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Mylady Adelshochzeit 01

Mylady Adelshochzeit 01

Titel: Mylady Adelshochzeit 01 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Brendan , Mary Nichols
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Liverpool eingelaufen war, zwar durch heftige Seestürme schwer beschädigt, aber mit einer unversehrten Mannschaft und Ladung, konnte sie aufheitern. In der Weberei herrschte emsiges Treiben, der neue Stollen der Mine schien profitabel, und dennoch fühlte sie sich so niedergeschlagen, dass sie beim kleinsten Anlass in Tränen auszubrechen drohte. Das hieß allerdings nicht, dass sie ihre Arbeit vernachlässigen durfte. Die Pflicht ging vor.
    „Du wirst dich noch zu Tode arbeiten“, meinte ihre Großtante eines Abends, als Charlotte die Augen beim Dinner beinahe zufielen. „Du solltest dir besser Zeit nehmen, deine Stellung in der Gesellschaft zurückzuerobern.“
    „Und wie soll ich das tun?“
    „Du könntest damit beginnen, Lady Amerleigh einen Besuch abzustatten. Sie hat gesagt, sie würde dich empfangen, und doch bist du nie dort gewesen. Und das, obwohl Mr. und Mrs. Temple immer noch in Amerleigh Hall weilen.“
    „Soll ich etwa vor ihnen zu Kreuze kriechen?“
    „Red kein dummes Zeug, Charlotte. Du musst vor niemandem kriechen. Mach dich hübsch und statte ihnen einen Nachbarschaftsbesuch ab. Frage Lady Amerleigh, ob sie Neuigkeiten von Seiner Lordschaft hat, zeige dich interessiert an den Renovierungsarbeiten.“
    „Tante, das kann ich nicht! Ich wäre so durchschaubar wie Lady Brandon.“
    „Da wir gerade von Lady Brandon sprechen. Sie war heute Nachmittag hier.“
    „Ach ja?“
    „Ja, und sie hat von nichts anderem gesprochen als der Verlobung von Martha mit Martin Elliott. Offenbar hat man ihm die Pfarrei von Scofield anvertraut, und da hat er schließlich all seinen Mut zusammengenommen und Miss Brandon einen Antrag gemacht. Also hat alles ein gutes Ende genommen.“
    Ein gutes Ende, sinnierte Charlotte. Sie war weit entfernt von einem guten Ende, doch sie freute sich für Martha und fragte sich, ob Lady Amerleigh schon davon gehört hatte, und falls ja, ob sie Roland darüber informieren würde. „Bitte entschuldige mich. Ich muss die Bücher noch fertigmachen, bevor ich mich zur Nachtruhe begebe“, meinte sie und ging hinüber ins Büro, wo sie vorgab, zu arbeiten, doch gleich, wo sie auch war, in ihrem Schlafzimmer, im Salon, im Arbeitszimmer oder im Dorf, sie konnte der qualvollen Sehnsucht nach dem Mann, den sie liebte, nicht entkommen.
    Sie fuhr sich mit der Hand über die schmerzende Stirn und schaute hoch zu den Regalen an der Wand. Sie waren vollgestopft mit staubigen Akten, die sie aus Mangel an Zeit hatte noch nicht durchsehen können. Vielleicht war nun der rechte Zeitpunkt dafür gekommen. Möglicherweise fand sie dabei sogar heraus, ob Lord Amerleighs Anschuldigung, ihr Vater habe ihn um Browhill betrogen, begründet war. Als sie die Unterlagen für das Jahr 1808 gefunden hatte, zog sie sie heraus und begann zu lesen.
    Eigentlich hatte sie nicht wirklich erwartet, etwas zu entdecken, aber nach einer halben Stunde stieß sie auf ein Schreiben, und ihr sank das Herz. Es war ein Gutachten über Browhill. Der Bericht informierte Mr. Cartwright darüber, dass seine Annahme korrekt sei und die Stichproben tatsächlich auf große Bleivorkommen schließen ließen, die den Abbau lohnen würden. Das Schreckliche daran aber war, dass der Bericht auf ein Datum nach Rolands Zurückweisung datiert war, aber noch vor dem Tag, an dem das Land den Eigentümer gewechselt hatte. Sie musste zweimal nachschauen, um ihren Augen zu trauen. Doch dort stand es, schwarz auf weiß. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an ein Gespräch mit ihrem Vater auf der Heimfahrt nach dem Ball. Er war außer sich vor Wut gewesen. „Dafür wird er bezahlen“, hatte er gesagt. „Niemand hält Henry Cartwright ungestraft zum Narren. Du wirst gerächt werden, Charlie, keine Sorge.“
    Deshalb hatte ihr Vater die Rückzahlung des Darlehens ausgeschlagen und zusätzlich einen enormen Zins verlangt! Er hatte das Geld gar nicht wiederhaben wollen. Vielmehr wollte er über den Earl triumphieren und hämisch frohlocken, wenn die Mine ihn reicher als zuvor gemacht hätte. „Oh Papa“, murmelte Charlotte. „Weißt du denn, was du mir damit angetan hast?“ Mit leerem Blick, das Dokument in der Hand, dachte sie über ihr Leben nach, das so anders hätte verlaufen können, wenn ihr Vater nicht so ehrgeizig und rachsüchtig gewesen wäre. Das Schlimmste aber war, dass sie auf Ehre und Gewissen geschworen hätte, die rechtmäßige Eigentümerin der Mine zu sein.
    Ihr Vater hatte zwar nichts Ungesetzliches getan, doch gewiss

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