My Story - Streng geheim - Verrueckt nach Mark
wenig beruhigt. Jetzt bin ich nur gespannt, was er zu meiner Bitte sagt.
»Hallo Thomas«, gebe ich zurück und versuche mich an einem Lächeln. Was angesichts meiner Lage ein wirkliches Kunststück ist.
»Du bist auch bei dem Endausscheid, nicht wahr?«, fragt er, als sei er soeben aus dem Keller gekrochen und hätte erst jetzt mitbekommen, was läuft. Wer weiÃ, vielleicht sperren ihn seine Eltern nachts weg, weil er ihnen genauso auf den Geist geht wie mir.
»Ja, ich hab am Donnerstag die Nachricht bekommen und es freut mich sehr.« Kann man noch steifer klingen? Normalerweise hätte Thomas doch spätestens jetzt ReiÃaus nehmen müssen. Aber das tut er nicht. Nicht mal an meiner Latzhose stört er sich.
»Cooles Outfit«, meint er dazu, und ich möchte am liebsten im Boden versinken. Oder schlagartig unsichtbar werden. Warum haben Wissenschaftler eigentlich noch nicht
die Tarnkappe erfunden? Seit Jahrhunderten reden die Menschen schon davon, sich unsichtbar machen zu wollen, aber wenn, dann klappt das nur in Filmen, und da tricksen sie mit Computeranimationen.
Doch bevor unser Gespräch noch verklemmter wird und noch mehr Zeit verrinnt, gebe ich mir einen Ruck und erzähle ihm von meinem Missgeschick.
»Du, Thomas, mir ist vorhin was ganz Dummes passiert«, beginne ich und blicke ihn fast schon herzzerreiÃend traurig an.
»Und was?«, fragt er und zieht sogleich ein besorgtes Gesicht. Okay, er ist vielleicht verrückt, aber er meint es anscheinend ernst mit mir. Beinahe komme ich mir schon ein wenig schäbig vor, aber jetzt zählt nur der Wettbewerb. Für seine Bemühungen kann ich ja noch mal mit ihm Eis essen gehen.
»Ich habe meine Tasche in der U-Bahn stehen gelassen und habe keine Stifte dabei. Könntest du mir welche besorgen? Ich bezahl sie dir, wenn ich wieder zu Hause bin.«
Ich vermute, dass Thomasâ Vater auch Stifte verkauft, aber da hab ich mich wohl geirrt. »Kein Problem, ich besorge dir welche, in der Nähe ist ein Schreibwarenladen«, platzt es da nämlich aus Thomas raus, und man kann sehen, dass er hibbelig wird, als wolle er gleich den Raketenantrieb zünden und losstarten.
»Danke, du bist echt ein Schatz.« Thomas wird von so viel Freundlichkeit meinerseits rot und fragt dann, was für Stifte ich brauche. Da ich an mein Budget denken muss, beauftrage ich ihn nur, ein paar Fineliner, ein einfaches Päckchen Buntstifte und einen dicken schwarzen Permanentmarker zu holen. Damit müsste ich den Wettbewerb durchstehen können.
»Brauchst du auch noch Papier?«, fragt Thomas, doch da hebe ich die Tüte hoch.
»Nein danke, das habe ich dabei. Nur leider kriege ich es wohl nicht hin, an zwei Sachen gleichzeitig zu denken.«
»Keine Sorge, die Tasche wird sich schon wiederfinden«, versucht er, mich zu beruhigen. »Ich bin in fünf Minuten wieder hier. Bis der Wettbewerb beginnt, sind es noch gut zehn Minuten.«
Damit wirbelt er herum und verschwindet im Rekordtempo in der Menschenmenge vor dem Buchladen.
Ich suche mir inzwischen meinen Platz. Die anderen haben vielleicht noch eine Menge Zeit, aber ich will weder ganz hinten noch ganz vorn sitzen. Thomas stellt sich sicher irgendwohin, wo er das Feld gut im Blick hat. Vielleicht hat ihn sein Vater auch beauftragt zu kontrollieren, dass niemand Bilder mitgebracht hat und sie unterschmuggelt.
Ich finde einen guten Tisch genau in der Mitte und lege dort mein Zeichenpapier ab. Inzwischen strömen auch die anderen Teilnehmer herein. Pech gehabt, dieser Sahneplatz gehört mir!
Jetzt muss nur noch Thomas mit den Stiften auftauchen. Ich setze mich schon mal hin, schaue mich kurz um und versuche dann, mich mit dem Gedanken an meine Szene abzulenken. In der Bahn hatte ich sie besser vor Augen, aber da wusste ich ja noch nicht, dass ich meine Tasche vergessen und damit alles aufs Spiel setzen würde.
Unruhig blicke ich auf meine Uhr, schaue dann kurz zur Tür, doch von Thomas ist nichts zu sehen. Zwei Mädchen vor mir drehen sich interessiert nach mir um. Dann stecken sie die Köpfe zusammen und tuscheln.
Sicher lästern sie über mein Outfit, aber das kratzt mich nicht. Auch sonst ist mein Look nicht gerade hypermodern, von daher bin ich gegen solches Getuschel abgehärtet.
Ich lächle den beiden trotzdem zu und sehe mich weiter
im Raum um. Erst jetzt bemerke ich, dass die Buchhandlung richtig schön
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