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Mutter macht Geschichten

Titel: Mutter macht Geschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Troy Una
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ausgerechnet in den seltsam verwandelten Konrad Radokov hineinfahren. In dieser Nacht war alles verdreht, und es hatte auch gar keinen Sinn, irgend etwas verstehen zu wollen. Das einzige, was ihr wirklich Kummer bereitete, war, daß sie zusätzlich zu dem Ärger im Glebe-Haus dem armen Konrad jetzt auch noch diese Katastrophe eingebrockt hatte – viel auf einmal, fand sie und entschuldigte sich zerknirscht.
    »Bitte, verzeihen Sie, es ist alles meine Schuld«, stammelte sie. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie leid es mir tut, Mr. Radokov …«
    Er fuhr hoch, als sie seinen Namen aussprach. Plötzlich hatte sie furchtbare Angst. Was jetzt in seinem Gesicht stand, war kein verständlicher Ärger mehr, sondern nackter Mord. Sie starrte ihn wie ein hypnotisiertes Kaninchen an, und statt vernünftig zu überlegen, kam ihr nur der blödsinnige Gedanke, daß die Sonnenbräune auf dem frisch rasierten Teil des Gesichts künstlich war, denn eigentlich hätte die Haut dort heller sein müssen. Cucullans Gebell ging in ein drohendes Knurren über. Konrad Radokov sagte: »Meine Dame, Sie irren …«, dann starrte er die beiden Wagen an und hob die Schultern. »Ach, jetzt sein alles aus! Sie haben mich bringen zu Fall, Mrs. Brown. Ich nie habe wissen, was ist Wunsch zu töten. Aber jetzt ich wissen, und mir machen große Mühen, mir das Freude zu versagen.«
    »Ja, wenn ich Sie wäre, hätte ich auch den Wunsch, mich zu töten«, pflichtete ihm Elsie ganz gebrochen bei.
    Er hinkte vom Wagen fort und lehnte sich resigniert an die bemooste Mauer – im vollen Licht der Scheinwerfer. Er schloß die Augen und strich sich mit der Hand über die Stirn.
    »Bitte, Mrs. Brown, Sie so nett sein, Scheinwerfer auszumachen.«
    Es war natürlich nicht weiter erstaunlich, daß er Kopfschmerzen hatte, aber es war höchst unvernünftig von ihm, sich nicht an die gegenüberliegende Mauer zu lehnen, wo die Chancen, in dieser gottverlassenen Gegend gesehen zu werden, viel größer waren. Aber die andere Mauer war mit noch mehr stacheligen Sträuchern bewachsen, und in ihrer augenblicklichen Lage stand es ihr überhaupt nicht zu, ihn zu kritisieren. Sie konnte nur jede seiner Bitten widerspruchslos erfüllen. Als sie an dem Lichtschalter herumwerkelte, war sie trotz allen Kummers stolz darauf, einen Wagen zu besitzen, dessen elektrisches System sogar nach einem derartigen Unglück noch weiterfunktionierte.
    Und nicht nur das: Der Wagen weigerte sich mutig, trotz all ihrer Bemühungen, seine Augen für immer zu schließen.
    Konrad rief ungeduldig: »Bitte, beeilen Sie!«
    »Ich drehe und drehe, aber das Licht geht nicht aus.«
    Er hinkte zu ihr herüber, riß die Reste der Kühlerhaube auf und zog an irgendwelchen Drähten. Die Lichter erloschen. Und jeder Abschied ist wie ein kleiner Tod, dachte Elsie, als sie den hellgelben Wagen sterben sah. Konrad setzte sich am Straßenrand ins Gras. Elsie setzte sich bedrückt neben ihn, um die Wache mit ihm zu teilen. Sie überlegte, daß in diesem Augenblick trotz Mondlicht und Nacht sogar die Venus von Milo vor Konrad sicher gewesen wäre. Cucullan, dem die ganze Sache ausgesprochen mißfiel, rollte sich zwischen ihnen ein, knurrend wie ein kleiner Vulkan. Elsie streichelte ihn beruhigend; erst da sah sie, wie groß die Wunde an Konrads Bein war. Seine blutbefleckte Hose hatte einen rasiermesserscharfen, ungefähr fünfzehn Zentimeter langen Riß unter dem Knie, und das Blut sickerte immer weiter durch. Elsie zog erschreckt die Luft ein.
    »Das«, sagte Konrad, »müssen verbunden werden. Aber zuerst Sie mir sagen bitte, wann Sie haben verlassen Hotel?«
    »Gleich nachdem ich …« – Elsie starrte auf das weiterfließende Blut – »aus dem Glebe-Haus kam. Moment, ich will versuchen, in meiner Tasche irgend etwas Verbandähnliches zu finden.«
    Er faßte sie am Arm und hielt sie zurück. Sie stellte erleichtert fest, daß er trotz seiner Verwundung noch einen beachtlich festen Griff hatte.
    »So, Sie also nicht hatten Gelegenheit, vor Abfahrt zu sprechen mit Menschen?«
    Was sollten diese dummen Fragen, wo es doch im Augenblick wirklich Wichtigeres zu tun gab. Hatte er vielleicht schon hohes Fieber?
    »Ich wollte überhaupt mit niemand reden.«
    »Ach so!« seufzte er erleichtert. »Nun können Sie gehen und verbinden Wunde.«
    Seinen Weisungen folgend, zerriß sie ein weißes Hemd, das sie aus einem kleinen Koffer in seinem Wagen holte. Als sie behutsam seine Wunde abtupfte, glänzte der Knochen

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