Mustererkennung
du hast es von russischen Gangstern bekommen und
willst es nicht behalten, da hat er mich bloß angestarrt und den Mund nicht wieder zuge—kriegt. (Dann hat er auf einmal Angst bekommen, daß es nicht echt ist, aber Ngemi nimmt oft Bargeld von amerikanischen Sammlern an und konnte ihm diese Angst austreiben.) Aber wirklich, das ist so was von lieb von dir, weil es schon so ausgesehen hatte, als ob er sein
›Atelier‹ (hmpf) aufgeben und zu mir ziehen müßte, um das Ding bezahlen zu können, das
Gerüst, und er ist total verdreckt, ein
Schwein, und verliert überall Haare. Natürlich ist das viel mehr, als das Gerüst kostet, aber von den Rest kauft er einen großen Plasmabild—schirm für die Ausstellung. Wir machen jetzt das Datum für die Vernissage mit Prion fest, und du mußt unbedingt kommen. Prion hat jetzt irgendwas mit einem russischen Yoghurt-Drink zu tun, der hier gelauncht werden soll und
der, glaube ich, von den Japanern übernommen worden ist. Ich weiß das, weil er jetzt zu
meinen Arbeitsanweisungen gehört, der Drink.
Und auch, weil er ihn in der Galerie in einem Cooler stehen hat – widerlich! Ich glaube, er will das Zeug bei der Vernissage anbieten,
aber das kommt NICHT in Frage! Der geheimnisvolle Internetfilm ist also out, der Yoghurt-Drink ist in, irgendein russischer Ölmagnat ebenfalls: wie überraschend kultiviert er ist, ›alternativ‹, so eine Art Mäzen, wie Saatchi oder so, nichts mit neureich oder Mafia oder sonst irgendwas faul dran. Das ist es, was ich jetzt in den Clubs spreaden soll. Ach ja,
klar, tagsüber mache ich immer noch Hüte.
Genieß Paris! Magda
Wirklich, Liebes, ich bin sicher, daß das
verboten ist. Wie heißt es so schön auf der FedEx-Schachtel: Kein Bargeld einlegen! Aber es ist angekommen, vielen Dank. Und genau zur rechten Zeit, denn die Anwälte sagen, wir
können jetzt beweisen, daß Win zur Zeit des Anschlags dort war, und damit wird er automatisch für tot erklärt, was bedeutet, keine Probleme mehr wegen der Versicherung oder der Pension. Aber das kann noch vier Wochen dauern, und so bin ich sehr froh, daß ich das zur Überbrückung habe. Sie haben gesagt, alles, was du ihnen mitgeteilt hast, hat sich als
absolut korrekt erwiesen, und sie waren
furchtbar neugierig, wie du das alles heraus—gekriegt hast, nachdem die Polizei und das
Detektivbüro nicht weitergekommen waren. Ich habe ihnen erklärt, was wir hier bei ›Rose of the World‹ machen. Es ist ganz klar, daß dein Vater dir geholfen haben muß, an eine so de—taillierte Schilderung seiner letzten Stunde zu gelangen, aber ich will respektieren, daß du mir das, warum auch immer, nicht mitteilen möchtest, obwohl ich hoffe, daß du es eines Tages doch noch tun wirst. Deine dich liebende Mutter, Cynthia.
Hallo, Cayce Pollard! Sorry, daß wir keine
Chance hatten, uns zu treffen, als Sie hier waren, aber ich schreibe Ihnen, um Ihnen dafür zu danken, daß Sie uns auf Judy Tsuzuki aufmerksam gemacht haben. Sie war gestern hier, auf Empfehlung von HB, nachdem Sie ihm von ihr erzählt hatten, und natürlich werden wir etwas für sie finden. Ihre Begeisterung für die
Stadt (und ihren Freund!) ist absolut mitrei-
ßend, und ich bin sicher, sie kann für frischen Wind sorgen, ganz gleich, wo wir sie einsetzen werden. Grüße, Jennifer Brossard, Blue Ant Tokio (CC an HB)
Klar erinnere ich mich an ihn: Du hast immer gesagt, wie lustig er ist, in diesem Forum.
Und er ist wirklich nicht schwul? Ein Musik—produzent aus Chicago? Und, wenn ich recht
verstehe, kein Lombard? (Wenn er kein Lombard ist, nur mal so aus Neugierde, wieso kannst du dir dann Paris leisten?) Eins muß ich dir noch erzählen, gestern auf CNN hab ich den größten Lombard aller Lombards gesehen. Er saß zwischen irgendeinem russischen Multimilliardär und eurem Innenminister und sah aus, als ob er gerade die Innereien von irgendwas Schmal—gliedrigem und Unschuldigem verschlungen hätte: total selbstzufrieden. Wann kommst du eigentlich wieder nach Hause? Egal! Viel Spaß!
Margot
Liebe Cayce, in der Literatur gibt es auf
jeden Fall Beispiele dafür, daß Angststörungen durch das Durchleben kritischer und streßintensiver Situationen gelindert werden können, obwohl wir weit davon entfernt sind zu verstehen, wie das funktioniert. Was die ›sowjetischen psychiatrischen Medikamente‹ angeht, keine Ahnung. Ich habe einen Freund in
Deutschland gefragt, der ehrenamtlich Strah—lenopfer aus
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