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Murray,Paul

Murray,Paul

Titel: Murray,Paul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Skippy stirbt (Teil 2)
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Eiskäfig
umschwirrt, rund um sie herum tanzt. Und plötzlich denkst du:
    Seine Seele.
    Du setzt
dich auf.
    Eine Seele
wiegt nichts, sie hat keine Größe, keinen Umfang.
    Vom
Bildschirm zwinkert die Prinzessin dir zu.
    Die
Dimensionen sind da, überall, zu klein, um von klobigen menschlichen Leibern
wahrgenommen zu werden. Aber wenn du nur eine Seele wärest -
    Und da
siehst du sie! Als ob ein Schleier sich lüftet; mit einem Mal siehst du die
unzähligen kleinen Türen in der Luft! Überall treiben sie durch das Zimmer, und
als du dich aufrappelst, um hindurch zu spähen, siehst du, was dahinter ist!
Jede einzelne führt in eine andere Zeit und zu einem anderen Ort! Durch die
hier siehst du dich und Ruprecht im Keller, bei der Arbeit an der Tarnkanone -
    Und hier
ist der Halloween Hop, als das, was Lori heute Abend vor ihrem Haus gesagt hat,
noch nicht in der Welt war, und du begreifst, dass es ihre Gestalt ist, nach
der deine Arme sich sehnen.
    Und hier
ist es morgen früh, 8 Uhr, der trübe Himmel blau durchwachsen, fröstelnde Jungs
mit verschlafenen Otteraugen, Siddartha und Garret und Antony Taylor, steigen
einer nach dem anderen in den Bus, kämpfen um die hintersten Sitze, während der
Trainer auf die Uhr schaut, auf sein Klemmbrett, wieder auf die Uhr, das
Schultor mustert, das sich nicht öffnet -
    (Schneller,
Skippy! drängt dich eine Stimme, die Stimme der Prinzessin, der Raum zerfließt,
die Teilchen brechen auseinander, die Strings ribbeln sich auf wie ein alter
Schulpullover.)
    Und hier
ist es Sommer, Jahre her, bevor das Ganze losging, und Mum ist hinten im Garten
und badet Dogley zum ersten Mal, er ist noch ein Welpe, er kennt kein Wasser,
Schaumbläschen fliegen in sämtliche Richtungen, er kläfft und sträubt sich,
schnappt nach allem und jedem in Reichweite, und Mum sagt: Wenn du ihn bloß mal
kurz festhältst, dann schrubbe ich ihn am - da glitscht er ihr aus den Armen
und schießt senkrecht in die Luft wie ein Stück Seife, landet auf der Wiese,
dreht sich um und bellt euch an, schüttelt sich, dass ihr von oben bis unten
nass gespritzt seid, und Mum lacht sich halb tot, liegt im Gras, ihr Haar ist
golden, ihr Bauch rund von Nina, die Seifenblasen schillern und blubbern durch
den Garten wie vollkommene, nagelneue Universen, Mums Lachen klingt wie Musik,
es ist Musik, und es lenkt dich zu der Tür, entgegen dem reißenden Strom der
Zeit, du schwimmst mit aller Kraft, aufwärts und aufwärts -
    »Sag mal,
was machst du denn
da?«
    Du
schlägst die Augen auf. Ruprecht steht turmhoch über dir und glotzt dich
perplex an.
    »Bin wohl
eingeschlafen ...« Du hebst mühsam deinen Kopf vom Teppich. »Ich hab das Spiel
gespielt«, sagst du und zeigst zum Monitor. Doch der ist nicht eingeschaltet.
Du schleppst dich zum Bett und setzt dich hin.
    »Was ist
das da?« Ruprecht hebt ein leeres, bernsteinfarbenes Röhrchen vom Boden auf.
    »Nichts«,
sagst du, »hab nur ein bisschen ausgemistet.« Schlaf knistert in deinen
Hirnwindungen wie atmosphärische Störungen im Radio. Die kleinen Türen sind
verschwunden. »Hast du deinen Kasten zurückgekriegt?«
    Ruprecht
sieht missmutig aus dem Fenster. »Dieser verdammte Köter«, sagt er. Lautes
Knurren tönt aus seinem Magen. »Du hast nicht zufällig was zu essen da?«
    »Nein«,
sagst du. War das alles also nur ein Traum? Die Enttäuschung brennt dir in den
Eingeweiden, tröpfelt dir aus den Augen, ist kaum auszuhalten.
    »Hmm.«
Ruprecht schaut auf seine Armbanduhr. »Das Ed's hat noch offen ...«
    Er dreht
sich um und zählt Münzen aus dem Schraubglas ab, in dem er sein Kleingeld
aufbewahrt. Du guckst auf bis dann! und versuchst bloß, nicht
loszuheulen. Und dann merkst du, dass du eine gute Handbreit über dem Boden
schwebst.
    Großer
Gott! Was ist denn jetzt los? Ruprecht kehrt dir den Rücken zu, er sagt
irgendwas von wegen, dass er einen neuen Kasten bauen wird, und derweil
steigst du langsam Richtung Zimmerdecke! Du bemühst dich, nicht zu lachen - es
ist, als hätten sich unsichtbare Hände unter deine Füße geschoben, die dich
hochheben, höher und höher -
    Ruprecht
dreht sich um. Mit einem Schlag bist du wieder auf dem Boden. »Was ist mit dem
Frisbeemädchen?«, fragt er. Er kann sie nicht sehen, die Quarks und Elektronen,
die wie Millionen winziger bunter Blitze aus seinem Körper funken und durch die
Luft schießen.
    Du hebst
die Schultern. »Ein andermal.«
    »Oh.« Sein
Magen gibt ein weiteres, wütendes Knurren von sich. »Wie's aussieht,

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