My Story - Streng geheim - Aller guten Jungs sind drei
einverstanden, dass mich meine beste Freundin Marta begleitet. Jetzt sind wir schon seit zwei Wochen auf der Alpe, helfen bei der Bewirtung der Gäste und in der Küche und freuen uns, dass die Ferien erst in vier Wochen zu Ende sind.
Anfangs war die Arbeit sehr stressig, auÃerdem verliebte ich mich ja Hals über Kopf in Ignaz. Ganz klar, ich hatte ein schlechtes Gewissen und beantwortete Emirs viele SMS nicht. Natürlich hätte ich damit rechnen müssen, dass Emir das stutzig machte - weshalb er den Ferienjob im Gemüseladen seiner Mutter an den Nagel hängte und per Anhalter ins Allgäu fuhr. Gerade als mir Ignaz bei einem Dorffest am SchieÃstand viele rote Plastikrosen schoss, tauchte Emir auf. Ich fiel fast in Ohnmacht, aber Hubertus rettete mich: Er erlaubte Emir, seinen
Schlafsack neben den von Franzl in Zenzas Heustadl auszulegen.
Franzl ist Hubertusâ Sohn und Martas erster Lover. Bei beiden warâs Liebe auf den ersten Blick. Seit Marta ihren Franzl liebt, hat sie kein Heimweh mehr und denkt nicht daran, vorzeitig nach Hause zu fahren, was ich anfangs befürchtete.
Morgens transportiert mein Berglover die Kuh- und Ziegenmilch sowie die Käse, die Zenza daraus macht, in einem kleinen Anhänger, denn auf dem Rücksitz des Mopeds fährt Franzl mit. Die Jungs parken direkt unter unserem Kammerfensterchen, was genial-praktisch ist, denn sobald uns das Knattern geweckt hat, springen Marta und ich aus unseren Betten, sind mit anderthalb Schritten am Fenster und holen uns unsere Morgenküsse. Fensterln nennt man das in den Bergen, und ich muss sagen, es ist eine schöne alte Sitte. Bei mir zu Hause wäre sie ganz und gar unmöglich; ich wohne nämlich mit meinem Pa in einem Penthouse, und ein Lover müsste schon mit einem roten Feuerwehrwagen andüsen und die elektrische Leiter ausfahren, um an mein Schlafzimmerfenster zu gelangen.
Jedenfalls - kaum haben uns unsere Märchenprinzen wachgeküsst, geht der Stress los. Marta und ich lieben unseren Ferienstress, der darin besteht, dass wir uns nach einem gemütlichen Frühstück mit Rosi, Gundi und Yasmina in die Arbeit stürzen: Wir schälen Kartoffeln, woraus Gundi, sie ist die Köchin, Salat macht. Wir füllen riesige Töpfe mit zehn Liter reinem Quellwasser, das bei uns aus dem Hahn kommt. Mit einem Rührbesen, der in der Länge einen ganzen halben Meter misst, rühren wir rotes Pulver ein, wodurch eine köstliche Tomatensuppe entsteht. Marta steigert den Wohlgeschmack mit Sahne und allerlei Kräutern, die Zenza auf den Wiesen sammelt.
Wir wärmen aber auch Saitenwürste und WeiÃwürstl in leise köchelndem Wasser, täglich schneiden wir mindestens zwanzig
Brotlaibe in Scheiben, putzen scharfe Rettiche, löffeln Senf in Schüsselchen, drapieren Käse gefällig auf Holzbrettchen, schlagen Sahne steif und schneiden Apfel-, Zwetschgen-, Kirsch- und Marmorkuchen in gleichmäÃige Stücke. Kurz, wir helfen den dreien von der Jägeralpe freiwillig - wirklich, echt freiwillig! - bei der Bewirtung der Gäste, die vom Tal herauf- und abends von den Bergen heruntersteigen und vor Hunger fast umkommen.
Fast hätte ich zwei Allgäuer Nationalgerichte vergessen. Das sind die Kässpatzen mit den vielen gerösteten Zwiebeln obendrauf und das Kratzet mit Apfelmus oder Kompott - beide Gerichte sind Gundis absolute Küchenknüller.
Marta hilft ihr in der Küche beim Kochen; mein Job spielt sich eher drauÃen ab. Ich trage nämlich die Teller zu den Gästen, die Radler, die Maà Bier, die Limos, den Sprudel mit und ohne Kohlensäure, den Almdudler und den Kaffee, den süÃen Senf, den geriebenen Meerrettich und den Ketchup. Anfangs hatte ich vom Auf- und Abtragen blutige Blasen an den FüÃen, aber das ist längst vorbei.
Was nicht vorbei ist, ist die Sache mit meinem Ignaz und meinem Emir. Der Laufstress, unter dem meine FüÃe leiden, ist nämlich nichts im Vergleich zum Stress, den mein Herz hat. Dieser Stress ist so grausam, dass ich hoffe, es macht nicht schlapp. Na ja, ich bin dreizehn, genauer: Ich bin noch nicht ganz vierzehn. Wie jeder weiÃ, ist das ein Alter, in dem man seinem Herzen noch allerlei zumuten kann, bevor es stressbedingt die Arbeit einstellt. Hoffe ich wenigstens.
Selbst ausgesucht hab ich mir den Herzstress natürlich nicht; es war das Schicksal, das es nicht gut mit mir meinte. Marta findet
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