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Mustererkennung

Mustererkennung

Titel: Mustererkennung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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daß seine Nichten unter permanentem Schutz stehen und auch sonst alles bekommen, was sie brauchen, damit sie es so gut wie nur irgend möglich haben. Besonders Noras Leiden geht ihm nahe, wie uns allen, und daß man in der Klinik in der Schweiz einen Schneideraum für sie eingerichtet hat, geschah auf sein Betreiben. Mit der Entwicklung dieses Aspekts der Bemühungen um ihre Wiederherstellung kam es auch zu einer gewissen Differenzierung der Methoden –«
    »Das war unumgänglich«, wirft Sergej Magomedow ein, der
    vielleicht ein bißchen zu schnell getrunken hat, »da zwar das zur Gewährleistung der Sicherheit der Wolkowas geschaffene System auf strengster Geheimhaltung beruhte, nicht aber die Mechanismen, um das Werk an die Öffentlichkeit gelangen zu lassen. Die Anonymität, die Verschlüsselung, die Strategien, die dann entwickelt wurden –«
    »Nicht so bescheiden, Sergej«, sagt Marchwinska-Wyrwal in
    lockerem, aber, wie es Cayce vorkommt, dennoch bedeutungs—vollem Ton. »Vieles davon haben Sie doch selber eingeführt.«
    »– bargen von vornherein das Risiko der Entdeckung in
    sich«, beendet Sergej seinen Satz. »Das Werk wäre nicht zu sehen gewesen, wenn es nicht irgendwie die Aufmerksamkeit
    eines Publikums auf sich gelenkt hätte, und es war Stella Wolkowas Herzenswunsch, daß dies ein globales Publikum sein sollte. Zu diesem Zweck haben wir die Methode erdacht, die Ihnen ja bekannt ist, und wir selbst haben dann die ersten Segmente ›entdeckt‹.«
    »Ach ja?« Cayce und Parkaboy sehen sich an.
    »Ja. Manchmal ist es uns auch gelungen, Leute in die richtige Richtung zu lenken. Aber das Ergebnis übertraf praktisch von Anfang an unsere Erwartungen bei weitem.«
    »Sie waren Zeugen der Herausbildung einer Subkultur«, sagt Bigend, »die zahlenmäßig regelrecht explodiert ist.«
    »Mit solchen Zahlen hatten wir nicht gerechnet«, stimmt
    ihm Sergej zu, »aber ebensowenig hatten wir damit gerechnet, daß die Clips beim Publikum eine solche Besessenheit auslösen würden oder ein so tiefes Bedürfnis, das Geheimnis zu ergründen.«
    »Sagen Sie, Sergej, wann sind Sie eigentlich mit ins Spiel gekommen?« fragt Parkaboy.
    »Mitte 2000, kurz nachdem die Wolkowas nach Moskau zurückgekehrt waren.«
    »Und vorher?«
    »War ich in Berkeley. Mit einem privaten Forschungsstipen—dium.« Er lächelt.
    »Andrej Wolkow zeichnet sich besonders durch seinen
    Weitblick aus, was die Bedeutung des Computerwesens angeht«, sagt Marchwinska-Wyrwal.
    »Und was haben Sie genau gemacht, Sergej?« fragt Cayce.
    »Sergej hat wesentlichen Anteil an der Schaffung dieser Pro—duktionsstätte hier«, sagt Marchwinska-Wyrwal, »und außerdem hat er es organisiert, daß Sigil die Verschlüsselung vornimmt. Uns interessiert vor allem, wie Sie an die Adresse gelangt sind, mit der Sie Kontakt zu Stella aufgenommen haben.
    Lief das über Sigil?«
    »Das kann ich Ihnen nicht sagen«, erwidert Cayce.
    »Weil es über gewisse Verbindungen Ihres Vaters gelaufen
    ist? Oder vielleicht sogar direkt über Ihren Vater?«
    »Mein Vater ist tot.«
    »Wiktor«, sagt Bigend, der, wie Cayce plötzlich auffällt,
    schon eine ganz Weile nichts gesagt hat, was sonst durchaus nicht seine Art ist, »Cayce hat einen überaus langen, überaus anstrengenden Tag gehabt. Vielleicht ist das jetzt nicht der richtige Zeitpunkt.«
    Cayce läßt ihre Gabel fallen; sie landet klirrend auf dem wei-
    ßen Porzellan. »Warum haben Sie das gesagt, das mit meinem Vater?« sagt sie und sieht Marchwinska-Wyrwal an.
    Der macht Anstalten, ihr zu antworten, doch Bigend schneidet ihm das Wort ab. »Jetzt lassen wir mal die charmante Art, wie man in der alten Welt mit derlei Dingen umzugehen pflegt, beiseite und reden Klartext«, sagt er. »Wiktor und Sergej sind die beiden schlecht aufeinander abgestimmten Greifer der Zange, die Wolkows Sicherheitssystem darstellt. Besonders Wiktor scheint vergessen zu haben, daß er hier ist, um sich dafür zu entschuldigen, daß Sie diese Zange so unangenehm zu spüren bekommen haben.«
    »Das verstehe ich nicht«, sagt Cayce und greift nach ihrer Gabel, »aber Sie haben recht: ich bin sehr müde.«
    »Ich glaube, ich kann es Ihnen erklären«, meldet sich Sergej zu Wort, »wenn Wiktor gestattet.«
    »Bitte, bitte, nur zu«, sagt der Pole in tödlich freundlichem Ton.
    »Es gab schon immer zwei Sicherheitsapparate, die sich um
    Stella und Nora gekümmert haben. Der eine ist ein Teil oder eine Unterabteilung der Gruppe, die Wolkow

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