Mylady Adelshochzeit 01
tippte auf das Blatt Papier, das er immer noch in der Hand hielt. „Und dieser Brief datiert nach dem Ball, aber vor der Eigentumsübertragung, siehst du es?“
Er verstand. „Ja, du hingegen bist mit Blindheit geschlagen, Charlotte. Mir ist Browhill völlig gleich. Ich will es nicht. Was ich will, bist du … du, nicht die Eigentümerin von Minen, Webereien, Plantagen und vornehmen Häusern. Dir gehört mein Herz, das ist alles, was zählt. Verstehst du nun?“
Sie wagte kaum zu atmen, aus Furcht, das alles könne nur ein Traum sein, der sich in Luft auflösen würde, wenn sie sich regte.
Er griff erneut nach ihren Händen und zog sie zu sich. „Charlotte, vergiss diese Urkunden. Ich möchte unser Gespräch vom Tag vor meiner Abreise noch einmal aufgreifen …“
„Worüber sprachen wir, Mylord?“
„Ich bat dich, mich zu heiraten, und du hast abgelehnt, aber ich habe dir nicht versichern können, wie sehr ich mir dies wünsche, wie sehr ich mich danach sehne, dass du meine Gattin wirst. Wir sind füreinander bestimmt.“ Er hielt inne, denn ihr Mund hatte sich geöffnet und lud förmlich zu einem Kuss ein. Erst nach einer ganzen Minute konnte er wieder sprechen. „Das könnten wir immerzu tun“, meinte er lächelnd. Voller Leidenschaft hatte sie seinen Kuss erwidert und Roland in seinem Glauben bestärkt, dass sie so freigiebig und liebevoll war, wie er seit Langem vermutete. „Und noch mehr. Kann ich dich nicht dazu bewegen, deine Meinung zu ändern?“
Zu gern wollte sie Ja sagen, das wollte sie wirklich, aber etwas hielt sie immer noch zurück. „Ich weiß nicht, es gibt so vieles zu bedenken …“
„Deine Geschäfte, nehme ich an.“ Er hatte beinahe schon mit ihrem Widerspruch gerechnet. „Sei versichert, ich möchte dir deine Webereien und Fabriken nicht nehmen. Sie gehören dir, sind Teil von dir und auch ein Grund dafür, dass du eine solch wunderbare Frau bist. Nie im Leben würde ich daran etwas ändern wollen. Und ich werde mich auch nicht einmischen, es sei denn, du bittest mich darum.“ Er lachte unvermittelt auf.
„Was ist so lustig?“
Er erzählte ihr von den Dokumenten und Professor Lundy. „Siehst du, mein Liebling, wir haben uns um nichts und wieder nichts gestritten, außer um ein Paar Hektar Land.“
Sie schaute ihn erschrocken an, unsanft aus ihren Träumen gerissen. „Muss die Mine etwa geschlossen werden? Dann verlieren viele gute Männer ihre Arbeit.“
„Nein, Liebste, das denke ich nicht. Wir können uns bei der Krone um die Konzession bewerben. Es kann sogar gut sein, dass die Rechte nach all der Zeit sowieso an den Eigentümer gefallen sind.“
„Ich bin eine dumme Gans, nicht wahr?“, sagte sie seufzend. „Ich wünschte, ich wäre nicht in dem Glauben aufgewachsen, dass nur Geschäft und Gewinne zählen. Ich wünschte, ich hätte einige der weiblichen Listen gelernt, mit denen junge Damen ihren Kopf durchsetzen.“
„Ich nicht.“
Sie schaute ihn überrascht an. „Du nicht?“
„Nein. Die Frau, die du bist, habe ich lieben gelernt. Ich würde nichts an dir ändern wollen, allerdings würde ich mir wünschen, dass du mir wenigstens gelegentlich zuhörst.“
„Ich höre dir zu.“
„Das ist das letzte Mal, dass ich dich frage. Ich werde dir nicht weiter nachlaufen, denn auch ein Mann hat seinen Stolz“, sagte er lächelnd. „Also wirst du mir nun ohne Umschweife auf meine Frage antworten oder nicht?“
„Welche Frage soll ich beantworten?“ Sie zitterte am ganzen Körper. Sie, die sich damit brüstete, jederzeit einen kühlen Kopf zu bewahren, hatte Angst davor, die größte Entscheidung ihres Lebens zu treffen.
„Willst du mich heiraten?“
Schweigend schaute sie ihn eine Weile an. „Bist du dir sicher?“
„Ich bin mir sicher. Wird dich das vielleicht überzeugen?“ Er nahm ihr Gesicht in seine Hände und bedeckte ihre Lippen mit einem Kuss, der nicht von rasender Leidenschaft sprach, sondern von großer Zärtlichkeit. Sie spürte, wie ihre Knie nachgaben, und umschlang ihn, wohlwissend, dass seine Umarmung sie alles vergessen machen würde und nur noch ihre wunderbare Liebe füreinander zählte. Schließlich löste er sich von ihr und musterte sie prüfend. Ihre Augen leuchteten, die Wangen waren rosig und ihre Lippen leicht geöffnet. Sie strahlte förmlich vor Glück. Eine Locke war ihr ins Gesicht gefallen, und er schob sie liebevoll zurück. „Bist du nun endlich davon überzeugt, dass mir meine Worte ernst sind? Ich liebe
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