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Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Entzündung Ihres Gewissens, Anschwellung der Schulddrüsen – diese Art Schwierigkeiten.«
    Gardner schüttelte den Kopf.
    »Nein, bis jetzt noch nicht. Aber ich habe noch drei Wochen vor mir, nicht wahr?«
    »Ja, drei Wochen. Mindestens!« Smee trank wieder von seinem Glas und fuhr sich dann mit seinen kurzen, kräftigen Fingern durch den komischen Schopf, der von seinen wenigen Haaren gebildet wurde. »Eine lange Zeit, drei Wochen, Gardner! Eine sehr lange Zeit. Und vielleicht klappt irgend etwas nicht richtig, vielleicht werden wir beide viel länger als drei Wochen hier bleiben – vielleicht sechs Wochen, oder sechs Monate, oder sechs Jahre, oder sechzig Jahre, oder sechshundertundsechzig …«
    Gardner machte plötzlich die Entdeckung, daß Smee betrunken war. Eine ruhige, nicht aggressive Art der Betrunkenheit, die man ihm von außen nicht anmerken konnte.
    Aber wem würde es nicht so gehen, fragt sich Gardner. Nachdem er sechs Monate auf einem Planeten gelebt hat, dessen Zerstörung ihm aufgetragen ist, ist es ein Wunder, daß er in keiner schlimmeren Verfassung ist!
    »Haben Sie vor, in diesem Kontinent zu bleiben?« fragte Smee plötzlich.
    »Ja, warum?«
    »Oh, nichts, vermute ich. Außer, daß dies dem ursprünglichen Plan nach mein Gebiet war. Und wir müssen natürlich alle in der richtigen Entfernung voneinander verteilt sein.«
    »Natürlich«, sagte Gardner. »Einer von uns wird von hier aufbrechen müssen.«
    »Sie sind der Chef. Wollen Sie hierbleiben, oder soll ich es tun?«
    Gardner war unentschlossen. Smee würde augenscheinlich nicht gern versetzt werden. Aber Gardner wußte, daß das nicht klug war. Vielleicht hatte Smee in den sechs Monaten seines Aufenthalts feste Gewohnheiten angenommen, hatte Bekannte, mit denen er trank und sich angefreundet hatte. Wenn alles gut ablaufen sollte, mußte er dafür sorgen, daß Smee aus diesen Verhältnissen, die nur seine Verläßlichkeit gefährden konnten, herauskam.
    »Ich werde hierbleiben«, sagte Gardner. »Sie kennen diesen Planeten besser als ich, deshalb wird es Ihnen leichterfallen, zu reisen. Nehmen Sie den östlichen Kontinent!«
    Smee seufzte. »Schön. Ich werde dort sein, wenn die Zeit kommt.«
     
4. Kapitel
    Eine besondere geographische Verteilung war notwendig, damit die Generatoren die beabsichtigte Wirkung erzielten. Kraftlinien mußten durch den ganzen Planeten gezogen werden, von Pol zu Pol, von Hemisphäre zu Hemisphäre. Erst wenn die Generatoren aktiviert waren, würden die fünf Männer zusammentreffen, um in Gardners Raumschiff der Katastrophe zu entfliehen.
    Gardner begann zu bedauern, daß er zugestimmt hatte, Smee persönlich kennenzulernen. Alles war so angelegt gewesen, daß kein Bedarf für einen persönlichen Kontakt unter den Verschwörern bestand. Wenn der Indikator an dem Handgelenk eines jeden mit allen fünf Feldern aufleuchtete, war die Zeit da, und jeder würde genau wissen, wo sein Platz war und was er zu tun hatte.
    Gardner sah auf die Ringe, die unter Smees tiefliegenden Augen lagen und schauerte zusammen. Sechs Monate des Wartens, und Smee war immer noch hier. Aber welch einen Schaden hatte dieser höllische Aufschub wohl an seiner Seele verursacht?
    »Ich denke, ich breche jetzt besser auf«, sagte Gardner. »Sie haben mich aus dem Schlaf geweckt. Und ich bin todmüde. Wir haben ja auch alles besprochen, was es zu erklären gab.«
    Smees Hand schoß hervor und umspannte Gardners Handgelenk mit einem erstaunlich festen Griff: »Warum bleiben Sie nicht noch? Ich habe Sie aus einem ganz bestimmten Grund in dieses Lokal gebeten. In zehn Minuten beginnt eine Vorführung, die Sie sicher interessieren wird.«
    »Ich glaube, ich gehe lieber.«
    »Bitte, warten Sie!« Smee sagte dies in seltsam drängendem Ton. »Die Show, die Sie hier sehen werden, ist einzigartig. Ich finde, es ist günstig für das innere Gleichgewicht, sie zu sehen.«
    »Günstig?«
    »Sie werden bald verstehen, was ich damit meine. Ich bin sicher, daß Sie den gleichen Nutzen daraus ziehen werden wie ich.«
    »Welchen Nutzen?«
    »Bleiben Sie hier!«
    Gardner zuckte die Achseln. Smee war fast verzweifelt in seinem Bitten geworden. Und zudem war er selbst jetzt hellwach.
    »Schön, ich bleibe hier«, gab er seine Zustimmung.
    Er lehnte sich zurück und nahm einen Schluck Khall. Er konnte jetzt besser verstehen, warum Davis diesem Getränk verfallen war. Der Geschmack trog einen, und es konnte leicht zu einer Sucht werden, Khall zu trinken.

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