Mutterliebst (German Edition)

machen.“
    „Natürlich, Euer Ehren.“ Während der Gerichtsdiener die Tür öffnet und die Beobachter langsam wieder hereinströmen, dreht sich Langley um und wirft Sevillas ein durchtriebenes Grinsen zu. Als alle sitzen, kehrt er zu der Zeugin zurück. „Setzen Sie solche Treffen mit allen Eltern an, wenn eine derartige Diagnose gestellt wird?“
    „Nein“, erwidert die Ärztin. „Dennoch kann ich sagen, dass Miss Parkman in diesem speziellen Fall ungewöhnlich heftig reagiert hat. Trotz meiner Bemühungen, es ihr so schonend wie möglich beizubringen, weigerte sie sich, die Diagnose weiter zu besprechen. Ich wusste, dass Miss Parkmans Verweigerungshaltung Max’ Fähigkeit, seine Krankheit zu akzeptieren, negativ beeinflussen würde. Natürlich ist es unerlässlich, dass die Eltern eines solchen Kindes das Ärzteteam voll unterstützen. Wenn ein Elternteil sich weigert, die Fakten zu akzeptieren, ist es nicht in der Lage, dem Kind dabei zu helfen, die Realität seiner Situation anzunehmen.“
    „Bitte schildern Sie uns, was während dieses Treffens passiert ist.“
    „Sicher.“ Sie spricht mit professioneller, jedoch mitfühlender Stimme. Ihr ganzes Verhalten drückt absolute Glaubwürdigkeit aus. Die Richterin macht sich Notizen. Es ist offensichtlich, dass sie Reyes-Morenos Zeugenaussage ernst nimmt. „Ich habe das Treffen damit begonnen, dass ich Miss Parkman versichert habe, wie gut ich ihre Ängste angesichts der Schwere von Max’ Erkrankung verstehen könne. Ich versicherte ihr außerdem, dass wir diese Diagnose nicht leichtfertig gestellt haben und dass all unsere Tests auf die Richtigkeit der Diagnose hindeuten. An diesem Punkt wurde Miss Parkman sehr wütend, und sie sagte mir unmissverständlich, dass sie die Diagnose nicht akzeptiere, egal was unsere Tests auch zeigten.“
    „Was ist dann passiert?“
    Reyes-Moreno blickt die Richterin an. „Ich habe Miss Parkman gesagt, dass ihre Weigerung, die Diagnose zu akzeptieren, sehr schädlich für Max’ Wohlergehen wäre und dass sie sich schon allein um seinetwillen der Wahrheit stellen müsse. Sie fuhr jedoch fort, mir heftig zu widersprechen.“
    „Wurde davon gesprochen, eine zweite Meinung einzuholen?“
     „Auf jeden Fall“, bestätigt sie. „Ich habe ihr gesagt, dass sie sich gerne an einen Arzt ihrer Wahl wenden kann, der unsere Diagnose überprüft. Ich habe sie jedoch gedrängt, es angesichts der Schwere der Situation schnell zu tun.“
    „Und dann?“
    „Ich habe Miss Parkman darüber informiert, dass Max glaubt, Jonas plane, ihn zu verletzen oder umzubringen …“
    Sevillas erhebt sich. „Euer Ehren, diese Aussagen sind gefährlich nah daran, die Anordnung des Gerichts, Max Parkmans Diagnose nicht in der Öffentlichkeit zu diskutieren, zu verletzen.“
    „Mr Langley, ich habe Sie gewarnt, die Grenze nicht zu überschreiten.“ Sie wirft dem Bezirksstaatsanwalt einen strengen Blick zu. „Fahren Sie vorsichtiger fort.“
    Er nickt. „Wie hat Miss Parkman reagiert, als Sie ihr von Max’ Ängsten berichteten?“
    Reyes-Moreno holt tief Luft. „Sie war völlig außer sich. Sie beschuldigte uns nicht nur, seine Symptome zu erfinden, sondern auch, die Aufzeichnungen zu seinem aggressiven Verhalten gefälscht zu haben.“
    „Was geschah dann?“
    Die Ärztin schüttelt den Kopf. „Miss Parkman sprang vom Stuhl auf, und es sah so aus, als wolle sie mich angreifen. Ein Pfleger war gezwungen, sie festzuhalten.“
    Langley schnalzt mit der Zunge, so als hätte er gerade eine köstliche Crème Brûlée verspeist. „Ist das eine übliche Reaktion?“
    Traurig schüttelt sie den Kopf. „Ganz und gar nicht, fürchte ich.“
    „Fahren Sie fort, Doktor.“
    Sie räuspert sich. „Zu diesem Zeitpunkt hielt ich es für unerlässlich, dass wir Miss Parkman beruhigen. Ich versuchte, sie davon zu überzeugen, dass wir keine hinterhältigen Absichten hegen und dass unsere Diagnose auf klinischen Fakten und Beobachtungen beruht – eben mit der Schlussfolgerung, dass Max ganz klar psychotisch ist.“
    Sevillas spurtet quer durch den Raum. „Euer Ehren! Das hier verstößt in krasser Weise gegen die Anordnung des Gerichts! Wieso haben wir uns überhaupt die Mühe gemacht, den Saal zu räumen? Der Staatsanwalt versucht auf schamlose Art, Details der Erkrankung des Jungen in die offene Anhörung einzubringen, indem er entsprechende Fragen an die Zeugin formuliert!“
    „Stattgegeben.“
    Sevillas’ Gesicht ist gerötet. „Euer Ehren, die