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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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haben?«
    »Ja ...
also ...«
    »Sie haben doch mit ihm gesprochen?«
    »Natürlich,
ja ...«
    »Und? Hat
er irgendwas rausgelassen?«
    Howard
durchforscht fieberhaft sein Gedächtnis nach der Begegnung mit Skippy, aber er
kann sich an absolut nichts erinnern, was der Junge gesagt hat; nur an Aurelies
Hand auf seinem Arm, an ihr Parfüm, ihr schelmisches Lächeln. »Ja, also ... er
kam mir mehr oder weniger vor wie ein ganz normaler junger ...«
    »Am
besten, Sie sagen mir einfach wörtlich, was er zu Ihnen gesagt hat - Trudy, du
schreibst mit?«
    »Ja,
Greg.« Wieder schwebt Trudys Stift erwartungsvoll über dem Block.
    »Hmmm ...«
Howard legt die Stirn in angestrengte Falten. »Also, eigentlich war das kein
Gespräch in dem Sinn, eher eine Art ... Mitteilung, dass die Tür offen steht.
Damit er, falls er irgendwann Probleme bekommt, jederzeit -«
    »Falls ...?«, stößt der Automator hervor.
Er schlägt mit der Hand auf den Tisch, als wollte er sich selbst anfeuern.
»Herr im Himmel, Howard, wir wissen doch, dass er Probleme hat! Wenn einer im
Französischunterricht seine Kumpels vollkotzt, dann hat er Probleme! Der Punkt ist doch,
dass Sie herausfinden sollten, was für Probleme! Damit nicht genau das Szenario
eintritt, mit dem wir's jetzt zu tun haben!« Er sinkt schwer auf einen der neuen
Drehstühle, legt die Fingerspitzen beider Hände an seine Stirn und stößt einen
Seufzer aus, der so klingt, als würde eine Feuerwalze alles auf ihrem Weg in
Asche verwandeln.
    »Warum
halten wir uns nicht an ihn selbst?«, fragt Howard eilig. »Ich rede noch mal
mit ihm, und diesmal krieg ich raus, was mit ihm los ist, versprochen.«
    »Zu spät«,
murmelt der Automator in seine Hände. Dann dreht er sich mit dem Stuhl herum.
»Es wird Zeit, schweres Geschütz aufzufahren - Trudy mach einen Termin mit dem
Beratungslehrer für Juster, sobald er wieder da ist. Pater Foley wird der Sache
auf den Grund gehen.« Er erhebt sich und tritt ans Fenster, mit dem Rücken zu Howard,
die Hand an der Perlenschnur der Jalousie.
    »Hatten
Sie schon Gelegenheit, mit Juster zu sprechen?«, fragt Howard mit rauer Stimme.
    »Wir haben
in der Tat ein paar Worte gewechselt, während Sie Ihren Hausmeisterpflichten
nachgekommen sind«, lautet die von falscher Munterkeit triefende Antwort. »Er
war oben gerade beim Zähneputzen. Die Unschuld in Person. Hat sich angeblich
nicht wohlgefühlt und deshalb einen Spaziergang gemacht. Die Tür sei offen
gewesen, da hat er gedacht, das sei in Ordnung. Wusste natürlich von nichts.«
Das Licht wird grau, als sich die Lamellen der Jalousie schließen, und hell,
als sie sich wieder öffnen. »Netter kleiner Spaziergang, ganz allein, mitten
im Winter, in einer Aufmachung wie ein gottverdammter Hobbit. Genauso gut hätte
er mir den Mittelfinger zeigen können. Das Dumme ist, ich hab niemanden, der
ihn widerlegen könnte. Niemand erinnert sich auch nur ansatzweise daran, was
passiert ist. Eine Art anterograde Amnesie vielleicht, ausgelöst durch die
Bowle. Vielleicht hat dieser Slippy die anderen auch vorgewarnt.«
    Eine ganze
Weile wird nur das Licht dunkler und heller, und der Aufzugsmechanismus der
Jalousie quietscht. Dann lässt sich der Automator wieder vernehmen: »Ich kann's
Ihnen genauso gut sagen: Dieser kollektive Gedächtnisschwund hat Ihnen wahrscheinlich
den Arsch gerettet.«
    Howard
zuckt zusammen. Quietsch, quietsch macht die Schnur. Trudy hält den Blick
ehrerbietig auf ihren Block gesenkt, als sei dieser Teil des Gesprächs nicht
für ihre Ohren bestimmt. Die reglose Silhouette des Automators verblasst und
löst sich auf. Howard setzt zum Sprechen an, verstummt dann aber wieder. Sein
Hemd klebt ihm nasskalt am Rücken.
    »Mögen Sie
Fische, Howard?« Der kommissarische Direktor wendet sich abrupt vom Fenster ab
und marschiert quer durch den Raum zum Aquarium.
    »Ob ich
... Fische mag?«, stottert Howard.
    »Der Alte
hat immer den halben Tag hier gesessen und den verdammten Fischen zugeschaut.
Ich selber hab nie begriffen, wozu die gut sein sollen. Vollkommen nutzlose
Kreaturen.« Er geht in die Hocke und schnippt vor einem der leuchtenden
Gebilde, die friedlich in dem Bassin umherschwimmen, mit den Fingern. »Schauen
Sie sich die Biester an. Kriegen von nichts was mit. Sind rund um die Uhr hier
im Büro und können mich nicht von einem Loch in der Wand unterscheiden.« Er
wendet sich wieder Howard zu. »Kennen Sie den Unterschied zwischen Menschen und
Fischen, Howard?«
    »Fische
haben

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