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Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition)

Titel: Muße: Vom Glück des Nichtstuns (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Schnabel
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Wie der amerikanische Motivationstrainer Hilary »Zig« Ziglar einmal bemerkte: Menschen wandern nicht ziellos umher, um eines Tages festzustellen, dass sie plötzlich auf dem Gipfel des Mount Everest stehen. Wer da hoch wolle, brauchte eine klare Vorstellung seiner Route, er brauchte Basislager, die passende Ausrüstung und in den meisten Fällen auch geeignete Helfer. Und es empfehle sich, den Weg zum Erreichen seiner Ziele in möglichst überschaubare Etappen einzuteilen. Planen Sie die Muße daher weitsichtig. Das Verändern von hektischen Gewohnheiten gelingt in den seltensten Fällen von heute auf morgen, es braucht Zeit und Geduld und ist damit selbst schon Teil der Muße.

4. Ein Trainingsprogramm für die Ruhe
     
    N ehmen wir einmal an, es ist uns gelungen, uns von allen äußeren Zwängen zu befreien und endlich Zeit und Ruhe für die Muße zu haben. Was geschieht dann?
    Vielen geht es in solchen Situationen ähnlich wie jenem hochtourigen Manager, der eines Tages wegen seiner Panikattacken in der Praxis des Psychologen Ludwig Schindler landete. In einer der ersten Stunden entspann sich dabei folgendes Gespräch zwischen dem Psychotherapeuten und seinem gestressten Klienten:
     
    THERAPEUT: Sie haben mir erzählt, dass Sie in einem sehr schönen Haus wohnen und dass Sie das Grundstück selbst gefunden und die Baupläne mitgestaltet haben.
    KLIENT: Ja, das stimmt. Und es ist wirklich sehr schön geworden, alles wunderbar.
    THERAPEUT: Und auch der Garten, der ist groß und gut gepflegt, haben Sie erzählt.
    KLIENT: Ja, genau.
    THERAPEUT: Haben Sie eigentlich auch einen schönen Blick in die Landschaft?
    KLIENT: O ja, der Blick ist herrlich, da kann man kilometerweit schauen.
    THERAPEUT: Aha. Und an einem freien Wochenende, zum Beispiel an einem Samstagnachmittag, wie lange sitzen Sie da so im Lehnstuhl und schauen einfach nur in die Landschaft hinaus?
    KLIENT (lacht laut auf): Ha, maximal drei Minuten, dann spring ich auf und muss irgendetwas tun! Länger halte ich das auf keinen Fall aus.
    THERAPEUT: Also, so etwas wie Ruheinseln kennen Sie gar nicht?
    KLIENT: Ne, da werde ich kirre. Nichtstun ist doch grausam. Mit irgendetwas muss man sich doch beschäftigen. Zeitung lesen ist bei mir Minimum.
    THERAPEUT: Und sich mit sich selbst beschäftigen?
    KLIENT: Also, dazu bin ich zu umtriebig, ich hab viel zu viel Tatendrang.
    THERAPEUT: Macht das vielleicht auch ein bisschen Angst? So nach dem Motto: Stell dir vor, du gehst in dich und keiner ist da?
    KLIENT: (lacht) Okay, da könnte vielleicht etwas dran sein …
     
    An diesem Punkt beginnt dann die Arbeit des Therapeuten. Die Einstellungen und Werte, die hinter einer solchen Haltung stehen, müssten systematisch auf den Prüfstand gestellt werden, sagt Schindler. Dasselbe gelte für »Gewohnheiten, die zum Trieb geworden sind«. Panikattacken sind ein eindringliches Warnsignal, sie signalisieren den Betroffenen wie eine rote Ampel: Tritt auf die Bremse – sonst nimmst du dauerhaft Schaden. Manchmal, sagt der Therapeut, müsse er seinen Klienten auch einfach die schlichte Tatsache erklären, dass sie nicht immer unter Volldampf stehen könnten, sondern aktiv für Ruhepausen in ihrem Leben sorgen müssten.
    Aber Erkenntnis alleine genügt nicht – notwendig ist ebenso eine aktive Lebensgestaltung. Denn ohne konkrete Schritte auf der Handlungsebene würde letztlich alles bleiben, wie es ist. Der viel beschäftigte Manager mit dem schönen Garten bekam zum Beispiel am Ende der Therapiestunde eine richtiggehende »Hausaufgabe«: In den nächsten Tagen, so vereinbarte Schindler mit seinem Klienten, solle dieser systematisch die Ruhe trainieren. Ort: Sessel mit Aussicht. Zeit: jeweils nachmittags. Dauer: anfangs 5 Minuten, danach täglich um jeweils weitere fünf Minuten ausdehnen. Heute, ein halbes Jahr später, verbringt der Mann tatsächlich ganze Sonntagnachmittage mit der Familie auf der Terrasse. Er hat neue Mitarbeiter eingestellt, ein Viertel seiner bisherigen Tätigkeiten delegiert und geht einmal die Woche mit seinen Söhnen zum Sport. Die Panikattacken sind verschwunden.
     
    Dass eine solche Art der erzwungenen Muße anfangs nicht nur als angenehm empfunden wird, liegt in der Natur der Sache. Denn wie in Kapitel fünf beschrieben, können wir dabei mit allerlei störenden Gedanken konfrontiert werden. Doch diese auszuhalten und nicht ständig vor sich selbst davon zu laufen, ist unabdingbar, wenn wir wirklich so etwas wie Ruhe erleben wollen.
    Wem das

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