pranke folgte kein Körper. Pernikus nahm wieder seine wahre Gestalt an, während er im hohen Bogen durch den Raum segelte und kicherte wie ein stotternder Teekessel.
»Hi-hi-hi-hi-hi!«
»Pernikus!«, schimpfte sie. Der kleine Hauskobold hatte die Prankenform des TIERS nachgeahmt und sich mit dem Teppich verschworen, um ihr einen Schreck einzujagen, und es hatte hervorragend funktioniert. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
Wie als Antwort auf ihren Schrei stürmte der kraftstrotzende Dämon Nikolai in den Raum und packte Pernikus am Fuß, als der kleine Kobold an ihm vorbeiflog.
Die beiden stürzten zu Boden und begannen miteinander zu ringen. Pernikus wandelte wie von Sinnen seine Gestalt, aber der muskelbepackte Nik presste die sich windende kleine Nervensäge kurzerhand in den Holzfußboden, wo sie fürs Erste kein weiteres Unheil anrichten konnte.
»Dank dir, Nik«, sagte Sandy. »Du bist ein Schatz.« Sie gab dem bulligen Wicht einen Kuss auf die Stirn, und der kleine Kerl grinste. »Und, ist mein Freund zu Hause?«, fragte sie und warf ihr Haar zur
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