My Story - Streng geheim - Doppelt verliebt haelt besser
man mal was für sich tun. Nicht mal die Nägel könne man sich lackieren, geschweige sich mal Strähnchen ins Haar färben. Und das auch noch in Zeiten, wo man sich dringend vom Schulstress erholen müsse - nein. Nein!!!
Gegen fünf hatten wir uns genug vorgejammert. Ich packte meine Sachen und schlich voll deprimiert nach Hause.
Es gibt nämlich Leute, die haben sehr nette Onkels und Tanten mit GroÃfamilien, die ein Ferienhaus am Meer oder in der Toskana besitzen und einen immer einladen.
Mein Vater hat nur einen Bruder. Der ist Single und lebt, wenn er nicht gerade zwischen Nord- und Südpol herumzigeunert,
in New York. Der würde sich bedanken, wenn ich plötzlich vor seiner Tür stünde!
Andere Leute haben Omas und Opas, die mit ihren Enkeln die Ferien verbringen und nichts anderes tun, als eben diese Enkel rund um die Uhr zu verwöhnen. Ich habe einen Opa, der seine süÃe fünfzigjährige Freundin rund um die Uhr verwöhnt.
Andere Leute haben eine Mutter⦠Eine Mutter mit Schwestern und Brüdern, die nicht mit der Vater-Familie gebrochen haben. Verdammt, wieso musste ausgerechnet mich das Schicksal so heftig bedienen? Womit hatte ich das verdient? Womit nur?
Ich ging mit hängendem Kopf die StraÃe lang. Als ich aufschaute, weil mich ein blickloser Depp anrempelte, leuchtete mir Casâ hellgelber Pulli entgegen.
»Zippi! Ich hab den ganzen Nachmittag nur an dich gedacht. Warum bist du nicht zu mir gekommen? Du hast mir gefehlt, jede Sekunde hat sich gedehnt wie eine lange Ewigkeit... Schau nur!« Er wedelte mit einem Blatt vor meinem Gesicht herum. »Hör zu, was ich gedichtet habe!«
Zippi, meine Wonne!
Meine strahlende Sonne!
Mit dir am Strand
Auf heiÃem Sand
Vor blauen Wogen
Umweht vom Wind
Wir beide ganz alleine sind.
»Wie findest du das? Sag, Zippi, gefällt dir mein Gedicht?«
Eigentlich fand ichâs ja voll beknackt und nicht viel anders als die, die er schon für mich geschrieben hatte. Aber weil
der Nachmittag so bescheuert und meine Aussichten so katastrophal waren, fiel ich ihm um den Hals und nuschelte doch tatsächlich was von »Heut hat dich die Muse voll geküsst«. Ich entschuldigte mein übles Verhalten damit, dass Cas einer der wenigen Menschen in meinem Leben ist, die es echt gut mit mir meinen. Ganz anders als der seelenvolle Idiot Manfred.
Eins muss man Cas lassen: Er checkt immer, wieâs mir gerade geht. »Zippi, du musst dir wegen der Ferien keine Sorgen machen. Du kommst mit uns. Natürlich weià ich, dass meine Schwester Constanze ätzend sein kann, aber schau, sie hat ihren Freund eingeladen. Das bedeutet, dass sie nur Augen und Ohren für Timo hat. AusschlieÃlich, Zippi! Wir haben unsere Ruhe, wir können tun und lassen, was wir wollen. Komm doch mit uns ans Mittelmeer, Zippi. Dein Vater hat bestimmt nichts dagegen.«
»Schon möglich.« Wir sind nämlich nicht nur Nachbarn, unsere Väter sind sogar zusammen zur Schule gegangen. Plötzlich kam mir Casâ Vorschlag gar nicht mehr so bescheuert vor; ich meine, wenn Constanze mit Timo beschäftigt ist, hat sie keine Zeit für uns. Und wenn sie uns doch mal ein paar Sekunden lang wahrnimmt, wird sie sich vor ihm in vorteilhaftem Licht präsentieren wollen, oder? Jeder vernünftige Mensch würde das wollen, sagte ich mir und drückte Cas Hand. »Einverstanden. Ich red mit meinem Pa und sag dir morgen früh Bescheid.«
Das war sehr voreilig von mir gewesen. Cas freute sich so, dass ich mir kurzzeitig wie Mutter Theresa vorkam. Wie ein echter Gutmensch eben. Und dann musste ich ihn so enttäuschen! Ehrlich, ich habâs echt ungern getan, aber noch kannte ich ja das Ende des Tages nicht. Und jeder, der es später erfuhr, teilte meine Meinung: Ich hatte das Richtige getan.
Aber noch war es nicht so weit.
Cas begleitete mich bis vor unser Haus, wir wunderten uns kurz über den jägergrünen Jeep, der davor stand, und schauten gleich nach, woher er kam, denn das Ortskennzeichen OA hatten wir noch nie gelesen. »Oberallgäu«, sagte Cas verständnislos. »Hast duâne Ahnung, wo das ist? Oberallgäu⦠Muss irgendwo in Bayern liegen, schätze ich.«
Ich zuckte die Schultern und versprach Cas hoch und heilig, noch heute mit meinem Pa zu reden.
Als ich dann ins Haus und zum Aufzug ging, wieselte Herb sofort aus seinem Büro herbei. »Zippi,
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