Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Muss Lurion sterben

Muss Lurion sterben

Titel: Muss Lurion sterben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
Vom Netzwerk:
dabei, wie er dem Rhythmus nachgab und Bewegungen zu der seltsamen Musik machte und versuchte nervös seine Selbstkontrolle wiederherzustellen um nicht irgendwelchen dunklen Strömungen in sich zum Opfer zu fallen.
    Gardner ahnte auf einmal, daß heute nacht ein Toter weggetragen werde, daß es der Mann sein werde. Das Mädchen hatte ihn darauf vorbereitet, selbst Wunden empfangend, wie das dem Ritual entsprach, aber mehr Wunden austeilend, dabei die ganze Zeit sich in der Gewalt haltend.
    Die Musik wurde so laut, daß man glaubte, sein Gehör zu verlieren. Das Mädchen schien wach zu werden, ihr Tanz bekam mehr Leben, als sie auf Zehenspitzen in weiten Kreisen fast schwerelos schwebte. Das unglückselige Opfer tanzte auch, aber es war wie der Totentanz einer Fliege, die von einer Spinne eingefangen worden ist.
    Gardners Zähne preßten sich aufeinander. Er hatte schon oft dem Tod gegenübergestanden, aber niemals zuvor hatte er den Tod so gleichmütig herrschen sehen.
    Das Töten eines Menschen, dachte er, ist tragischer Mord. Aber die Zerstörung eines ganzen Planeten …
    Das Mädchen trat jetzt in die Mitte mit hoch erhobenem Messer und bereitete sich für den letzten Stoß vor, den Höhepunkt des Tanzes .
    Dann gingen die Lichter an.
    Gardner fühlte dieses Zurückversetzt werden in die Wirklichkeit wie einen körperlichen Schmerz. Es war, als wäre er unvorbereitet geweckt worden.
    Die Tänzer standen wie festgefroren in der Mitte der Tanzfläche. Der Blick in ihren Augen war leer und starr, die Arme hingen ihnen leblos an den Seiten herunter, die Schultern hingen nach vorn. Sie schienen beide vollkommen verwirrt zu sein über die ganze Szenerie und die Menschen um sie herum, als habe man sie aus irgendeinem fernen Kosmos, auf dem sie ganz allein existiert hatten, hier, hergeholt.
    Nach dem ersten Moment der Erstarrung reagierte Gardner mit einem Blick nach der Tür.
    Dort standen vier uniformierte Lurioni.
    Eine Razzia, dachte er wild. Er hatte recht. Nach dem ersten Lähmungsanfall sprangen die Gäste auf die Füße und suchten in wilder Panik nach einem Ausgang.
    »Haben Sie keine Angst«, sagte Smee ruhig. »Folgen Sie mir, und wir kommen unbeschadet hier heraus.«
    Gardner fühlte Smees kräftigen Griff ihn hochziehen und folgte ihm willenlos. Er sah sich im Gehen um. Die vier Polizisten drangen in die Bar vor und schlugen mit Holzknüppeln auf die Gäste ein. Die beiden Tänzer standen regungslos nebeneinander auf der Tanzfläche und hielten sich bei den Händen.
    »Nun kommen Sie schon endlich!« schrie Smee, ihn an. »Ich weiß den Weg nach draußen.«
    Smee stieß mit der Schulter die Tür zur Küche auf, die nach vier kräftigen Stößen aufsprang. Atemlos hielt sich Gardner auf Smees Fersen,, und sie eilten eine dunkle Wendeltreppe hinunter. Zwei weitere Türen wichen Smees Anprall, bis sie sich auf der Straße fanden.
    »Wir sind in Sicherheit«, keuchte Smee. »Aber wir können hier nicht bleiben.«
    »Wie kommen wir von hier fort?«
    »Folgen Sie mir!«
    Smee ging mit langen Schritten vor Gardner die dunkle Straße entlang. Auf dem Weg fragte Gardner ihn ärgerlich: »Warum haben Sie mir nicht gesagt, daß Sie mich an einen illegalen Ort bestellt haben? Was hätte passieren können, wenn die Polizei uns festgenommen und unsere Personalien überprüft hätte? Sie haben den ganzen Plan in Gefahr gebracht!«
    Smee drehte sich um: »Ich versichere Ihnen, ich hatte keine Ahnung, daß eine Razzia stattfinden würde!«
    »Aber Sie haben damit rechnen müssen!«
    »Nein. Die Bar ist kein illegaler Ort. Zudem nimmt die Polizei niemals jemanden mit.«
    »Aber warum versuchen die Leute dann alle zu fliehen?«
    Der kleine Mann kicherte. »Die Polizei muß sich heute abend gelangweilt haben. Sie hatte Lust, eine Razzia zu veranstalten, und deshalb haben sie sie gemacht. Alles, was in der Bar und während der Show passiert ist, widerspricht keinem Gesetz.«
    »Und womit begründen sie die Razzia dann?«
    »Vorbeugende Disziplinmaßnahmen nennen sie es, glaube ich. Die Polizei zeigt auf diese Weise, daß es auf Lurion ein Gesetz gibt.«
    »Das ist ja eine sagenhafte Methode!«
    »Das ist das System dieses Planeten«, sagte Smee. »Darum wollte ich, daß Sie sich die Show ansahen. Sie wissen jetzt, in welcher Form sich die Bewohner des Lurion amüsieren. Und Sie haben Glück gehabt, zugleich zu sehen, wie hier das Gesetz gehandhabt wird.«
    »Aber es war riskant! Stellen Sie sich vor, einer von uns beiden wäre

Weitere Kostenlose Bücher