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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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springen. Jennifer?!«
    »Das war mir klar«, hörte ich sie, die gerade hinter mir stand.
    Jennifer schob sich an mir vorbei. Sie löste ihren Karabiner aus dem Halteseil und klappte den vorderen Teil des Geländers herunter.
    »War schön mit euch«, sagte sie noch. Dann ging sie in die Hocke und stieß sich ab. Mit angewinkelten Beinen und vorgestreckten Armen schwebte sie über den Abgrund hinweg. Sie kam auf der unteren Kante der Schießscharte auf, die uns gegenüberlag, und zog sich daran empor. Dann schlüpfte sie in die steile dunkle Nische, die eben breit genug war, dass man mit dem Anzug hineinkriechen konnte. Mir fiel auf, wie beherrscht und elegant sie sich bewegte. Sie war eine Tänzerin im luftleeren Raum.
    »Alles klar«, hörten wir sie in unseren Helmen. Im Gegensatz zu einem Anfänger ging ihr Atem nicht nur nicht schneller, sondern sogar ruhiger und tiefer.
    Lambert war die nächste. Sie duckte sich und fixierte die gegenüberliegende Seite, als müsse sie bei voller Schwerkraft über eine Schlucht springen, deren andere Seite glatt und rutschig war. Dann stieß sie sich ab, segelte auf Jennifer zu, die sie auffing und zu sich hereinzog. In der Kommunikation hörten wir Jills Keuchen und einige unterdrückte Flüche.
    »Wie sieht es aus?«, erkundigte ich mich. »Ist da drüben genug Platz für uns alle?«
    Lambert war in der Fensternische verschwunden, während Jennifer wieder zum Vorschein kam und mit der freien Hand winkte.
    »Kein Problem«, rief sie, die unwillkürlich die Stimme erhob, als müsse sie die Distanz aus eigener Kraft überwinden. »Es geht hier mindestens fünf Meter nach innen.«
    »Und dann?«, fragte ich. »Keine Fenster? Vielleicht ist es nur ein blinder Schacht.«
    Sie wedelte mit der Hand zum Zeichen, dass ich endlich springen solle. »Jetzt stell’ dich nicht an«, sagte sie. »Es geht hier schon ins Innere!«
    »Das Fenster kann doch unmöglich offen gewesen sein«, gab ich zurück.
    Ich tauschte aus der Nähe einen skeptischen Blick mit Taylor, der die Schultern zuckte und sich dann wieder seinem MasterBoard zuwandte. Jennifer suchte die Innenseiten der Nische ab.
    »Vermutlich ein Kraftfeld«, war zu hören. »Scheiben gibt es jedenfalls keine und hat es hier auch nie gegeben.«
    »In Ordnung«, seufzte ich.
    Ich stieß mich ab, schwebte auf Jennifer zu, packte ihre Hand und zog mich daran in die Schießscharte hinein. Neben ihr stehend, sah ich zu, wie Taylor den Befehl für das Zurückziehen des Auslegers betätigte, das MasterBoard fallen ließ, das mit einem dünnen Elastilkabel an seiner Seite befestigt war, und dann herübergesprungen kam. Mit vereinten Kräften erwischten wir auch ihn und hievten ihn in die Nische. Lambert war schon einige Schritte ins Innere gegangen, da die Scharte zu schmal war, als dass wir alle nebeneinander Platz gehabt hätten. Jennifer drückte sich jetzt an ihr vorbei und übernahm die Führung. Mit einem letzten Blick zurück sah ich, wie der Ausleger eingezogen wurde und automatisch einrastete. Wir hatten wortwörtlich die Brücken hinter uns abgebrochen.
    »Hu ...« Taylor stieß die Luft aus und zwängte sich dann als letzter in die Scharte hinein. Ich drehte mich um. Hintereinander gingen wir langsam weiter.
    »Commander, Sir«, fragte Jill schüchtern, »sollten wir nicht unsere Waffen entsichern?«
    »So ein Quatsch«, kam Jennifer meiner Antwort zuvor, aber als ich zu ihr nach vorne sah, bemerkte ich, dass das wohl eher der Frage als ihrem Gegenstand gegolten hatte, denn sie hatte ihre Offizierspistole bereits im Anschlag.
    »Ich glaube nicht, dass das nötig ist«, sagte ich.
    Lambert nestelte nach ihrem Halfter und zog ihre Strahlenwaffe, während der hinter mir gehende Taylor viel zu sehr mit seinem MasterBoard beschäftigt war.
    Ich betrachtete das Material des Schiffes. Wir befanden uns in einem kaum schulterbreiten Gang, dessen Wände lotrecht über uns aussteigen und über dessen Tiefe wir keine Aussage machen konnten. Sie waren glatt, aber doch nicht so, wie man sich gehärtetes und poliertes Metall vorgestellt hätte. Eine  porige, sonderbar blasige Struktur enthüllte sich uns, als wir aus wenigen Zentimetern Entfernung die Innenwände der Scharte musterten. Es kam mir so vor, als weise sie eine von Zellstruktur auf. Ungleichmäßige, über eine größere Fläche aber doch gleichwertige Waben oder Blasen waren in die Wand eingelassen. Mit der Kamerafunktion meines Helmes nahm ich einige Details davon auf. Dann

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