Mutterliebst (German Edition)
Vorsitz zu allen Personalbesprechungen, die mit Max zu tun hatten, geführt, und ich habe alle psychiatrischen Sitzungen mit ihm geleitet.“
Langley blättert durch seine Aufzeichnungen, dann schaut er hoch. „Ich nehme an, dass Sie letztendlich in der Lage waren, Max’ psychiatrische Probleme zu diagnostizieren?“
Sie nimmt ihre silberne Brille ab und reibt sich die Augen. „Es war nicht nur meine Diagnose, sondern ein Ergebnis, das durch die Zusammenarbeit aller Mitglieder von Max’ Team erzielt wurde.“
„Und worin bestand die Diagnose, Doktor?“
Sevillas erhebt sich blitzschnell. „Einspruch, Euer Ehren.“
„Ja, Mr Sevillas?“
„Die Diagnose des Angeklagten wird durch die ärztliche Schweigepflicht geschützt.“
Langley geht auf das Richterpult zu. „Euer Ehren, es ist die Überzeugung der Staatsanwaltschaft, dass Max Parkmans Erkrankung und sein unberechenbares sowie zunehmend gewalttätiges Verhalten direkt mit dem Mord an Jonas Morrison zusammenhängt. Diese Zeugin wird beides bezeugen. Dafür ist es unerlässlich, dass sie die Diagnose erklärt und aus ihrer Erfahrung schildert, welche Auswirkungen das auf den Geisteszustand des Angeklagten vor dem Mord hatte.“
„Euer Ehren“, schaltet sich Sevillas ein. „Wenn Sie dieser Zeugin gestatten, in einem offenen Prozess die Diagnose zu erläutern, die Max Parkman gestellt wurde, dann setzen Sie den Jungen extremen Vorurteilen aus, ganz besonders wenn die Presse davon erfährt. Die Diagnose wurde in einer Privatklinik gestellt, die Patienteninformationen streng geheim hält, es sei denn, der Patient oder sein gesetzlicher Vormund gestattet die Enthüllung gegenüber Dritten.“ Er holt Luft. „Und ich kann Ihnen versichern, Richterin, dass in diesem Fall keinerlei diesbezügliche Erlaubnis erteilt wurde, weder von dem Patienten noch von seiner Mutter.“
„Nun, Mr Sevillas, wenn wir hier vor einer Gruppe von Geschworenen sitzen würden, dann würde ich Ihnen recht geben“, erwidert Hempstead. „Es entsteht jedoch kein Schaden, wenn die Richterbank die Aussage hört, die, wie Sie sicher zugeben werden, für den Fall durchaus relevant ist.“ Sevillas will weiter widersprechen, doch die Richterin hebt die Hand. „Um zu vermeiden, dass mögliche Vorurteile gegen Max Parkman entstehen, und um zu verhindern, dass zukünftige Geschworene negativ beeinflusst werden, ordne ich jetzt an, den Gerichtssaal zu räumen.“
Der Gerichtsdiener erhebt sich. „Räumen Sie den Gerichtssaal.“
Nach ein paar Minuten missmutigen Gemurres und scharrender Schritte verlassen die enttäuschten Beobachter und die Pressemeute den Raum. Sevillas wirft Georgia einen raschen Blick zu, der besagt, dass Max nicht zu hören braucht, was Reyes-Moreno zu seinen psychischen oder emotionalen Problemen zu sagen hat. Sie nickt und berührt Max an der Schulter. Mit einem furchtsamen Blick auf Sevillas folgt der Junge Georgia und dem Gerichtsdiener aus dem Saal.
Langley schenkt Reyes-Moreno ein Lächeln. „Nun, Doktor, bitte erklären Sie der Richterin den Zweck des Meetings vom 20. Juni und was Sie an diesem Tag hinsichtlich des Angeklagten beobachtet haben.“
Reyes-Moreno blickt die Richterin an. „Das Treffen wurde von mir einberufen. Alle im Team hatten erhebliche … Bedenken … und daher entschied ich, dass es für den Patienten günstig wäre, wenn wir uns mit Miss Parkman treffen würden.“
„Von welchen ‚Bedenken‘ reden Sie?“
„Wie bereits erwähnt wurde, litt Max unter zunehmenden Stimmungsschwankungen, paranoiden Wahnvorstellungen und gewalttätigen Aggressionen. Der Zweck des Meetings bestand darin, die Gründe für unsere kollektive Diagnose näher zu erläutern und Miss Parkman die Möglichkeit zu geben, das komplette Team zu befragen.“
Langley lächelt. „Und wie genau lautete diese Diagnose, Dr. Reyes-Moreno?“
„Schizoaffektive Störung und Psychose N. W. S.“
„Was bedeutet ‚Psychose N. W. S.‘?“
„Es bedeutet, dass der Patient bei mindestens einer Gelegenheit einen Verlust der Realität erlitten hat. Das N. W. S steht für ‚nicht weiter spezifiziert‘.“ Sie faltet die Hände. „Das ist eine eher allgemeine Einstufung angesichts seines Alters und der Beobachtungen, die wir in der kurzen Zeit, die er bis dahin bei uns war, gemacht haben.“
„Mr Langley“, sagt die Richterin. „Falls es keine weitere Spezifizierung der Diagnose gibt, würde ich den Gerichtssaal gerne wieder der Öffentlichkeit zugänglich
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