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Mylady Adelshochzeit 01

Mylady Adelshochzeit 01

Titel: Mylady Adelshochzeit 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan , Mary Nichols
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widerspruchslos gehorchte. Da war es eine erfrischende Abwechslung, nun einmal um etwas kämpfen zu müssen.
    Sie ging in die Küche, schickte May zu den Ställen, damit sie Dobson bat, Bonny Boy zu satteln, und nahm dann einen Korb, den sie mit einer Kanne Milch, Eiern, Brot, Käse und einem Glas Eingemachten füllte. Die Lebensmittel wollte sie zu Mrs. Biggs bringen, die erst kürzlich ein weiteres Kind zur Welt gebracht hatte. Die arme Frau hatte es besonders schwer, seit Mr. Biggs seine Stellung als Untergärtner in Amerleigh Hall verloren hatte. Zwar arbeiteten die beiden ältesten Töchter in der Weberei, doch sie verdienten nicht genug, um die ganze Familie zu ernähren. Mr. Biggs war es verhasst, Almosen annehmen zu müssen, wie Charlotte wusste, doch zum Wohle seiner Kinder blieb ihm nichts anderes übrig.
    Fünf Minuten später saß Charlotte auf Bonny Boy, den Korb sorgsam vor sich im Sattel haltend, während sie im Schritt hinunter ins Dorf ritt.
    Mrs. Biggs lebte mit ihrem Mann und ihren sieben Kindern in einem kleinen Cottage in der Nähe der Kirche. Dankbar nahm sie den Korb entgegen. „Darf ich Ihnen eine Erfrischung anbieten?“, fragte sie wie immer.
    Charlotte dachte jedoch nicht im Traum daran, das freundliche Angebot anzunehmen, wusste sie doch, dass sonst nicht genug für alle Familienmitglieder übrig bleiben würde. „Nein, vielen Dank, Mrs. Biggs. Ich habe noch weitere Besuche zu machen. Wie geht es dem Baby?“
    „Bestens. Dank Ihrer Güte, Madam, geht es uns allen gut. Glauben Sie, dass der neue Earl die Leute wieder anstellen wird?“
    „Wir wollen es hoffen, Mrs. Biggs.“
    Sie nahm sich die Zeit, das Baby zu herzen und mit den anderen Kindern zu plaudern, bevor sie sich wieder verabschiedete.
    Beim Verlassen des Cottages beschloss sie, ihren Ausritt noch ein wenig auszudehnen und auf den Hügel hinaufzureiten. Der Weg führte an den Ländereien von Amerleigh Hall vorbei, und dort sah sie auch zwei Arbeiter eine eingestürzte Mauer an der Straße reparieren. Einer der Männer schaute auf, als er sie kommen hörte. Verblüfft zog sie die Zügel an, denn es war Lord Amerleigh höchstpersönlich in Arbeitsmontur. „Guten Morgen, Mylord“, sagte sie kühl.
    „Miss Cartwright“, grüßte er, abwartend. „Mylord, es überrascht mich, Sie Maurerarbeiten ausführen zu sehen.“
    „Die Arbeit muss getan werden, denn Mr. Frosts Schafe entwischen immer wieder durch das Loch auf die Straße“, antwortete er. „Außerdem macht es mir Freude, mit den Händen zu arbeiten. Es hat eine beruhigende Wirkung.“
    Sie stieg vom Pferd, raffte den Rock und kam, Bonny Boy am Zügel führend, auf ihn zu. „Ich kann verstehen, dass Sie Ruhe suchen, Mylord, und das Errichten von Mauern ist sicher eine ehrenwerte Beschäftigung, aber im Dorf gibt es einige notleidende Familien, weil die Männer keine Arbeit haben. Hätten Sie nicht einen oder zwei Dörfler für diese Tätigkeit anstellen können?“
    Seine Miene verfinsterte sich. „Wen ich einstelle, ist meine Angelegenheit, Madam.“
    „Natürlich.“ Sie sah ein, dass sie ihn nicht beeinflussen konnte, wenn sie ihn verärgerte. „Allerdings sorge ich mich um die Menschen, die ihre Stellung auf dem Anwesen verloren haben, und ich dachte, dass Sie von deren verzweifelter Notlage möglicherweise nichts wissen, da Sie ja erst kürzlich zurückgekehrt sind.“
    Er wischte sich die Hände an seiner Arbeitshose ab und trat nahe zu ihr. „Ich wäre kein guter Offizier, wenn ich meiner Umgebung gegenüber mit Blindheit geschlagen wäre, Miss Cartwright. Mir ist die Situation der Dorfbewohner keineswegs entgangen. Sie müssen mir keine Vorträge halten.“
    Ihr würde er ganz gewiss nicht offenbaren, dass nicht etwa Gefühllosigkeit ihn davon abhielt, den Dorfbewohnern zu helfen, sondern die Notwendigkeit mit seinen Mitteln zu haushalten. Er fragte sich, warum sie nicht geheiratet hatte. Sie war immer noch jung, und ihr Vermögen stellte sicherlich einen großen Anreiz dar. Hatte sie mögliche Verehrer etwa mit ihrer spitzen Zunge vertrieben, der Angewohnheit, immer das zu sagen, was sie dachte und sich in alles einzumischen? Wäre sie keine Cartwright, hätte es ihm vielleicht Vergnügen bereitet, mit ihr gemeinsam das Wohl der Dorfbewohner zu fördern. Doch im Augenblick waren ihm andere Dinge wichtiger als sein Vergnügen.
    „Dann überlegen Sie also, die Männer wieder einzustellen? Ich habe da einen ganz besonderen Mann im Sinn, sein Name ist Biggs.

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