Mylady Adelshochzeit 01
sie zu eilige Schlüsse über die Beziehung zwischen Mark und diesem Mädchen gezogen hatte?
In diesem Moment kam, sichtlich außer Atem, ihre Zofe herein. „ Madame , Monsieur ist da; er will Sie sprechen, aber ich ließ ihn unten warten, denn er schaut so schrecklich böse aus …“, flüsterte sie, brach jedoch ängstlich ab, als sie bemerkte, dass Mark hinter ihr folgte.
„Lass uns allein, Claudine“, sagte Barbara, aber ihre Stimme klang schrill, und mit fliegenden Fingern rückte sie Tiegel und Fläschchen hin und her, um das zerknüllte Papier dazwischen zu verbergen.
Ihre aufgeregten Bemühungen ließen Mark zynisch lächeln, besonders, als sie sich mit einer verführerischen Bewegung erhob und ihm mit wiegenden Hüften entgegentrat. „Welch angenehme Überraschung“, hauchte sie und stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
Mark jedoch packte ihre weißen Arme, die sie ihm um den Nacken schlingen wollte, und führte seine ein wenig widerstrebende Geliebte zu dem Frisiertisch. Grob stieß er eine Parfümflasche zur Seite und fischte zwischen den Tiegeln nach dem zerknitterten Brief. Nur ein Muskel an seinem Mundwinkel zuckte, während er Emilys Hilfeschrei las.
„Ich … ich kam dich vorhin besuchen, doch du warst nicht da“, versuchte Barbara überstürzt zu erklären, „und da ich sagte, ich würde dich vermutlich im Hyde Park treffen können, gab Lomax mir den Brief für dich mit …“ Betroffen von Marks merkwürdigem Schweigen verstummte sie, doch verstörender noch fand sie seinen kalten, bohrenden Blick.
„Ach, wirklich?“, fragte Mark leise, aber verächtlich scharf. „Lassen wir die Wahrscheinlichkeit eines solchen Ablaufs einmal außer Acht, und erkläre mir stattdessen, womit du entschuldigst, dass du einen an mich gerichteten Brief an dich gebracht und geöffnet hast.“
Errötend murmelte sie: „Es hätte sich um etwas Dringendes handeln können, und“, fuhr sie fantasievoll fort, „natürlich musste ich das annehmen, da dein Butler so sehr darauf bedacht war, dir das Schreiben zukommen zu lassen.“ Sie lächelte breit und gewinnend. „Als ich dich nicht im Park fand, dachte ich, ich sehe besser nach, worum es geht, um dann vielleicht weiter nach dir zu suchen.“
Steif befreite Mark sich von ihren Fingern, mit denen sie ihn zärtlich lockend streichelte, und sagte: „Du stiftest gern Unheil, Barbara, und nicht nur das.“ Während er sie fortschob und mit großen Schritten zur Tür ging, fügte er hinzu: „Es ist schade, dass es so weit mit uns gekommen ist. Mehr dazu zu sagen habe ich jetzt nicht die Zeit, doch vermutlich warst du dir über meine Gefühle längst klar. Wie auch immer, eines merk dir: Lügner und Diebe verachte ich.“
Als Mark vor dem Haus der Beaumonts aus seinem Karriol sprang, rannte ihm Tarquin schon die Stufen hinab entgegen.
Er wirkte sehr bestürzt und rief: „Gott sei Dank, da bist du ja! Emily war seit dem frühen Nachmittag nicht mehr hier!“
Mark raufte sich beinahe die Haare. Genau das hatte er befürchtet.
„Meine Eltern sorgen sich noch nicht allzu sehr“, erklärte Tarquin. „Sie nehmen an, Emily ist mit Sarah Harper zusammen; das ist ihre Freundin, mit der sie oft stundenlang unterwegs ist. Sie wohnt nicht weit von hier. Sollen wir dort …?“
„Nein, da ist sie nicht!“, sagte Mark. Er zog Emilys Brief hervor und reichte ihn Tarquin, der in den Lichtkegel einer Gaslaterne rückte und hastig las.
„Hölle und Verdammnis! Jenny hatte recht. Riley hat genau diesen miesen Trick benutzt, und wir kommen zu spät. Devlin hat sie schon!“, stöhnte er entsetzt.
„Aber wo? Wo kann er sie hingebracht haben?“, knirschte Mark. Nur mühsam bewahrte er seine Ruhe, doch wenn er seine unbändige Wut über die Vernunft triumphieren ließe, würden sie Emily nie helfen können. Aus ihren hastig hingeworfenen Zeilen sprach gleichermaßen ihre sehnliche Hoffnung wie ihr tiefes Vertrauen darauf, dass er ihr zu Hilfe kommen möge. Er stieß ein paar wilde Flüche zwischen den Zähnen hervor. Wäre er doch nur daheim gewesen, als sie an seine Tür kam! Doch leider hatte er da gerade Tarquin aus seinem Jagdhaus zurückgeholt. Vor seinem inneren Auge liefen die abscheulichsten Bilder ab. Was würde Emily zu ertragen haben? Beinahe außer sich, die Hände zu Fäusten geballt, lief er auf und ab und dachte nach. „Riley wird mit Emily zu einem ziemlich abgelegenen Ort bestellt worden sein. Also brauchen wir Riley, um sie zu
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