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My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei

Titel: My Story. Streng geheim. - Aller guten Jungs sind drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Gefangenschaft preisgegeben.
    Plötzlich schoss mir ein fürchterlicher Gedanke durch den Kopf. Was, wenn Ignaz und Franzl es nicht vor dem Sturm zu Zenza geschafft hatten? Aber, beruhigte ich mich gleich, wir hatten ja noch die Küche aufgeräumt. Das hatte gedauert, was bedeutete, dass sie garantiert im Haus waren, als das Wetter losging.
    Aber was war mit Nele und … und mit Emir? Die waren später losgegangen. Nele war mit ihrer Krücke nicht die Schnellste, und so wie ich Emir kannte, würde er sie, nur um die eigene Haut zu retten, niemals im Stich lassen.
    Rosi schien meine Gedanken gelesen zu haben. »Gundi, gut, dass du die Jungs und Nele rechtzeitig losgeschickt hast!« Sie musste richtiggehend schreien, damit wir sie hören konnten.
    Gundi nickte. »Sie haben es geschafft! Aber die Leute, die
von dem Wetter in den Bergen überrascht wurden …!« Sie verdrehte die Augen.
    Wie lange der ganze furchtbare Spuk dauerte, konnte später keine von uns fünf sagen. Yasmina behauptete, es seien zwei Stunden gewesen, aber das war eindeutig übertrieben. Rosi schätzte den Hagel auf fünf bis zehn Minuten, Marta und ich enthielten uns jeglicher Meinung, weil es Zeiten gibt, die mit der Uhr nicht messbar sind. Manchmal wenn ich an Ignaz gekuschelt vom Hochsitz aus die Rehe beobachte, erscheinen mir zwei Abendstunden so kurz wie zehn Minuten. Dieser Albtraum von Gewitter dauerte uns, ob er nun ein paar Minuten oder zwei Stunden anhielt, entschieden zu lang.
    Jedenfalls - nach dem Hagel kam erst mal nichts. Wir wagten uns an die Tür. An die Tür, Leute, nicht vor die Tür!
    Rauszugehen war nicht ratsam; draußen lagen die Hagelkörner wadenhoch. Alles war weiß. Weiß wie im tiefsten Winter. Die Tannen bogen sich unter der Last, vom Gras war kein einziges grünes Hälmchen zu erblicken, unser Brunnen trug eine schiefe weiße Haube, das Wasser floss über, und Marta flüsterte: »Wenn wir heute gekommen wären, Zippi, hätte uns das Taxi noch viel weiter unten absetzen müssen. Der Bach wäre uns nicht einfach übern Weg gelaufen, der hätte uns direkt ins Tal geschwemmt.«
    Ich nickte. »Und gesehen hätten wir auch nichts.« Man sah tatsächlich nichts von den Bergen oder vom Tal, denn jetzt setzte der Regen ein. Es goss in eine dicke Nebelsuppe. Die kam von dem vielen Wasser in der Luft.
    Nach einem heftigen, aber kurzen Schauer ließ der Regen immer mehr nach, und auch der Wind hatte sich so gut wie ausgetobt. Aber kalt war es geworden! Echt affenkalt.
    »Glück gehabt.« Rosi schloss die Tür. Wir zogen dicke Jacken an und setzten uns wieder an den Tisch. »Die Weißwürstl sind
nicht mehr warm. Aber was macht das schon! Wir haben ein Dach überm Kopf und sitzen sicher in der Stube.«
    Die Kerze flackerte ein bisschen. »Ich muss immer an die Leute denken, die es nicht mehr in ein Haus oder in eine Hütte geschafft haben.« Yasmina fuhr mit der Hand durch ihre kurzen schwarzen Stoppelhaare mit den feuerroten Spitzen. »Und wenn ich daran denke, wie leichtsinnig manche sind! Gehen ohne Anorak und feste Stiefel los …«
    »Komm schon«, fuhr Marta auf. »Jetzt mal nicht den Teufel an die Wand! Jeder Depp hat doch gesehen, dass ein Gewitter kommen wird. Wer sich da nicht in Sicherheit bringt, ist selbst schuld. Funktioniert eigentlich das Gas? Ein heißer Tee wäre jetzt nicht schlecht.«
    Wir auf der Jägeralpe kochen mit Gas, und weil sich das vom Sturm nicht hatte einschüchtern lassen, kochte Gundi Zenzas Kräutertee, der so wunderbar schmeckte und so herrlich wärmte, dass eine Kanne gar nicht reichte. Wir verzichteten auf die Würste, aßen Kuchen und Brot oder Semmeln mit Butter und Heidelbeermarmelade und beruhigten uns nach und nach. Eine überstandene Gefahr bringt den Appetit zurück, kann ich nur sagen, und wenn man keine Schäden zu beklagen hat, wächst er ins Riesenhafte.
    Wir lobten uns gegenseitig, schließlich hatten wir vorausschauend an alles gedacht, hatten die Sonnenschirme, die Blumentöpfe und Geranienkästen in Sicherheit gebracht, hatten die Fenster und die Läden geschlossen, sogar das Stadelfenster verrammelt und …
    »Da kommt jemand«, unterbrach Rosi unsere Aufzählung. Tatsächlich. Jemand rüttelte an der Tür. »Hallo! Hier ist’s aber dunkel!«
    »Das ist Emir!«, schrie ich und rannte los.
    Die Kerze flackerte wild, Rosi hielt sie hoch, sodass wir wenigstens
ein bisschen was von Emir sahen. Das Wasser tropfte ihm von einem fremden Hut, die Jeans waren vor Nässe ganz dunkelblau,

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