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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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Lichtstrahlen, sondern nur die kleinen Punkte der Lampen und die großen Kreise, die sie dort erzeugten, wo sie auf eine Wand oder auf den Boden trafen. Der Kreis, den sie gerade vor ihre Füße warf, war nur ein halber.
    Wir beeilten uns, zu ihr aufzuschließen. Etwa zwanzig Meter tief im Inneren des rätselhaften Vorraums stand Jennifer wie angewurzelt dar und leuchtete einige Schritte voraus auf den Boden. Der grauschwarze poröse Untergrund warf wenig Licht zurück, aber drei Meter vor uns verschwand der Lichtstrahl im Nichts. Es gab keine Möglichkeit, die Abmessungen des Abgrunds abzuschätzen. Der Lichtstrahl als solcher war nicht zu erkennen, und er schien auf keinen festen Gegenstand zu stoßen. Wir standen am Rand der Leere.
    »Das gibts doch gar nicht«, fluchte Taylor.
    »Passen Sie auf«, zischte Jennifer, als er sich neben sie an die Kante schob und sich vorwitzig über den Abgrund beugte. »Wenn sie da runtersegeln, kommt ziemlich lange nichts mehr, von dem sie sich abstoßen könnten!«
    Ich trat zwischen sie und spähte in die Tiefe. Nichts. Indem wir unsere Lampen und Flammer vereinigten, leuchteten wir waagerecht hinüber, um die Breite dieses einschüchternden Schachtes abschätzen zu können. Es kam uns so vor, als finde der abgerissene Boden in unbestimmter Entfernung eine Fortsetzung. Es war unmöglich, den Raum, in dem wir uns befanden, nach Maßen zu bestimmen, aber wir schienen uns auf einer Art Galerie aufzuhalten. In weitem Kreise, dessen Radius wenigstens vierzig Meter betrug, zogen sich einzelne halbkreisförmige Nischen um das Loch herum, das sich vor unseren Füßen öffnete. Seine Tiefe zu bestimmen, war unmöglich. Ich aktivierte meinen Handscanner, aber er reagierte nur mit dem roten Signal, das anzeigte, dass der Messbereich überschritten war.
    »Taylor«, sagte ich.
    Er hatte schon geschaltet und sein Gerät aktiviert. Vorsichtig beugte er sich nach vorne und hielt es über den schwarzen Abgrund. »So tief ist es gar nicht«, sagte er nach einer Weile.
    Ich hatte ihm über die Schulter gesehen. Die lichte Höhe dieses Schachtes betrug etwa fünfzig Meter. Allerdings war der Untergrund nicht eben, sondern er schien sich zu zwei Rampen oder schiefen Ebenen aufzuteilen, die in entgegengesetzten Richtungen weiter in die Tiefe führten.
    »Ein Treppenhaus«, meinte Jennifer fröhlich.
    »Die Frage ist nur«, winselte Lambert, »was für Wesen sich hier getummelt haben.«
    Ich konnte hören, wie Jennifer ein mitleidiges Lächeln aufsetzte. »Vermutlich«, sagte sie, »müssen wir von allem Abschied nehmen, was wir uns so vorstellen. Dies ist ein Raumschiff, das in einer Tiefe operiert, die es gar nicht erreichen kann. Statt so leicht wie möglich, ist es so schwer wie möglich konstruiert. Es ist – ausgesprochen zugig, um es mal so zu sagen. Seine Architektur ist halb Ritterburg, halb Prunkschloss, aber sicher nicht funktional. Abgesehen davon, dass wir bis jetzt nichts entdeckt haben, was nach Elektronik, Energieversorgung, Kommunikationseinrichtungen oder ähnlichem aussieht.« Sie sah uns an und ihre Augen glotzten gerötet und verzerrt aus dem Helmvisier. »Wir haben noch nichts gefunden, was auch nur die Komplexität eines Türschlosses aufweist.«
    Behutsam umrundeten wir die kreisförmige Konstruktion. Identische Nischen und Halbkuppeln gingen nach allen Seiten weg. Insgesamt waren es zwölf, der Tower hatte die Symmetrie einer riesigen Uhr. Diese unerwartete Vertrautheit wirkte beängstigend.
    »Dass sie symmetrisch denken, haben wir schon von außen gesehen«, überlegte ich. »Allerdings ist es eine komplexe Symmetrie. Bei den Sinesern hätte diese Kuppel vier Kammern, oder sogar nur zwei.«
    »Was du nicht sagst«, meckerte Jennifer. »Und wie geht es jetzt weiter?«
    Wir standen am Ausgangspunkt und sahen uns fröstelnd in der Stille um. Taylor, der immer noch mit einem umfassenden Scan des Raumes beschäftigt war, forderte Jennifer plötzlich auf, ihren Handflammer abzuschalten.
    »Warum denn?«, fragten Jennifer und Jill beinahe gleichzeitig. Dennoch tat sie, was er verlangt hatte. Die schwachen Lichtflecke unserer Helmlampen verloren sich in der alles verschluckenden Finsternis.
    »Damit wir die Sterne sehen«, sagte Taylor und wies mit dem rot und grün leuchtenden Scanner nach oben.
    Wir konnten es kaum glauben, aber nachdem wir unsere Augen an die Dunkelheit und an die Dimensionen gewöhnt hatten, sahen wir, was er meinte. Wir standen in einer riesigen Kuppel, die

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