Mylady Adelshochzeit 01
Ball in Scofield Place gefeiert worden war. Martin war überglücklich und Lord Amerleigh zutiefst dankbar, dass er ihm das Vikariat in Scofield zugeteilt hatte.
Erwartungsvoll schauten alle zum Eingang, als der Pfarrer seinen Platz vor dem Altar einnahm. Gleich darauf betrat die Braut die Kirche.
Charlotte trug eine schwere cremefarbene Brokatrobe, ihr Haar war mithilfe eines Blumenkranzes gebändigt worden. Strahlend schritt sie am Arm von Jacob Edwards den Mittelgang hinunter. Da sie keine männlichen Verwandten hatte, hatte sie ihn gebeten, sie dem Bräutigam zu übergeben, und obwohl es ihn ein wenig traurig stimmte, dass seine verehrte Herrin nun für ihn verloren war, fand er doch, dass er sie an keinen besseren Mann hätte verlieren können.
Am Ende des Ganges wartete Roland auf sie, gekleidet in einen tiefblauen Frack und cremefarbene Hosen. Seine Weste war aus demselben cremefarbenen Stoff geschneidert wie Charlottes Kleid. Die Trauungszeremonie begann, und Miss Charlotte Cartwright wurde zur Countess of Amerleigh. Mit einem Diamantring, den Roland ihr an den Finger steckte, wurde das Bündnis besiegelt.
Anschließend fand ein Empfang in Amerleigh Hall statt, zu dem alle, alt und jung, Arbeiter und Adel, eingeladen waren. Die Möbelstücke und Gemälde, die Charlotte aus Mandeville mitgebracht hatte, ergänzten hervorragend die bereits vorhandene Einrichtung, und das alte Haus strahlte Geborgenheit und Wärme aus. In Mandeville hatten die Umbauarbeiten für die Schule bereits begonnen.
„Nun habe ich lange genug gewartet“, flüsterte Roland seiner Braut nach einer Weile zu, während sie inmitten ihrer Gäste standen. „Jetzt will ich dich ganz für mich alleine haben.“
Sie lachte. „Bald, Roland, bald. Gutes ist das Warten wert.“
Noch eine Nacht wollten sie in Amerleigh Hall verbringen und sich dann auf Hochzeitsreise nach Italien begeben.
Ihre Gäste verabschiedeten sich schließlich, und sie waren endlich allein. Roland nahm seine junge Frau in die Arme und bedeckte ihr Gesicht mit zahllosen Küssen. Obwohl Charlotte einwarf, dass es zu früh war, um sich zurückzuziehen, trug er sie die Treppe hinauf zu ihrem Schlafgemach, um ihr unmissverständlich zu zeigen, wie sehr er sie liebte. Aufgeregt, aber voller Wonne erfuhr Charlotte, dass materielle Dinge ohne Belang waren, dass zu lieben und geliebt zu werden alle Hindernisse überwinden konnte, dass wahre Liebe alle Zweifel, alle Missverständnisse besiegte.
– ENDE –
Mary Brendan
Die skandalöse
Braut
1. KAPITEL
„Unsinn, mein Kind, du sorgst dich wirklich ganz unnötig! Jungen sind nun einmal Herumtreiber.“ Mr. Cecil Beaumont schenkte seiner schönen Tochter ein strahlendes Lächeln. „Schau nicht so trübsinnig. Er wird schon wieder auftauchen.“
„Papa, Tarquin ist kein Junge mehr“, wandte Emily ein. „Er ist siebenundzwanzig und ein Mann, und ich fürchte, er hat sich einmal zu viel in die Klemme laviert. Vielleicht hat er sich verkrochen, weil er seine Gläubiger nicht länger hinhalten konnte.“ Den Blick ihrer strahlenden graublauen Augen ins Leere gerichtet, überlegte sie, wie oft schon ihr Bruder wegen seiner Spielleidenschaft und seiner Zügellosigkeit dem Abgrund nahe war, stets aber nach ein paar Tagen wieder auftauchte, ernüchtert und reuig. „Vielleicht sollten wir bei den Behörden nachfragen, falls er erneut im Schuldgefängnis gelandet ist.“
„Ganz unnötig, Liebes“, wehrte Mr. Beaumont ab, beugte sich wieder über seinen Schreibtisch und nahm die Feder auf.
Doch seine Tochter ließ sich nicht so leicht ablenken. In Grübeln versunken, wanderte sie in dem Arbeitszimmer umher. Schließlich ließ sie sich aufseufzend in einen abgenutzten Sessel sinken.
Schon vor fünf Tagen hatte die Familie ihren ältesten Sohn daheim am Callison Crescent erwartet, da er seinen jüngeren Bruder zwecks Anfertigung der Schulkleidung zum Schneider begleiten sollte. Er war nicht gekommen und hatte auch keine Nachricht gesandt, weder schriftlich noch mittels irgendwelcher Freunde. Selbst bei einem so egoistischen jungen Mann wie Tarquin ist das äußerst ungewöhnlich, fand Emily.
An jenem Nachmittag hatte Mrs. Beaumont etwas wie „rücksichtsloser Bursche“ gemurmelt und dann den Kammerdiener ihres Gatten als Begleitung des jungen Robert auserkoren. Als sie nun heute Morgen von Emily wegen Tarquins überlanger Abwesenheit angesprochen wurde, hatte sie sich nicht besorgter über ihren ältesten Sohn gezeigt als
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