Mylady Adelshochzeit 01
Schäumen. „Sir, ich wüsste nicht, was meine privaten Gespräche Sie angehen!“ Damit nickte sie ihm knapp zu und versuchte, an ihm vorbeizuhuschen, doch er stemmte rasch eine Hand gegen die Hauswand und versperrte ihr so den Weg.
„Sagen Sie mir, was er wollte!“
Empört griff Emily nach seinem Arm und spürte, wie seine Muskeln unter dem Stoff seines Gehrocks sich anspannten. Um sich nicht in ein entwürdigendes Gerangel einlassen zu müssen, ließ sie lieber los und trat einen Schritt zurück. „Noch einmal, Sir, mein Gespräch mit Mr. Riley geht Sie nichts an. Es verschlägt mir den Atem, dass Sie sich einbilden, mich danach fragen zu dürfen!“
„Und mir verschlägt Ihre Naivität den Atem, Miss Beaumont! Glauben Sie, Sie würden mit jemandem wie Riley ganz alleine fertig? Außerdem baten Sie mich, Ihnen bei der Suche nach Tarquin zu helfen, also geht mich das sehr wohl etwas an. Eben kannten Sie noch nicht einmal den Namen dieses Burschen! Und weder über seinen Charakter noch über seine Geschäfte wissen Sie Bescheid, darauf möchte ich wetten.“
Störrisch schaute Emily ihn an, musste sich jedoch zögernd eingestehen, dass er recht hatte, vor allem, da er offensichtlich von einer Verbindung zwischen Tarquin und diesem Riley wusste. Dazu kam, dass ihr Tarquins lange Abwesenheit wirklich langsam ein Rätsel war, das ohne Hilfe zu lösen sie sich nicht mehr imstande sah. Bisher hatte ihre Abneigung gegen Mark Hunter über ihre Sorge gesiegt, und seine Arroganz ärgerte sie. Aber, mit Geld und Beziehungen gesegnet, war er genau der richtige Mann, um es mit Riley aufzunehmen. Und dem würde nur Geld oder Muskelkraft die Zunge lösen.
Sie konnte sich an ihren Vater wenden, doch sie mochte ihm, der zusehends betrübter wurde, nicht noch mehr Schmerz bereiten.
Schuldbewusst schreckte sie aus ihren Überlegungen auf, warf Mark Hunter einen verstohlenen Blick zu und lächelte zaghaft.
Er ließ sich nicht von ihrer falschen Freundlichkeit täuschen, sondern zog fragend und spöttisch zugleich die Brauen hoch. „Nun?“
Ein wenig atemlos erklärte sie: „Mr. Riley schickte mir eine Botschaft. Ich sollte ihn in der Whiting Street treffen, und er deutete an, ich würde etwas über Tarquin erfahren.“ Sie wedelte abfällig mit der Hand. „Doch er weiß gar nichts, wie ich gerade herausfand! Im Gegenteil, er wollte von mir wissen, wo Tarquin ist. Als er Sie sah, hatte ich ihm gerade gesagt, dass ich es auch nicht weiß, aber das wird er mir sicher nicht geglaubt haben.“
„Wieso haben Sie ihm das nicht schon gestern gesagt?“
„Ich habe doch gar nicht mit ihm sprechen können, weil …“ Unsicher runzelte sie die Stirn.
„Weil ein lästiger Mensch ihn verscheuchte?“
„Ja“, murmelte sie.
„Und wer war das?“, fragte Mark mit einem harten Unterton.
Emily wandte den Kopf ab. „Hören Sie, ich habe mich, was Riley angeht, ihrem Drängen gebeugt. Muten Sie mir nicht zu, allzu private Dinge zu erörtern.“
Langsam kam er näher, so nah, dass er den schmalen Durchlass mit seinen breiten Schultern völlig versperrte. Dann umfasste er ihr Kinn und zwang sie, ihn anzuschauen.
„Miss Beaumont, ich muss mich wirklich gerade sehr anstrengen, mich nicht einfach aus der Sache herauszuhalten und Sie Ihrem Schicksal zu überlassen.“
Voller Unbehagen las sie die Drohung in seinen blauen Augen und hielt eine trotzige Entgegnung zurück, denn sie sagte sich, dass dieser so entschlossen wirkende Mann Tarquin viel eher würde finden können als sie selbst. Sein kantiges, aber männlich-schönes Gesicht war ihr sehr nahe, und sie sah, wie er den Blick träge auf ihre Lippen heftete.
„Sie werden mich doch nicht im Stich lassen, Sir?“, fragte sie herausfordernd mit seidig-weicher Stimme und bereute es sofort.
„Nein?“, flüsterte er. „Und was macht Sie so sicher?“
Emily versuchte, sich aus seinem Griff zu lösen, doch er hielt sie gerade so fest, dass sie stillhalten musste. Nun denn, wenn er es nicht anders wollte, würde sie ihm eben sagen, dass seine unerwartete Hilfsbereitschaft sicher nicht besonders edlen Gründen entsprang. Trotzdem schwieg sie, denn ihr fiel es plötzlich schwer, auszusprechen, dass sie sich einbildete, er begehre sie. Je mehr sie sich mühte, gerechte Empörung aufzubringen und den Mut, ihn zu schmähen, desto bewusster wurde sie sich seiner harten Hand auf ihrer Haut.
„Nun, warum werde ich Sie nicht im Stich lassen?“, wollte er leicht belustigt wissen. Er
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