Mutterliebst (German Edition)

Teufel steckst du?“
    „Komm schon, Tony, fahr die Krallen wieder ein und hol tief Luft“, erwidert er. „Ich bin im Moment sehr beschäftigt.“
    „Beschäftigt?“, faucht Sevillas. „Was tust du denn, um Gottes willen?“
    „Pass auf, ich hab dir doch erzählt, dass Danielle etwas zu dieser Marianne gefunden hat. Sie hat ein paar Tagebücher, die allen möglichen Missbrauch-Scheiß beinhalten, und nicht nur das …“
    „Verdammt noch mal, Doaks!“, schnauzt Sevillas. „Hast du eine Vorstellung, wie unmöglich es für mich ist, auf diese Weise zu operieren? Wie soll ich eine vernünftige Verteidigung auf die Beine stellen, wenn die einzige Zeugin, die Max hat, seine Mutter ist, und die irgendwo im Flieger sitzt?“ Er stoppt, um Atem zu schöpfen. „Ist dir eigentlich klar, dass Langley mir mit jedem Zeugen den Arsch aufreißt? Reyes-Moreno hat Max gerade gekreuzigt – und Danielle auch. Jetzt muss ich sie befragen, ohne ein einziges von Danielles so genannten Beweisstücken zu haben. Selbst wenn ihr zwei überzeugt seid, dass Marianne die Mörderin ist, kann ich nicht mal ihr Verhalten gegenüber Jonas zur Sprache bringen, weil es keine faktische Grundlage dafür gibt. Hörst du überhaupt irgendwas von dem, was ich sage?“
    „Hör zu, du Sturkopf.“ Doaks’ Stimme klingt, als wäre er am Ende seiner Geduld angelangt. „Lass uns nicht vergessen, wessen brillante Idee es war, der Richterin zu gestatten, diese Anhörung grade mal eine Woche, nachdem der Junge eingelocht wurde, anzuberaumen. Ich habe mir vierundzwanzig Stunden am Tag den Arsch aufgerissen. Ich werde auch deinen erbärmlichen Arsch retten, aber du musst mir verdammt noch mal mehr Zeit geben.“
    Langley durchquert das Foyer. Sevillas wendet ihm den Rücken zu und senkt seine Stimme zu einem Zischen. „Pass auf, du altersschwacher Scheißkerl. Du fliegst mit Danielle aufgrund einer vagen Vermutung durch das halbe Land, und ich soll jetzt meine ganze Verteidigungsstrategie komplett über den Haufen werfen? Ich sitze hier mit nichts, nicht mal mit der verdammten Angeklagten – dank dir.“
    „Halt dich zurück, Tony. Du musst ihr einfach vertrauen. Pass auf, sie ist überzeugt, dass sie mehr als genug hat, um Max freizubekommen – und sie ist ganz bestimmt kein Dummkopf.“
    „Gott, Doaks, ich hoffe wirklich, dass du recht hast.“ Der Zorn weicht aus seiner Stimme und lässt eine Spur Angst zurück. „Bring sie einfach so schnell wie möglich her.“
    „Tony, hör zu, ich muss Schluss machen. Barnes ist gekommen.“
    „Was hat Barnes damit zu tun?“
    „Das willst du nicht wissen, und ich werde es dir auch nicht sagen.“
    Sevillas hört den Ruf des Gerichtsdieners und seufzt. „Wie in aller Welt soll ich das durchziehen, ehe Hempstead mich wegen Missachtung des Gerichts ins Gefängnis wirft?“
    „Für was?“, fragt Doaks.
    „Dafür, dass ich das Gericht angelogen habe. Ich habe ihr versichert, Danielle wäre auf dem Weg.“
    Doaks kichert. „Nun, das ist sie. Sorg einfach dafür, dass diese Morrison-Braut im Zeugenstand ist, wenn sie kommt“, erwidert der Ermittler, „und wir werden dich mit Beweismitteln überhäufen.“
    „Und Schweine können fliegen.“ Sevillas klappt das Handy zu.

35. KAPITEL
    Danielle blickt auf die Uhr. Auf dem Weg nach Dallas haben sie einiges an Zeit gutgemacht, und jetzt wartet sie darauf, den Flieger nach Des Moines besteigen zu können. Wenn sie doch nur wüsste, welche Zeugen bereits befragt wurden und wie Sevillas mit ihnen umgegangen ist. Ihr Telefon klingelt. Hastig greift sie danach. „Georgia? Wie geht es Max? Ist mit ihm alles in Ordnung?“
    „Gott, Danielle, wo bist du?“ In ihrer Stimme liegt ein verzweifelter Unterton. „Ich bin auf der Damentoilette. Ihm geht es gut – er ist nur verängstigt und unheimlich besorgt, weil du immer noch nicht hier bist.“
    „Ich habe ihm mehrere SMS geschickt. Hat er keine davon bekommen?“
    „Nein“, erwidert Georgia. „Ich musste sein Handy im Wagen lassen. Er darf es nicht mit in den Gerichtssaal nehmen.“
    „Ja, richtig. Nun, mein Flug aus Phoenix hatte Verspätung. Ich werde so bald wie möglich da sein“, erklärt sie. „Wer ist jetzt im Zeugenstand? Konnte Tony Marianne aufschieben?“
    „Der Bezirksstaatsanwalt hat sie noch nicht aufgerufen“, entgegnet Georgia. „Kreng und Reyes-Moreno haben ausgesagt. Wie du dir vorstellen kannst, haben sie einen hieb- und stichfesten Fall gegen Max skizziert. Sevillas tritt auf der