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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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hört ihr denn nicht, dass sogar die Grillen nicht zirpen? Zippi und Marta, ich sag euch eines: Das ist ein ganz schlechtes Zeichen.«
    »Das Schweigen der Grillen?«
    »Genau.«
    »Aber warum? Was bedeutet das?«
    »Dass die Tiere sich in Sicherheit gebracht haben. Sie spüren das Gewitter …«
    »Das ist ihr Instinkt«, bestätigte Marta weise. »Darunter versteht man ein angeborenes Wissen.«

Chaos am Himmel, Chaos im Herz
    W ir fünf beseitigten das Chaos in der Küche. Marta schabte die Essensreste von den Tellern, Rosi stellte sie in die Spülmaschine, Yasmina schrubbte Töpfe, und ich machte mich nützlich, indem ich die gebrauchten Papierservietten und Zigarettenkippen in den Abfalleimer warf. Wir waren ein eingespieltes Team, arbeiteten zügig und hatten in fünfzehn, zwanzig Minuten eine blitzsaubere Küche.
    Draußen war noch immer alles ruhig. Während Yasmina den Boden putzte, gingen wir ins Freie. Jetzt war der Himmel fast dunkelgrau, und obwohl von der Sonne natürlich nichts mehr zu sehen war, hing ein gelbliches Leuchten in der Luft, das, wie ich fand, eindeutig fies aussah.
    Vereinzelte Windstöße rüttelten an den Bäumen und Büschen. Davon abgesehen war es aber noch immer totenstill - es war eine erwartungsvolle, ja atemlose Ruhe, die mich an den üblen Augenblick vor einer gemeinen Klassenarbeit erinnerte. Da herrscht in meiner Klasse auch so’ne gespannte Stille; man weiß, das, was einem jetzt bevorsteht, kann nur furchtbar sein.
    »Tststs«, machten Gundi und Rosi und sahen sich bedeutungsvoll in die Augen. Yasmina rief aus der Küche, ob wir Appetit auf die zehn Paar Weißwürstl und Semmeln hätten, Kuchen sei auch noch übrig, und ob jemand den Tisch decken könne?
    Marta und ich rannten sofort los. Weil der Himmel so dunkel
war, war es auch in der Küche nicht besonders hell. Wir knallten Teller, Besteck und Gläser auf den Tisch, stellten Radler, Almdudler, süßen Senf, den Rest der Schlagsahne, die Kuchen und einen Korb Semmeln dazu und setzten uns erwartungsfroh. Mann, hatten wir einen Hunger!
    Yasmina legte pro Frau zwei Paar Würste auf die Teller, ich griff nach dem Messer - und da! Ein Blitz erhellte die Küche. Gleichzeitig donnerte es so grauslich, dass mir das Blut in den Adern stockte.
    »Jetzt geht’s los«, stellte Gundi fest, richtig schicksalsergeben klang das. Sie sprang auf, rannte in die Gaststube, kam mit einem Leuchter samt Kerze zurück und zündete sie an. »Jetzt …«
    Wutsch!, ging das Licht aus. »Dachte ich mir’s doch, dass …«
    Der Rest des Satzes ging in ohrenbetäubendem Wüten unter. Ein Blitz folgte dem anderen in atemberaubender Geschwindigkeit und die Donnerschläge waren wie ein einziger Trommelwirbel. Das war beängstigend. Aber das Schlimmste, das wirklich Angsteinflößende waren das Jaulen und Toben drau ßen. Der Wind heulte und warf sich so auf unsere Jägeralpe, dass ich dachte, im nächsten Augenblick pustet er uns das Dach weg, hebt die Läden aus den Angeln, drückt die Fenster und die Tür ein und schleudert die Tische draußen ins Tal.
    Mit eingezogenen Köpfen saßen wir am Tisch.
    Es ist ein komischer Zustand, wenn einem der Appetit abhandengekommen ist, obwohl man rasenden Hunger hat. Genau so ging’s mir.
    Ich blickte auf die Weißwürstl, die wirklich lecker sind, aber um nichts in der Welt konnte ich sie essen. Schlimmer kommt’s nimmer, dachte ich - und atmete auf, denn mit einem Mal war es draußen ruhig. Ich griff erfreut nach Messer und Gabel, aber leider hatte ich mich getäuscht: Jetzt ging’s erst richtig zur Sache!

    Ich hatte befürchtet, das Dach würde uns davongeblasen. Jetzt hatte ich irre Angst, es würde eingedrückt, denn der Hagel prasselte nur so darauf. Was heißt da prasselte? Es war, als würden Steine vom Himmel fallen!
    Wir stürzten zu dem einen Fenster, dessen Laden wir absichtlich nicht zugemacht hatten - und sahen nichts. Buchstäblich nichts. Nichts als eine solide weiße Wand. Marta klammerte sich an mich, ich hielt mich an ihr fest, Yasmina hatte die Zeigefinger in die Ohren gestopft, Gundi und Rosi bewegten lautlos die Lippen.
    Das Toben, Jaulen, Jammern, Pfeifen und Prasseln waren so schlimm, dass mir der Kopf zu platzen drohte. Marta ging’s genauso; sie presste die Hände an die Schläfen und jammerte leise vor sich hin.
    Weil man weiß, dass man nichts, aber auch gar nichts tun kann, um dem Wüten ein Ende zu bereiten, fühlt man sich absolut hilflos. Den Elementen ausgeliefert.
    Der

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