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Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition)

Titel: Museumsschiff (Gaugamela Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Falke
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würden bezahlen müssen, das hier war es wert. Kein Mensch hatte jemals Vergleichbares gesehen.
    Wir standen am Rande eines riesigen kreisrunden Schachtes mit einem Durchmesser von über fünfzig Metern. Seine Wände fielen lotrecht ab und gingen glatt in die Tiefe. Sehr weit unter uns bildeten zwei gegeneinanderstoßende Rampen eine Art flachen Satteldaches. Die grauen Flächen sanken nach rechts und links weiter ab und verloren sich dabei in einer Finsternis, die selbst unsere Photonenkapsel nicht zu durchdringen vermochten. Die gegenüberliegende Wand des Schachtes jedoch war nur auf den oberen Metern massiv. Darunter löste sie sich in diagonale Streben auf, die einander zu rautenförmig durchbrochenen Mustern durchschnitten. Diese Struktur war von einer Leichtigkeit, die all’ das Klobige und Wuchtige, das wir bisher gefunden hatten, vergessen ließ. Und durch die Aussparungen, die jeweils eine lichte Weite von zehn Metern hatten, ging unser Blick hinaus in eine ungeheure Halle. Im harten Kontrast, den die Lichtquelle und die Schlagschatten der Streben erzeugten, dehnte sich ein trapezförmiger Saal von über hundert Metern Höhe, mehreren hundert Metern Breite und einer Länge, die mindestens einen Kilometer betrug. Die gesamten Aufbauten, die mittschiffs unter den getreppten Decks lagen, bildeten eine einzige freitragende Hallenkonstruktion. Der Grund dieser Halle war in der Mitte von einer Art Freitreppe bestimmt, die breit und symmetrisch, wie eine steinerne Schleppe, in den Saal hinausflutete. Rechts und links war sie mit Skulpturen besetzt, während die Fundamente der Halle in rings umlaufenden Arkaden oder Logen wurzelten. Am Fuß der Treppe standen mehrere Wesen von menschlicher Größe. Dann erlosch das Licht wieder.
    Die Dunkelheit blendete uns. Wir fielen in saugende Finsternis zurück, aus der sich erst allmählich wieder unsere Helmlampen und die schwach ausgeleuchtete Umgebung abhoben. Ich spürte, wie ein nicht zu unterdrückendes Gruseln meinen Rücken überlief. In der Kommunikation war vielstimmiges Atmen zu hören.
    »Da war jemand«, haspelte Jill. »Habt ihr das gesehen? Da standen Leute!«
    Es schüttelte mich, als striche jemand mit einer Feder an meinem Rückgrat entlang. Die blassen Lichtkegel, die wie Ratten um unsere Füße herumhuschten, zitterten und flackerten. Im Helm hallte angestrengtes Keuchen wieder. Jeder kämpfte für sich darum, nicht die Beherrschung zu verlieren. Drei Schritte vor uns öffnete sich der Schacht, der jetzt wieder in undurchdringlicher Finsternis lag. Aber auf der Netzhaut brannte noch das Bild nach, das sich in Augenblicken in meinen Geist geätzt hatte. Die endlos in die Tiefe rollende Treppenflucht und an ihrem Fuß ein Dutzend humanoider Gestalten.
    »Da ist niemand«, sagte Jennifer, die als einzige die Fassung bewahrte. »Es waren Standbilder. Oder etwas in der Art.« Ihre Stimme war markant. Sie sprach volltönend, wie ein Opernsänger, aber ich erkannte, dass das nur die Routine war, die ihr das Prana-Bindu-Training verlieh.
    »Wir sollten das Licht dämpfen und von hier verschwinden«, wimmerte Jill. »Noch haben sie uns nicht entdeckt.«
    Taylor trat vor und richtete seinen Scanner über die Abbruchkante hinweg in die Tiefe. Sichtbare Bilder und Echolotaufnahmen, Radarergebnisse und Röntgenabtastungen ergänzten sich zu einem komplexen HoloBild. Man musste aber schon einen geschulte Blick haben, um darin das wiederzuerkennen, was wir eben sekundenlang mit eigenen Augen gesehen hatten.
    »Hier ist nichts«, sagte er. »Keine Bewegung, keine Wärme, kein Leben.«
    »Da war jemand«, kreischte Lambert. »Ich habe es doch gesehen.«
    Sie klammerte sich an seinen Arm und versuchte ihn von dem Abgrund wegzuzerren. Durch das Handgemenge erlosch die Projektion über seinem MasterBoard und es wurde noch dunkler. Man sah nur die beiden gelblichen Helmlampen und zuckende Ausschnitte von Schultern, Sauerstofftornistern und Handschuhen, die hektisch durch die Lichtkegel schnitten.
    Ich beeilte mich, die beiden auseinander zu bringen und sie vom Abgrund wegzuziehen. Zwar stand nicht zu befürchten, dass sich dort jemand zu Tode stürzte, aber in der Schwerelosigkeit lauerten andere Gefahren.
    »Menschenskind, Lambert«, sagte ich. »Reißen Sie sich zusammen! Es ist hier niemand außer uns.«
    Taylor hielt ihre Arme fest, die sie eng an den Körper presste, und sah ihr durch die Visiere ihrer beiden Helme fest in die Augen.
    »Tut mir leid, Commander«,

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