My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
nicht an den Gesprächen, die ich bisher mit Mark geführt habe, sondern lasse die Helden zwar ein wenig verlegen, aber richtig smart miteinander reden. Hier und da noch einen Tropfen neben den Kopf und eine Schraffur im Gesicht, die Verlegenheit symbolisiert, und fertig bin ich. Keinen Augenblick zu früh, denn der Schlussgong kommt nur wenig später.
Von einigen Tischen ist ein gehetztes Stöhnen zu vernehmen. Meine beiden Nachbarinnen sind es allerdings nicht, die haben fertige Blätter vor sich liegen. Auch Miss Ich-rubbel-meinen-Radiergummi-runter hat ihr Bild in den Griff bekommen.
Ich sehe auf beiden Seiten leuchtende Farben und zweifle einen Moment lang an meiner Entscheidung, nur drei Farben zu verwenden. Doch da kommt schon die Verkäuferin zum Einsammeln, und nachdem ich noch schnell meinen Namen auf die Rückseite des Blattes geschrieben habe, reiche ich es ihr.
Mann, bin ich fertig! Klar habe ich manchmal schon zwei Stunden und mehr am Stück gezeichnet, aber nicht unter Wettbewerbsbedingungen.
Ich gönne mir eine kleine Verschnaufpause und leere mein Trinkpäckchen, das ich während des Zeichnens gar nicht beachtet habe. Die Limo ist furchtbar süà und schmeckt nach billigem Kaugummi, aber es ist besser als nichts.
Nachdem ich meine Stifte und den Block zusammengepackt habe, gehe ich rüber zu Mark. Der hat seinen Manga offenbar durch, denn er rollt ihn, ohne ein Zeichen hineinzulegen, wieder zusammen und lässt ihn in seiner hinteren Hosentasche verschwinden.
»Na, wie ist es gelaufen?«, fragt er und lächelt mich breit an.
»Kann mich nicht beklagen«, antworte ich und nehme mir vor, genauso smart zu klingen wie Lucien und Madeleine auf meiner Zeichnung.
»Und wie schätzt du deine Chancen ein?«
»Dazu müsste ich die Bilder der anderen gesehen haben, aber ich finde meine Geschichte nicht schlecht.«
Na also, es geht doch!
Aber was ist das? Ich blicke in seine Augen und auf einmal ist mein Kopf wie leer gepustet. Und auch er scheint schlagartig nicht mehr zu wissen, was er sagen soll.
Es folgt ein peinlicher Schweigemoment, dann sagt er: »Also, das war es dann wohl.« Er lächelt mich wieder an,
und ich spüre, dass er in Aufbruchsstimmung ist. »Wann bekommst du das Ergebnis?«
»Ich denke, in ein paar Tagen.« Panik steigt in mir auf. Los, Luna, ruft eine kleine Stimme in meinem Hinterkopf, tu etwas, damit er nicht geht. Du hast noch immer nicht seine Telefonnummer und weiÃt auch seine genaue Adresse noch nicht. Und Bianca willst du doch wohl nicht anrufen müssen, um danach zu fragen!
»Ãhm...«, mache ich, was wohl kein besonders guter Start ist.
»Ja?«, fragt er, denn er ahnt wohl, dass ich noch etwas von ihm will.
»Was ist mit dem Eis?« Darauf hat er mir vorhin gar nicht geantwortet. »Immerhin bin ich dir doch noch was schuldig, weil du mich gerettet hast. Schon zum zweiten Mal.«
Jetzt lacht er. »Also gut, du kannst mich gern zum Eisessen einladen. Aber jetzt muss ich noch was einkaufen. Euer Wettbewerb hat doch länger gedauert, als ich dachte.«
Ist das nur eine Ausrede? Seine Absage trifft mich ein wenig, doch gerade bin ich so sehr in Fahrt, dass ich alles auf eine Karte setze. Ich stelle meine Tasche ab, krame Stifte und ein Stück Zeichenpapier hervor und schreibe ihm meine Handynummer auf.
»Hier, schreib mirâne SMS, wenn du Zeit hast«, sage ich und drücke ihm das Papierstück in die Hand. »Ich habe am Wochenende nichts vor, und wenn du Lust hast, können wir uns treffen. Ich hol dich auch ab, wenn du magst.«
Mark betrachtet den Zettel, als wollte er ihn auswendig lernen, dann zieht er seinen Manga hervor und legt ihn zwischen die Seiten. Immerhin bin ich ihm schon mal so wichtig, dass er meine Handynummer in der »Rache der Schneelady« verwahrt.
»Ich melde mich bestimmt.«
»Und wo kann ich dich finden, wenn du es vergisst?«
»Ich wohne gleich um die Ecke«, antwortet er und nennt mir dann sogar StraÃe und Hausnummer. Und er verrät mir auch, dass er mit vollem Namen Mark Balthasar heiÃt. Hätte ich den Nachnamen gleich gewusst, hätte ich ihn natürlich sofort aufspüren können, denn so heiÃen sicher nicht viele Leute. Aber vielleicht war es gut, dass das Schicksal entschieden hat.
»Keine Angst, eine Einladung zum Eis lasse ich mir nicht entgehen«, sagt er dann, als könne er meine
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