Mylady Adelshochzeit 01
Er verbeugte sich. „Myladys, zu Ihren Diensten.“
„Roland, schön, dass du kommst.“ Seine Mutter ließ sich ihre Verwunderung über sein verändertes Aussehen nicht anmerken. „Wir wollten gerade den Tee nehmen. Du bleibst doch und leistest uns Gesellschaft?“
Er nahm auf einem der zierlichen Stühle Platz. „Vielen Dank. Ich hoffe, ich unterbreche nicht die neusten on dits .“
„Aber überhaupt nicht, Mylord“, erwiderte Lady Brandon. „Wir hielten es für an der Zeit, Sie in unserem Kreise willkommen zu heißen und Ihnen einen kleinen Empfang zu Ihren Ehren vorzuschlagen.“
„Meine Damen, ich fühle mich geschmeichelt. Wir sind jedoch in Trauer.“
„Das wissen wir“, warf Lady Gilford ein. „Aber es soll ja auch keine große Gesellschaft werden. Außerdem hätte Ihr verstorbener Herr Vater es sicherlich gewünscht, dass Sie am Gesellschaftsleben teilnehmen. Er selbst war mit Freude Gast wie auch Gastgeber. Ein Ball, den er gegeben hat, ist mir besonders gut in Erinnerung geblieben. Die ganze Grafschaft hat noch lange später davon gesprochen.“
Roland vermutete, dass sie den desaströsen Abend vor sechs Jahren meinte, um nach weiteren Informationen zu angeln, mit denen sie sich vor ihren Busenfreundinnen brüsten konnte, und beschloss, ihr in die Parade zu fahren. „Mylady“, meinte er. „Wenn es die Umstände erlauben, werden wieder Bälle auf Amerleigh Hall stattfinden, und dann wäre ich auch entzückt, Sie als meine Gäste zu begrüßen, doch solange wir uns in Trauer befinden, kann ich derlei Veranstaltungen nicht in Erwägung ziehen.“
„Nein, natürlich nicht“, stand Lady Brandon ihrer Freundin bei. „Wir kamen auch bloß, um Sie zu einer bescheidenen Soiree in Scofield Place einzuladen. Ich bin mir gewiss, Ihre Teilnahme daran würde sicherlich nicht als unschicklich gelten.“
Er fing den Blick seiner Mutter auf, die ihm unmerklich zunickte. „Es wäre mir eine Ehre.“
Höchst zufrieden mit dem Ergebnis des Nachmittags verabschiedeten sich die Damen. Kaum hatte sich die Tür hinter ihnen geschlossen, brach er in Gelächter aus. „Mama, was soll man denn davon halten?“
Lady Amerleigh lächelte. „Man wird dich feiern, ob du willst oder nicht, und jede Mutter einer ledigen jungen Dame wird versuchen, die anderen mit festlichen Anlässen zu deinen Ehren zu übertrumpfen.“
„Himmel hilf! Ich habe nicht vor, mich zu vermählen.“
Sie lachte. Es war das erste Mal, dass er sie seit seiner Rückkehr lachen hörte, und es hob seine Stimmung.
„Eines schönen Tages wird eine junge Dame kommen, die dein Herz erobert, und dann wirst du deine Meinung ändern.“
„Das hoffe ich, aber erst, wenn ich das Anwesen auf Vordermann gebracht habe. Heute habe ich bereits einen Anfang gemacht.“
„Das sind gute Nachrichten.“
„Papa war nicht so verschwenderisch, wie wir annahmen, und ich habe auch ein eigenes Einkommen. Aber das muss keiner wissen. Lass sie ruhig denken, dass Vater mir Geldmittel hinterlassen hat und einzig seine Krankheit ihn daran hinderte, das Anwesen zu erhalten.“ Er schwieg kurz, bevor er fortfuhr: „Es ist kein großes Vermögen, also kann ich nicht allzu verschwenderisch damit umgehen, aber es reicht, um einen Großteil des Herrenhauses neu einzurichten. Würdest du das für mich übernehmen, Mama? Ich habe nicht die geringste Ahnung, was gebraucht wird.“
Sie klatschte entzückt in die Hände. „Oh, ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen. Wann soll ich anfangen?“
„So bald wie möglich. Jetzt werde ich den kleinen gehörlosen Jungen besuchen und sehen, wie es ihm geht. Wenn du morgen ein wenig Zeit für mich erübrigen könntest, werde ich zu dir kommen, und wir werden Pläne schmieden.“
Wie versprochen, besuchte Charlotte nachmittags Mrs. Biggs, um sich nach Tommy zu erkundigen und ihr eine Kanne Milch, Eier und ein Glas von Mrs. Caters Pflaumenmus zu überbringen. Sie war überrascht, den Earl of Amerleigh nach der neuesten Mode gekleidet auf dem Boden liegen und mit Tommy Mikado spielen zu sehen. Beide lachten auf, als der Earl sich zu ungeschickt erwies, eines der Hölzchen ohne zu wackeln aufzunehmen. Bei ihrem Eintreten schaute er auf. „Miss Cartwright, wie geht es Ihnen?“, fragte er und stand auf.
„Danke, gut, Mylord.“ Ihre Stimme klang wie immer, verriet ihre Gefühle nicht, obwohl ihr Herz doppelt so schnell schlug wie sonst. Hätte sie von seiner Anwesenheit gewusst, wäre sie nicht gekommen. Doch das war
Weitere Kostenlose Bücher