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Mutiert

Mutiert

Titel: Mutiert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Hefner
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ihn in der Rua Veneza erwischt«, berichtete Tenente Luiz Falcáo und schubste den alten Mann mit der zerlumpten Kleidung auf einen Holzstuhl im spartanisch eingerichteten Vernehmungszimmer.
    Porceá hieß der Alte, war bereits knapp über sechzig und hauste in den Favelas im Nordosten der Stadt.
    » Und stell dir vor, er saß hinter dem Steuer eines schwarzen VW Caddy, Baujahr 1983, und schaute den schönen Mädchen auf dem Grundstück nebenan beim Baden zu.«
    » Porceá ist dein Name?«, fragte Capit ã o Carlos Zagallo den Alten mit sanfter Stimme.
    Der Alte nickte. » Ja, das ist mein Name, aber ich habe niemandem etwas getan.«
    » Was hast du dann in der Rua Veneza gemacht, bestimmt kein neues Haus ausgesucht. Du hast nach jungem Gemüse Ausschau gehalten.«
    Falcáo spie dem Alten die Worte ins Gesicht.
    Zagallo fasste seinen Kollegen an die Schulter und zog ihn zurück.
    » Lass gut sein«, sagte er. » Ich rede mit ihm.«
    Falcáo wies auf den kleinen Tisch neben dem Eingang, wo ein uniformierter Polizist stand und argwöhnisch den Alten beobachtete. » Das dort drüben hatte er bei sich.«
    Zagallo trat an den Tisch heran. » Ein Messer, eine Schnur und eine Taschenlampe. » Das sieht nicht gut aus für dich, Porceá.«
    Der Alte wollte aufspringen, doch Falcáo drückte ihn auf den Stuhl zurück. » Das gehört nicht mir«, schrie er. » Das habt ihr mir untergeschoben.«
    » Es lag im Fußraum des Wagens«, erklärte Falcáo.
    » Der Wagen gehört mir nicht, er gehört Ribeiro. Ich habe ihn mir nur geliehen.«
    » Was wolltest du in der Straße?«, rief Zagallo barsch.
    Der Alte blickte auf den Boden.
    » Wie du willst«, sagte Zagallo. » In die Zelle mit ihm.«
    Der uniformierte Polizist trat näher und packte Porceá am Arm. » Ich wollte warten, bis die reichen Leute den Müll herausbringen«, brach es plötzlich aus Porceá heraus. » Ich habe eine Frau und neun Kinder, und es war ein schlechter Monat für mich. Es gab keine Arbeit, nicht einmal auf den Feldern vor der Stadt. Sie wollen keine alten Männer. Ich wollte doch nur warten, bis die Leute in der Straße den Müll herausstellen.«
    Der Alte wischte sich die Tränen aus dem Gesicht.
    » Wer ist Ribeiro?«
    » Ein Freund«, schluchzte der Alte.
    » Wohnt er ebenfalls im Nordosten?«
    Porceá nickte. » Er wohnt neben mir, und er hat mir seinen Wagen geliehen. Er ist ein guter Freund.«
    » Was treibt er den ganzen Tag?«
    » Er arbeitet auf den Blumenfeldern.«
    Zagallo rieb sich nachdenklich das Kinn. » Lasst den Wagen untersuchen. Wenn es sich tatsächlich um den gleichen Wagen wie im Norden handelt, dann werden wir es bald wissen. Und diesen Ribeiro schauen wir uns genauer an. Morgen. Solange wird er unser Gast sein.«
    » Ich will zurück zu meiner Familie. Meine Frau und meine Kinder brauchen mich.«
    » Wenn deine Angaben stimmen, dann kannst du gehen«, antwortete Zagallo. » Morgen, und solange bleibst du hier.«
    Der Alte sank auf dem Stuhl zusammen.
    » Behandelt ihn gut und gebt ihm etwas zu essen!«, befahl Zagallo dem Polizisten, bevor er mit dem Tenente das Vernehmungszimmer verlies.
    » Glaubst du ihm?«
    Zagallo zuckte mit der Schulter. » Lass feststellen, wann in dem Viertel der Müll abgeholt wird. Morgen wissen wir mehr.«

6
    Die Siedlung Corrupira am Rio Jatapu, Amazonasgebiet
    Das Boot machte gute Fahrt und erreichte die beschriebene Stelle schon nach zwei Stunden. Unterwegs mussten sie allerlei Schwemmgut ausweichen, das durch den Sturm in den Fluss geraten war. Sie mussten sich beeilen, denn bald würde es Nacht werden. Hier in der Nähe des Äquators war es zwölf Stunden hell und zwölf Stunden dunkel. Um 18 . 00 Uhr würde die Sonne untergehen und kaum zehn Minuten später undurchdringliche Dunkelheit über den Regenwald hereinbrechen. Dann erwachten die Geschöpfe der Nacht aus ihrem langen Schlaf und bevölkerten den Boden, das Wasser und die Wipfel der hohen Bäume. Man konnte seine Uhr danach stellen.
    » Dort, wir sind da!«, rief der Cabo, der mit einem Fernglas das Ufer absuchte.
    Der Kommandant folgte dem Fingerzeig. Tatsächlich trieben in der Nähe des Ufers Leichen im Wasser. Sieben Tote zählte der Kommandant. Er blickte auf seine Uhr.
    » Wir haben noch eine Stunde, bis es dunkel wird.«
    Der Cabo kramte seine Medizinbox unter dem hinteren Waffenleitstand hervor. » Wir werden Handschuhe und sichere Kleidung brauchen.«
    » Du bist der Medizinmann«, antwortete der Kommandant. » Zwei Männer

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