My Story - Streng geheim - Sechs Kuesse für Lulu
(was das Zusammenleben mit ihr nicht unbedingt einfacher macht) und mein Vater ist Architekt (nur leider im Moment arbeitslos, was das Zusammenleben mit ihm überhaupt nicht einfach macht).
Ach ja, ich habe auch noch einen kleinen Bruder, der Moritz heiÃt, einen Hund, der Tutnix heiÃt, und keine Ahnung, was ich mal werden soll. Obwohl meine »besten Freundinnen« sagen, dass ich vielleicht durchaus eine Karriere als »Männerschreck« vor mir haben könnte. Was wiederum damit zu tun hat, dass ich Jungen immer absolut langweilig fand. Bisher jedenfalls. Bisher war ich fest davon überzeugt, dass Jungen ausschlieÃlich dazu da sind,
1. um in der U-Bahn laut zu rülpsen,
2. um auf dem Weg zur Schule ohne Pause auf den FuÃweg zu spucken,
3. um im Unterricht in der Nase zu popeln (und sich die Fundstücke dann genussvoll in den Mund zu schieben),
4. um in der Pause Autoquartett zu spielen oder FuÃballsticker zu tauschen,
5. um nachmittags grölend ins Stadion zu latschen,
6. um auf dem Rückweg alle Dönerbuden in der Stadt am Leben zu erhalten,
7. um abends alte Omas im Park zu Tode zu erschrecken,
8. um Katzen leere Coladosen an die Schwänze zu binden,
9. um von nichts eine Ahnung zu haben,
10. um später mal Fernsehkoch zu werden.
Wie gesagt, bisher. Jetzt habe ich gemerkt, dass ich mich bei ein paar Punkten geirrt habe. Und dass eigentlich alles noch viel schlimmer ist! Nein, eher dass es tatsächlich auch so was wie ein paar AUSNAHMEN gibt. Aber wirklich nur ein paar. Und man sollte sich auf keinen Fall irgendwas vormachen, es bleibt dabei:
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DIE AUSNAHMEN BESTÃTIGEN DIE REGEL!
Â
Das ist leider so und wird sich nie ändern â¦
Der Anfang
E igentlich war die Sache von Anfang an klar. Ich meine, was soll schon aus einem Tag werden, der damit beginnt, dass Dieter Bohlen für das Bundesverdienstkreuz vorgeschlagen wird?! Echt, ungelogen, Dumpfbacke Bohlen! »Wegen seiner langjährigen Bemühungen um die Jugend«, wie der Radiosprecher gerade vor sich hin blubberte, als ich morgens in die Küche kam, um im Kreis meiner Lieben mein Müsli zu mampfen.
»Sehr witzig«, sagte meine Mutter kopfschüttelnd, »sind mit den Bemühungen um die Jugend etwa seine Freundinnen gemeint, oder was?«
»Als Nächsten wählen sie wahrscheinlich noch Stefan Raab aus!«, erklärte mein Vater empört und zeigte dem Radio einen Vogel. »Ich möchte nur wissen, wer auf so eine Idee kommt! Da steckt doch garantiert wieder der Ministerpräsident dahinter!«
Mein Vater hat was gegen den Ministerpräsidenten und lässt kaum eine Gelegenheit aus, um ihn für alles verantwortlich zu machen, was ihm nicht passt. Und gegen Stefan Raab hat er natürlich auch was, aber das war schon klar, oder? Genauso wie gegen Dumpfbacke Bohlen, Dirk Bach, Oliver Pocher, FuÃballspieler ganz im Allgemeinen, Beckham im Besonderen, Autorennfahrer, Fernsehköche und nicht zu vergessen Heidi Klum, Heinz Rudolf Kunze und die Scorpions. Eigentlich also gegen alle, die über die Mattscheibe flimmern, wenn man aus Versehen den Fernseher anmacht. Oder die einem morgens aus der Zeitung entgegengrinsen (und ich finde, dass er mit seiner Einschätzung nicht so falsch liegt, ich würde die Liste allerdings unbedingt noch um Günther Jauch und Bruce Darnell ergänzen...).
»Ist der Ministerpräsident der Mann, der letzte Woche im Mittellandkanal ertrunken ist?«, fragte Moritz interessiert mit vollem Mund und verteilte eine Ladung Brötchenkrümel mit Nutella auf dem Tisch.
»Der Ministerpräsident ist der gewählte Vertreter des Volkes«, antwortete meine Mutter. »Das solltest du eigentlich langsam mal wissen.«
(Ich beschloss, nicht extra darauf hinzuweisen, dass der Ministerpräsident ja trotzdem die Wasserleiche aus dem Mittellandkanal sein könnte!)
»Dein Vertreter vielleicht, meiner nicht«, knurrte mein Vater.
»Hä?«, machte Moritz und spuckte neue Brötchenkrümel in die Gegend.
»Guten Morgen alle zusammen«, sagte ich und schnappte mir meine Müslischüssel. »Schön zu sehen, dass ihr alle richtig gut drauf seid...«
Aber der Einzige, der sich auÃer mir noch zu freuen schien, war Tutnix. Er kam schwanzwedelnd unter dem Tisch hervorgekrochen und hoffte eindeutig darauf, dass ich mein Müsli heute vielleicht aus Versehen mal nicht in meine Schüssel,
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