Mylady Adelshochzeit 01
Captain, doch fiel es ihr schwer, den Mann, der schweigend neben ihm stand, zu ignorieren.
Captain Hartley verbeugte sich. „Es wäre mir ein Vergnügen, Madam.“
Sie reichte Roland ihren Korb. „Würden Sie das hier bitte Mrs. Biggs geben?“ Dann verabschiedete sie sich und eilte davon, während die Männer an die Tür des kleinen Hauses klopften.
Zu Hause angekommen, tauscht Charlotte ihren Reitdress mit einem schlichten Seidenkleid und wanderte unruhig im Wohnzimmer ihrer Suite hin und her, während sie sich fragte, ob Lord Amerleigh seinen Freund begleiten würde. Sie hatte ihn nicht ausdrücklich von der Einladung ausgenommen, hatte ihn aber auch nicht eindeutig in die Einladung einbezogen. Zwei Stunden später wurde ihre Frage beantwortet. Beide Männer ritten die Auffahrt hinauf und stiegen vor der Haustür ab. Sie beobachtete sie vom Fenster aus, sorgsam darauf bedacht, nicht gesehen zu werden. Keinesfalls wollte sie, dass sie annahmen, sie hielte Ausschau nach ihnen. Rasch begab sie sich hinunter in den Salon und setzte sich mit einer Londoner Zeitung in der Hand aufs Sofa. Als der Lakai die Besucher meldete, legte sie die Zeitung auf einen Tisch und erhob sich, um die Herren zu begrüßen und Tee zu ordern.
„Mrs. Biggs bat mich, Ihnen dies hier zurückzubringen“, sagte Roland und reichte ihr den Korb, den er in der Hand hielt. „Sie war recht überschwänglich in ihren Dankesbezeugungen.“ Interessiert sah er sich um, denn er hatte nie zuvor Mandeville betreten, und die Opulenz überwältigte ihn. Es war offensichtlich, dass man keinerlei Kosten beim Bau und der Einrichtung gescheut hatte. Die Möbel waren von bester Qualität, die Sofas mit kostbaren Stoffen bezogen, die Teppiche dick und die Vorhänge edel, Gemälde und Zierrat unbezahlbar. Indes war es zu perfekt, die Zimmer strahlten keine Wärme aus, man hatte nicht das Gefühl, dass in diesem Haus gelebt wurde. Es war nichts weiter als ein Statussymbol, eine Zurschaustellung von Reichtum. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Kinder in Mandeville herumtobten, die Geländer herunterrutschten oder Ball in der Halle spielten, wie er es als Kind in Amerleigh getan hatte. Allerdings verstand er nun, warum Charlotte Cartwright verächtlich auf Amerleigh Hall herabsah, auf das Durcheinander verschiedener Stilrichtungen, die klappernden Fensterläden und zugigen Flure.
Sie stellte den Korb zur Seite und bat die Herren, Platz zu nehmen. Sie warteten, bis sie sich gesetzt hatte, dann nahmen sie ihr gegenüber Platz. „Was sagen Sie zu Tommy, Captain?“, fragte sie rundheraus.
„Er ist sehr klein“, erwiderte er.
„Natürlich“, stimmte sie lachend zu. „Er ist ja auch erst sechs Jahre alt.“
Miles lächelte. „Ich bin an Soldaten gewöhnt, Madam, kleine Kinder sind mir fremd.“
„Oh je, dann können Sie ihm wohl nicht helfen?“
„Das habe ich nicht gesagt, Miss Cartwright. Ich will es zumindest versuchen, freilich werde ich dabei wohl ebenso viel lernen wie der Junge.“
„Sie werden auch seine Eltern und Geschwister unterrichten müssen, damit sie sich untereinander verständigen können.“
„Selbstverständlich. Ich habe gesehen, dass die Familie schon sehr viel von dem versteht, was er ihnen mitzuteilen versucht. Ich denke, wir fahren am besten damit, wenn wir die Zeichen, die er bereits entwickelt hat, in den Unterricht einbauen. Es ist nicht sehr sinnvoll, ihn neue Zeichen für bereits vertraute Dinge zu lehren. Er kann noch nicht schreiben, also nutzt es nichts, ihm die Buchstaben in Zeichensprache beizubringen. Das kommt später. Wie ich den Unterricht gestalte, darüber muss ich mir allerdings noch gründlich Gedanken machen.“
„Gewiss konnten auch viele der Soldaten, die Sie unterrichtet haben, weder lesen noch schreiben?“
„Das ist zwar richtig, indes verfügt ein Kind über einen ganz anderen Wortschatz als ein Soldat. Es ist eine Herausforderung, eine sehr große Herausforderung.“
„Ich bin mir sicher, Sie sind ihr gewachsen, Captain“, sagte sie, als der Tee hereingebracht wurde und sie sich mit dem Servieren beschäftigte.
Roland fiel auf, wie ungezwungen und freundschaftlich die beiden miteinander umgingen, und eine seltsame Unruhe überkam ihn, als ob etwas, das er in Reichweite glaubte, sich immer weiter von ihm entfernte. „Du wirst ein Schulzimmer benötigen“, sagte er zu Miles. „Du kannst nicht im Cottage unterrichten, während Mrs. Biggs ihre Hausarbeit erledigt. Ich stelle gerne das
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