Mutiert
hatte einen Whiskey Soda bestellt und verfolgte die Gespräche der beiden Männer an der Bar, die sich über Gott und die Welt unterhielten. Als es draußen dämmerte, kamen weitere Gäste hinzu. Gene versuchte vorsichtig, Kontakt zu knüpfen, und fragte ein paar Mal nach dem rothaarigen Tarston, doch niemand schien ihn hier zu kennen.
Nachdem er die Bar verlassen hatte, telefonierte er mit Ryan und erkundigte sich nach Tarstons Bruder. Ryan versprach, sich darum zu kümmern.
Erst als die ersten Straßenlaternen leuchteten, machte sich Gene auf den Weg zurück zu Tarstons Wohnung. Auch jetzt stand kein Wagen, auf den Jakes Beschreibung gepasst hätte, vor dem Haus. Gene wartete eine Weile, bevor er sich entschloss, hineinzugehen. Die Haustür war nur angelehnt, wie er es vermutet hatte. Niemand begegnete ihm, als er sich in den Keller schlich. Vor Tarstons Tür kramte er sein Taschenmesser aus der Hosentasche. Aus der Nachbarwohnung dudelte laute Musik. Das Schloss stellte kein großes Hindernis dar, zumal Tarstons Tür nur eingerastet und nicht verschlossen war. Nach einem kurzen Knacken sprang sie auf. Ein übler Geruch drang aus der kleinen Kellerwohnung. Gene rümpfte die Nase. Er schloss die Tür und suchte nach dem Lichtschalter. Fenster, das hatte er bereits in Jakes Wohnung festgestellt, gab es hier nicht. Lediglich zwei Lichtschächte waren dort vorhanden gewesen und so würde es wohl auch in Tarstons Wohnung sein. Als das Licht einer einzelnen Glühbirne die Wohnung matt erleuchtete, sah Gene das Chaos. Überall lagen verstreute Kleidungsstücke herum. Auf dem kleinen Tisch neben der unaufgeräumten Schlafcouch stapelten sich Teller mit verschimmelten Essensresten. Eine halbe Pizza war zu neuem Leben erwacht, Käfer und Schaben labten sich daran. Auch die schmuddelige Küchenzeile war überfüllt mit schmutzigem Geschirr und benutzten Gläsern. Auf einer Obstkiste in einer Ecke des Zimmers standen ein Fernseher und darunter eine billige Stereoanlage. Einen Schrank gab es nicht. Tarston hatte an der gegenüberliegenden Wand einfach ein Seil gespannt und daran seine Kleidung aufgehängt. T-Shirts , Wäsche und Strümpfe stapelte er darunter auf dem Boden. Gene blickte sich um; wenn das alles war, das Tarston besaß, dann war er genauso weit entfernt vom Reichtum wie die Erde vom Ende der Galaxien.
Als er einen ersten vorsichtigen Schritt in das Chaos machte, huschte das Ungeziefer davon. Er suchte nach Papieren, nach Briefen, nach irgendetwas, das auf den Verbleib von Tarston und Peter schließen ließ. Alles, was er fand, waren ein paar unbezahlte Rechnungen und Mahnungen der Gasgesellschaft. Mit dem geübten Auge des Ermittlers hielt er in der Wohnung nach Verstecken Ausschau. Doch selbst im dreckigen Badezimmer, das vom Schmutz einiger Jahre bedeckt schien, fand er nichts. Nur eines wusste Gene, als er das Licht ausknipste und die Eingangstür öffnete: Vom Putzen schien Tarston nicht viel zu halten. Da stutzte er und lauschte, denn die Musik aus Jakes Nachbarwohnung war verstummt.
» Wohl nicht gefunden, was Sie gesucht haben, Officer«, dröhnte plötzlich eine Stimme aus der Dunkelheit. Gene erschrak.
Jake löste sich von der dunklen Wand und trat in den Halbschatten. » Ich wusste, dass du noch einmal wiederkommst, Bulle. Ich habe es Ihnen angesehen, als Sie bei mir waren.«
Gene fasste sich. » Gibt es Neuigkeiten?«
» Sollte es?«
» Warum wartest du sonst auf mich?«
Jake schaute sich verstohlen um. » Sie sind nicht der Einzige, der nach ihm sucht«, flüsterte er. » Vor einer Woche war so ein Fatzke hier. Er trug einen teuren Anzug und stank wie ein Wiesel. Ein ganz übler Bursche, Mann. Ich glaube, Tarston hat sich mit den falschen Leuten eingelassen. Wahrscheinlich ist er längst schon Futter für die Alligatoren in den Everglades.«
» Hat er seinen Namen genannt?«
Jake schüttelte den Kopf. » Er hat sich nicht vorgestellt. Ist dann einfach gegangen, Mann. Raus auf die Straße und rüber zum Laden. Ich bin ihm heimlich gefolgt und habe gewartet. Als er wieder rauskam, ist er in einen Chevrolet gestiegen, den er in der 14 th Street abgestellt hatte. War ein schwarzer Blazer mit einem Kennzeichen aus Florida. Wollte wohl, dass keiner den Wagen sieht, mit dem er gekommen war.«
» War er alleine?«
» Ja, Mann, nur er und seine Kanone, die unter der Jacke steckte. Ein großes Ding, das mächtig große Löcher macht.«
» Das Kennzeichen, hast du dir das Kennzeichen gemerkt?«
»
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