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My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Flegel
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würde. Sie winkte Emir an ihre Seite und flüsterte ihm kurz was ins Ohr. Emir grinste übers ganze Gesicht, nickte, verschwand im Haus und kam … mit seinen Jonglierbällen samt gehäkeltem Mützchen zurück. Das legte er auf den Boden und begann mit seinen Kunststückchen.
    Im Nu vergaßen die Wanderer ihren Hunger. »Hoffentlich hält er durch, bis Ignaz zurückkommt«, sagte Rosi besorgt.
    Natürlich hielt Emir durch, und nicht nur das: Als die Bestellungen wieder einwandfrei geliefert wurden, verlangten die Gäste eine Zugabe nach der anderen, das Mützchen füllte sich mit Euros und Cents, jetzt strahlte Nele wie besagter Christkindlmarkt im Advent und der Schatten auf dem Ruhm unserer Jägeralpe hatte sich komplett aufgelöst.
    Der Schatten auf dem Ruhm wohl, nicht aber der Schatten überm Haus. Als ich nämlich stehen geblieben war, um Emir kurz zuzuschauen, hatte ich nicht nur die ungewöhnliche Hitze, sondern auch die Wolken bemerkt. Ein paar dicke weißgraue Türme standen plötzlich am Himmel, der kurz zuvor noch einheitlich blau gewesen war, und über die Berge schob sich gerade der Rand einer anthrazitschwarzen Wand mit einem gelben Saum, den ich so noch nie im Leben gesehen hatte. Am Abend wird’s ein Gewitter geben, dachte ich und machte mir weiter keine Gedanken, denn dann würden alle Gäste im Tal sein. Und wenn’s morgen regnete, hätten wir einen Ausruhtag. Die Aussicht darauf ließ mich mit doppelter Geschwindigkeit zwischen Küche und Terrasse hin- und hereilen. Ein Ausruhtag ist nämlich das Gemütlichste der Welt! Wir fünf von der Alpe leisten uns ein langes, spätes Frühstück, wir zeigen uns Fotos unserer Lieben, lesen, spielen Memory und Monopoli,
und wenn wir davon genug haben, machen Marta und ich einen Besuch bei Zenza, Ignaz’ Großmutter.
    Ein Ausruhtag war etwas Herrliches. Ich freute mich schon darauf, als ich bemerkte, dass Rosi mit dem Abkassieren kaum nachkam. Die meisten Gäste winkten ihr und schaufelten gleichzeitig ihr Essen nur so in sich hinein. »Das Gewitter kommt doch erst am Abend«, beruhigte ich ein Paar in sehr abgenützter Wanderkleidung.
    Â»Mädchen, du weißt nicht, wovon du redest«, schnauzte mich der Mann an. »Wir kennen uns mit dem Wetter in den Bergen aus. So wie sich die Wand über den Himmel schiebt, kommt ein Gewitter, das es in sich hat.«
    Â»Aber gerade war doch noch alles paletti«, widersprach ich.
    Statt mir zu antworten, warf der Gast einen Schein auf den Tisch. Mit einer Hand griff er nach der Hand seiner Frau, mit der anderen packte er den Rucksack und rief: »Beeilung!«
    Was für’ne Hektik! Als immer mehr Gäste so überstürzt aufbrachen, war’s mit der friedlichen Sonntagnachmittagsstimmung endgültig vorbei.
    Emir stellte das Jonglieren ein und half Rosi beim Kassieren. Ich trug die Teller und Gläser in die Küche und informierte Gundi und Marta über die veränderten Umstände, das Wetter betreffend. Sie wollten mir’s nicht glauben. »Wenn’s so wäre, hätten Franzl und Ignaz das gesehen und uns was gesagt«, protestierte Gundi und ließ zehn Paar Weißwürstl ins siedende Wasser gleiten.
    Â»Nicht!«, schrie ich. »Die brauchen wir nicht mehr! Geh raus und überzeug dich selbst!«
    Â»Komm schon! Zippi, du übertreibst. So ohne Vorwarnung bricht ganz selten ein Gewitter aus!«
    Marta, die mich besser als die Gundi kennt, warf das Küchentuch auf den Tisch. »Aber wenn sie’s doch sagt, Gundi. Und
hast du nicht bemerkt, dass keine Bestellungen mehr kommen? Ich schau mal nach.«
    Inzwischen hatten sich alle, wirklich alle Wanderer auf den Weg ins Tal und zu ihren Autos gemacht. Väter setzten sich ihre Kleinen auf die Schultern, Mütter trugen die Rucksäcke, viele hielten sich an den Händen, schwangen die Wanderstöcke und hatten an diesem Nachmittag kein frohes Lied auf den Lippen.
    Die Wand hatte sich zwar ein Stück weit über den Himmel geschoben, aber gut die Hälfte von ihm war noch blau. Das heißt, so richtig blau war die Farbe nicht mehr, weil sich ein hellgrauer Schleier davorgelegt hatte. Bedrohlich fand ich das Ganze nicht; nur der gelbe Rand war komisch, aber so ein bisschen Gelb … na ja.
    Â»Allmächtiger!« Gundi riss entsetzt die Augen auf. Sie zeigte auf eben diesen gelben Rand, besprach sich kurz

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